0391 - Sein Alibi zerbrach wie Glas
langsam an mein Essen und beobachtete ihn dabei unauffällig.
Ich wartete, ohne recht zu wissen, auf was oder auf wen.
Aber ich musste nicht lange warten.
Als die Tür wieder aufschwang und einen neuen Schwarm von Hungrigen hereinspuckte, war sie dabei.
Susan Spencer. Unverkennbar. Sie war in Wirklichkeit noch viel schöner als auf dem Foto.
Howard Hays reagierte überhaupt nicht. Er stierte nur auf seinen Teller und warf ab und zu einen Blick auf Susan, während sie an der Glaswand entlangschlenderte und sich ein Gericht auswählte. Dann entdeckte sie ihn und winkte kurz herüber.
Hays hob kurz den Kopf, dann brütete er weiter.
Als Susan an den Tisch neben mir kam, war er doch immerhin so höflich, aufzustehen und ihr den Stuhl zurechtzurücken. Sie setzte sich hin und fing gleich an zu essen.
Sie hatte entschieden mehr Hunger als er.
Aber sie hatte ja auch nicht auf das Pferd »Susannah« gesetzt.
Ich spitzte meine Ohren, um von der Unterhaltung etwas mitzubekommen, aber der Lärm war zu groß.
Einmal hörte ich sie hell auflachen, dann sagte sie etwas leise zu ihm, er nickte. Allmählich schien er auch Appetit zu bekommen, er begann sein kalt gewordenes Essen zu verspeisen.
Ich war fertig, nahm noch den letzten Schluck von meinem Bier. Dann stand ich auf, warf Plastikbesteck und -Teller in den Müllschlucker und schlenderte zu dem Tisch von Hays und Susan.
»Ich würde gern meinen Kaffee an Ihrem Tisch trinken, wenn Sie nichts dagegen haben!«, sagte ich und setzte mich nach einer leichten Verbeugung an den Tisch.
Es war nicht zu übersehen, dass sie beide sehr viel dagegen hatten.
Hays blickte ärgerlich hoch, und Susan erschrak so, dass ihr die ganze Farbe aus dem Gesicht wich.
Hays sprang auf und fauchte mich an: »Gehen Sie an den nächsten Tisch, Sie stören hier!« Seine schmalen feinen Hände bebten.
»Genau das habe ich vor«, sagte ich.
Susan starrte mich erschrocken an.
Ich nahm langsam meinen Ausweis aus der Brieftasche, hielt ihn den beiden hin und fragte: »Warum haben Sie sich nicht bei der Polizei gemeldet? Haben Sie die Zeitung nicht gelesen?«
Susan sprang auf, sie drehte sich halb, aber ich fasste sie am Arm und sagte: »Das hilft doch nichts! Bleiben Sie hier, vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
»Helfen? Sie? Ausgerechnet!«, schrie sie und ließ sich dann resigniert auf den Stuhl fallen.
Hays hatte geschwiegen. Er schien über eine brauchbare Ausrede nachzudenken. Er hatte sie nötig.
»Nun?«, ermunterte ich ihn.
»Was nun«, gab er zurück. »Sie wollen doch fragen, denke ich?«
Er hatte wieder den richtigen Ton gefunden. Der jovial-herablassende Ton des erfolgreichen Rechtsanwaltes.
»Sie haben Ihre Mandantin aus dem Gefängnis geholt. Darf ich fragen, wer die Kaution gestellt hat?«
»Ich brauche keine Antwort zu geben, aber ich will es Ihnen doch sagen. Ich war es.«
»Aha. Und warum hat sich Miss Spencer nicht bei der Polizei gemeldet? Sie wissen doch, dass dadurch ihre Entlassung auf Kaution gefährdet ist?«
»Oh!«, sagte Susan und musterte Hays ungläubig. Er nickte.
»Ja, sie hat ihre Bewährung verloren, aber sie ist noch in Freiheit, hätte sie sich gemeldet, säße sie jetzt hinter Gittern wegen Mordes!«
»Was wissen Sie denn von dem Mord?«, fragte ich interessiert.
»Nur was in der Zeitung steht«, wich er aus.
»Aber Sie hätten sich gestern bereits melden müssen und gestern stand noch nichts von der Tat in den Blättern.«
»So? Na, ich hatte so etwas gehört. Wir kamen zu der Wohnung, und dort sahen wir die vielen Polizisten. Ich hielt es für besser, meine Mandantin nicht so einer Geschichte auszusetzen.«
Ich beobachtete Susan, und an ihrem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass er log.
»Mister Hays, wie kommt es, dass Sie so genau wussten, dass man Miss Spencer verdächtigen würde? Wussten Sie denn, wann die Tat begangen wurde?«
»Soll das ein Verhör sein?«, fragte er zurück.
Ich nickte.
»So kann man das nennen. Ich möchte gerne wissen, ob Ihre Geschichte stimmt. Bisher habe ich nicht diesen Eindruck.«
»Okay. Ich werde Ihnen sagen, wie es war.«
»Howie!«, rief Susan schwach, und ihre Augen waren groß und glänzten vor Angst.
»Keine Angst, Darling«, beruhigte sie Hays, dann fuhr er fort: »Susan ist in Gefahr.«
»In welcher Gefahr?«, fragte ich.
»Gestern bekam ich einen Anruf. Eine Männerstimme sagte mir, dass man eine der Gefängniswärterinnen bestochen habe, Susan Gift ins Essen zu geben.«
»Das ist
Weitere Kostenlose Bücher