0391 - Sein Alibi zerbrach wie Glas
bemerkt, würde mich der Koloss zermalmt haben.
Ich legte meine letzte Kraft in die nächsten Beinstöße. Meine Arme begannen abzusterben - die Lungen plusterten sich auf - dann merkte ich die frische Luft. Ich war gerettet! Gierig sog ich die Luft ein.
Ich war ziemlich weit draußen. Es goss in Strömen, der River war einsam und verlassen, und es war schon fast Abend geworden. Deshalb hatte ich auch die Entfernung unter Wasser so schlecht schätzen können.
Einen Moment lang ruhte ich mich aus, aber ich merkte bald, dass mein Körper anfing, in der Kälte steif zu werden, wenn ich mich nicht bewegte. Also schwamm ich.
Ich kam nach zehn Minuten ans Ufer. Die Strömung hatte mich so weit hinausgetragen, dass ich fast bei den Hudson Tubes landete. Ich versuchte, mich auf die nassen Betonplatten zu ziehen. Es ging nicht, ich war zu schwach, meine Arme knickten jedes Mal ein.
So laut es ging, schrie ich um Hilfe. Nach etwa drei Minuten kam ein Mann angerannt und zerrte mich aus dem kalten Nass.
»Na, doch noch anders überlegt?«, fragte er und stützte mich. Er dachte wohl, er habe es mit einem reumütigen Selbstmörder zu tun.
***
Dem Mann gehörte eine Kneipe gegenüber den Piers. Er brachte mich in das Hinterzimmer, setzte mich an eine elektrische Heizsonne und begann, mir einen Whisky nach dem anderen einzuflößen. Dann zeigte ich ihm meine Papiere und bat, telefonieren zu dürfen.
Er gab mir einen Anzug, und als ich fertig war, folgte ich ihm in den Schankraum, wo der Telefonapparat stand.
Als ich das Headquarter an der Strippe hatte, gab ich den neuesten Stand der Dinge durch und ließ mir einen Wagen schicken. Dann ruhte ich mich wieder aus.
Als der Wagen kam, ging es mir schon wieder ganz gut. Ich bezahlte meinen Retter und dampfte ab.
»In die Harlan Street!«, sagte ich.
Der Wagen preschte los.
Es war inzwischen völlig dunkel geworden, und der Regen klatschte unaufhörlich gegen die Scheiben.
Als wir in die Harlan Street einbogen, sah ich noch Licht im Laden von MacKeever.
Ich sprang aus dem Wagen. Man hatte Phil von meiner Meldung unterrichtet, und er war sofort hergefahren.
MacKeever stand unversehrt und wohlauf an der Ladenkasse.
»Waren sie hier?«, fragte ich, als ich noch in der Tür stand.
Er nickte müde. Seine kräftigen Hände hatten den Thekenrand umklammert, und ich konnte sehen, dass er getrunken hatte. Sein Blick flatterte, und seine Lippen waren aufgebissen.
»Erzählen Sie«, forderte ich ihn auf.
»Das Tonband«, stammelte er, »sie kamen herein und fanden das Tonband.«
»Wann kamen sie? Erzählen Sie der Reihe nach!«, sagte ich.
»Es war am Spätnachmittag. Sie waren weg, und Agent Decker brachte gerade eine Ladung mit Farbkisten. Den ganzen Tag über war nichts mehr geschehen. Ich sagte das Ihrem Kollegen, und er wollte zum FBI, um diesen Hays zu vernehmen. Dann war ich allein. Plötzlich geht die Tür auf, und dieser Holly und der mit dem Kaugummi kommen rein. Einer sagt mir, ich müsste im Monat 20 Prozent des Gewinns an sie bezahlen, oder mein Laden wäre bald ein Trümmerhaufen. Ich sollte zustimmen, also sagte ich okay. Das schien ihnen aber noch nicht zu passen. Es kam ihnen komisch vor, dass ich so schnell einverstanden war. Jedenfalls sagte Holly: ›Rufen wir doch mal Mack an‹. Er benutzte mein Telefon, ich versuchte zu sehen, welche Nummer er wählte, aber er drehte sich weg, und der andere hatte inzwischen einen Revolver herausgezogen, mit dem er mich in Schach hielt. Die Männer, ich meine Ihre Kollegen auf der Straße, konnten uns nicht erkennen. Der, den sie Chewy nannten, telefonierte, dann wurde er plötzlich sehr wütend, er drehte sich um…Er hatte erfahren, dass Sie vom FBI waren. Und dann fanden sie das Tonbandgerät und haben es völlig zerstört.«
»Ihnen haben sie nichts mehr getan?«
»Nein, glücklicherweise kam gleich darauf ein Kunde, vielleicht auch ein Mann von Ihnen. Die Gangster waren sofort verschwunden. Ich habe seitdem nichts mehr von ihnen gesehen.«
»So«, sagte ich und dachte nach.
Wo hatte Chewy seinen Kumpanen Mack angerufen? Hatten sie ein Quartier, das mir noch unbekannt war, oder war es in dem Hotel, als er sich im Hotelkeller mit Sal über mein Schicksal unterhielt.
Ich wandte mich an Phil: »Es hat keinen Zweck mehr, ihnen noch etwas vorzuspielen. Wir müssen die vier Gangster finden, um an ihren Chef zu kommen. Wo sind Hays und Susan?«
»Susan ist bei uns im FBI-Gebäude. Hays haben wir laufen
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