0391 - Susans Knochenmann
düster. »Teufel bleibt Teufel. Er hat sich in die Schwefelklüfte zurückgezogen. Merlins Erbe verwaist. Es gibt keinen designierten Nachfolger. Das Bollwerk der Weißen Magie bricht zusammen. Das ist es, worauf er seit langer Zeit hinarbeitet! Er hat uns alle lange in Sicherheit gewiegt. Jetzt ist er verschwunden. Statt nach Caermardhin, ist er in die Hölle zurückgekehrt! Jetzt wird mir auch klar, warum er damals die Zeitlose erschlagen hat! Das war keine Affekthandlung, die er bitter bereute, sondern sorgfältig geplant. Nur die Zeitlose hätte ihren eigenen Zauber wieder aufheben können. So hat er sie umgebracht, damit Merlin für alle Zeiten gefangen bleibt, und ist jetzt verschwunden, um uns das Durcheinander zurückzulassen…«
»Jetzt halte aber mal die Luft an!« fuhr Nicole den Druiden an. Normalerweise hielt sie sich aus Diskussionen heraus, in denen es um Sid Amos und seine Glaubwürdigkeit ging. Jetzt aber wurde ihr Gryfs Lamento zuviel. »Wenn es ihm nur darum gegangen wäre, daß Merlin auf alle Zeiten ausgeschaltet würde, hätte er nicht so lange hinterher Theater spielen müssen. Er hätte Merlins Nachfolge nicht antreten müssen. Das Chaos, das du befürchtest, wäre so oder so dasselbe. Deine Anschuldigungen entbehren jeder Logik, mein Lieber.«
Gryf sah sie entgeistert an. »Was ist denn in dich gefahren? Habe ich dir etwas getan?«
»Wir müssen davon ausgehen, daß Amos von Caermardhin ferngehalten wurde«, sagte Zamorra. »Da du die Burg erreichen und wieder verlassen konntest, könnte er in eine Falle gegangen sein, die nur für ihn speziell aufgestellt wurde. Jemand hat ihn abgefangen und einkassiert.«
»Wie kommst du denn darauf?« staunte Gryf. »Und - wer sollte das getan haben?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Zamorra. »Es ist einfach nur so ein Gefühl. Amos besitzt gewaltige magische Macht. Und wenn er irgend etwas anderes vorgehabt hätte nach unserer Aktion gegen das Druidenkillermonster, hätte er das entweder gesagt oder er wäre trotzdem erst nach Caermardhin zurückgekehrt. Sagt, was ihr wollt - er ist in eine Falle getappt. Könnt ihr euch vorstellen, wie mächtig jemand sein muß, der Assi austrickst?«
»Ich kenne da mehrere«, sagte Gryf bissig. »Gehören zufällig alle zur Zamorra-Crew.«
»Wir haben jetzt also zwei Probleme«, sagte Nicole. »Zum einen diesen Geist in Susan Boyds uns unbekanntem Haus, und zum anderen der verschwundene Amos. Ich bin sicher, daß du versuchen willst, festzustellen, was mit ihm geschehen ist, cherie.«
Zamorra nickte.
»Aber eines nach dem anderen«, sagte er. »Wenn die anderen nicht so verbohrt in ihren Vorurteilen wären, würde ich vorschlagen, daß sie sich um Amos kümmern. Aber ich kann nicht darauf hoffen, daß jemand wie Gryf«, er warf dem Druiden einen vielsagenden Blick zu, »mit der nötigen Ernsthaftigkeit an das Problem herangeht. Ich selbst sehe mich aber verpflichtet, erst einmal Susan Boyd persönlich zu helfen. Wir werden das sehr schnell hinter uns bringen müssen. Denn ich möchte Amos nicht zu lange in der Tinte stecken lassen. Wenn ihm jemand eine Falle gestellt hat, hat das seinen Grund.«
»Ärgerlich ist, daß wir jetzt ohne seine Hilfe agieren müssen«, sagte Nicole.
Zamorra nickte seufzend. »Es bleibt mir jetzt nichts anderes übrig, als zu einem Trick zu greifen, den ich eigentlich vermeiden wollte - gesetzt den Fall, man verweigert mir die Auskunft auf normalem Wege.«
»Was hast du vor?« fragte Nicole.
»Gedankenlesen«, sagte Zamorra und startete den Wagen wieder. Er sah in der Ferne die Leuchtschrift an der Fassade des Verlagsgebäudes, in dem Susan Boyds Zeitung herausgegeben wurde. In einigen Büros brannte Licht. Es waren also Mitarbeiter anwesend.
Völlig klar - die Arbeit an der Fertigstellung der Zeitung für den kommenden Tag hatte begonnen…
***
Sid Amos kam zu der Überzeugung, daß er etwas tun mußte. Er durfte nicht einfach aufgeben. Wenn er abwartete, bis sein Gegner sich erneut zeigte, hatte er verspielt. Ein Überraschungseffekt wirkt nur einmal. Beim zweiten Mal ist der Gegner darauf vorbereitet. So würde es auch hier sein. Er würde nicht noch einmal mit seiner Hand überraschend zuschlagen können. Er hatte seine Chance vertan.
Beziehungsweise, der Fremde hatte mit seinem spurlosen Verschwinden noch einen Trick mehr draufgehabt.
Amos mußte ihm also anders zuvorkommen. Er durfte nicht untätig abwarten.
Aus seiner magischen Fesselung kam er nicht so einfach
Weitere Kostenlose Bücher