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0391 - Susans Knochenmann

0391 - Susans Knochenmann

Titel: 0391 - Susans Knochenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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heraus. Solange dieses Netz, das ihn nach wie vor einhüllte, unzerreißbar blieb und jede magische Kraft aus ihm heraussaugte, sobald er versuchte, sie wirksam werden zu lassen, hatte er in dieser Hinsicht keine Chance. Aber seine Hand konnte er, gedankengesteuert, agieren lassen. Auf ihre Magie, die Magie Amun-Res, reagierte das Netz nicht.
    Also begann Sid Amos zu handeln.
    Er löste seine Hand vom Gelenk und ließ sie das magische Netz abtasten.
    Aber er griff ins Leere. Das Netz besaß keine Substanz, die er mit der Hand greifen konnte. Also mußte er es anders versuchen.
    Er schleuderte sie gegen die Wandung seines düsteren, lichtlosen Gefängnisses und begann diese Wandung abzutasten. Das ging natürlich nicht so einfach. Er konnte, wenn die Hand erst einmal von seinem Arm losgelöst war, sie nicht beliebig lange agieren lassen. Er konnte sie gegen die Wand schleudern, sie tasten und fühlen lassen und mußte sie dann zu sich zurückrufen, um sie erneut loszuschicken. Eine dauerhafte Bewegung außerhalb seines Körpers war unmöglich.
    Es wurde also zu einer zeitraubenden Angelegenheit, seine Umgebung tastend zu erkunden. Dabei wußte er selbst noch nicht, wonach er suchte. Die Tür, wenn er sie fand, nützte ihm solange nichts, wie er gefesselt war, und seine Fesselung konnte er nicht lösen.
    Er konnte nur hoffen, irgendwo in dieser Räumlichkeit etwas zu finden, das ihm half, die Fesselung zu beseitigen. Danach suchte er.
    Er besaß große Geduld. Aber seine Konzentrationsfähigkeit war nicht unendlich belastbar. Er war zwar von dämonischer Herkunft und vermochte deshalb auf diesem Gebiet einiges mehr, als ein Mensch hätte vollbringen können. Aber auch Sid Amos hatte seine Grenzen.
    Sein Suchen und Tasten wurde langsamer und zögerlicher…
    ***
    Der Empfang in der Redaktion verlief hektisch, aber nicht unfreundlich. Eine junge Redakteurin, die sich als Billie Anderson vorstellte und anscheinend gerade erst gekommen war, nahm sich seiner an. »Sie sind also dieser Parapsychologe aus Frankreich? Das überrascht mich. Wie konnten Sie so schnell hier auftauchen?«
    »Ich habe ein wenig gezaubert«, sagte Zamorra. »Können Sie mir verraten, wo ich Miß Boyd finde? Ich habe schon versucht, bei ihr anzurufen, aber dort meldet sich niemand. Ich hatte leider bei meinem ersten Gespräch mit ihr vergessen, mir eine Wegbeschreibung geben zu lassen.«
    »Vielleicht ist sie bei ihrem Freund«, sagte Billie Anderson. »Aber dann würde ich sie an Ihrer Stelle wirklich nicht stören. Gut, ich beschreibe Ihnen, wie Sie Miß Boyds Haus finden. Besitzen Sie einen Stadtplan von Bristol?«
    »Nein, aber ich habe ein gutes Gedächtnis«, sagte Zamorra. »Sie sagte, ihr Haus läge etwas außerhalb.«
    »Das ist richtig. Schauen Sie, hier.« Billie Anderson fischte einen Stadtplan aus ihrem Schreibtisch, breitete ihn aus und zeigte Zamorra den Weg zu seinem Ziel. Er prägte sich die Strecke genau ein.
    »Sie können den Stadtplan ruhig mitnehmen«, sagte die Redakteurin. »Wir haben genug davon. Sie werden in unserem Haus gedruckt.«
    Sie lächelte. »Wir bekamen kürzlich ein Rezensionsexemplar eines Ihrer Bücher. Möchten Sie uns nicht ein wenig dazu sagen? Es wäre nicht schlecht, wenn wir neben einer Rezension auch ein Interview mit dem Autor machen könnten. Sehen Sie, gerade in einem traditionsbehafteten Land wie dem unseren mit all seinen Spukschlössern und übersinnlichen Erscheinungen und Hexenkulten…«
    »Vielleicht«, sagte Zamorra. »Wenn uns ein wenig Zeit bleibt. Momentan halte ich es aber für wichtiger, mich um das zu kümmern, was Susan Boyd bedrückt. Vielen Dank vorerst.«
    »Rufen Sie mich an«, sagte Billie Anderson und steckte Zamorra eine Visitenkarte zu.
    Als er draußen wieder in den Wagen stieg, fühlte er sich erleichtert. Er hatte befürchtet, daß man ihm die Auskunft verweigern würde, und er hätte dann versucht, mittels Telepathie oder Hypnose etwas zu erfahren. Unter günstigen Umständen vermochte er die Oberflächengedanken anderer Menschen zu lesen, und jemand, der versucht, eine Auskunft zu verweigern, denkt mit Sicherheit konzentriert an das, was er zu sagen vermeiden will. Zamorra hätte also wahrscheinlich Erfolg damit gehabt, und notfalls hätte er es mit Hypnose versuchen müssen. Aber er war sicher, daß er sich dabei absolut nicht wohl gefühlt hätte. Es wäre ein sehr starker Eingriff in die Privatsphäre des Gefragten gewesen. Zamorra versuchte stets, solche Eingriffe zu

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