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0391 - Susans Knochenmann

0391 - Susans Knochenmann

Titel: 0391 - Susans Knochenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hatte Schulden. Vor zwei Jahren hatte er sich ein teures Auto auf Kredit gekauft und es bei Glatteis mit zu viel Alkohol im Kopf zum Totalschaden gemacht. Da er dadurch seinen Führerschein für ein Jahr verlor, wurde er auch arbeitslos - die Werkstatt brauchte Mechaniker mit Fahrerlaubnis. Als er den Führerschein zurückerhielt, bekam er zwar auch wieder eine Stelle, aber zu einem niedrigeren Lohn, als wäre er durchgehend beschäftigt gewesen. Die Arbeitslosenunterstützung war ebenfalls niedrig gewesen, und die Kreditraten noch nicht einmal zur Hälfte abbezahlt. Es blieb gerade so viel Geld übrig, daß er sich dieses kleine möblierte Zimmer leisten konnte. Mehr war einfach nicht drin, und das wußte Mrs. Ladbatter genau.
    Da aber leider im Mietvertrag die Damenbesuch-Klausel vermerkt war und mit der Klausel der fristlosen Kündigungsmöglichkeit verbunden war, konnte sie ihre Macht über ihn ausüben.
    So blieb ihm nichts anderes übrig, als zähneknirschend zu nicken.
    »Ja, Mrs. Ladbatter«, murmelte er. »Es wird nicht wieder Vorkommen.« Er wollte an ihr vorbei, aber sie hielt ihn fest. »Bringen Sie diese halbnackte Person fort, sofort.«
    Er atmete tief durch. »Sofort, Mrs. Ladbatter«, seufzte er. Er würde zu spät zur Firma kommen. Bis Susan sich angezogen hatte, war der Bus weg.
    »Ich bringe dich hin«, raunte Susan ihm zu, die das Problem erkannt hatte. Hastig schlüpfte sie in Jeans, Schuhe und Jacke, suchte nach der Handtasche mit dem Autoschlüssel und glitt dann nach draußen. Der tugendwächterische Zerberus stand immer noch vor der Tür. »Lassen Sie sich hier nicht mehr blicken«, fauchte Mrs. Ladbatter Susan nach.
    »Tja«, murmelte Mark, als sie zu Susans kleinem Wagen gingen. »Ich werde also wieder weiterhin zu dir fahren müssen.«
    »Wie wäre es denn, wenn du ganz zu mir zögest?« schlug sie vor, obgleich ihr der Gedanke an ihr Schlafzimmer mitsamt Spuk erneutes Unbehagen einflößte.
    »Das hast du mir ja schon ein paarmal angeboten«, sagte er. »Aber, weißt du - dann bin ich zu sehr von dir abhängig. Und das will ich nicht.«
    Sie lachte leise. »Typisch Mann. Hast du Angst, daß ich dich eines Tages wieder hinauswerfe, daß ich mit dir Schluß mache?«
    Er schwieg.
    »Überlege es dir«, sagte sie. »Das Angebot steht. Ob ich allein oder mit dir im Haus wohne, das tut dem Haus so oder so nicht weh. Und es wäre mir sogar lieber. Das weißt du.«
    Er nickte. »Ich denke drüber nach«, sagte er.
    Später erreichte sie das Haus, nachdem sie Mark bei seiner Firma abgesetzt hatte. Das Gemäuer wirkte plötzlich düster und bedrohlich. Vielleicht sollte sie es verkaufen und mit Mark zusammen in ein anderes Haus ziehen. Aber wenn sie verkaufte, bekam sie wahrscheinlich nicht den eigentlichen Wert dieses Hauses, und sie würde auch kein gleichwertiges kaufen können.
    Sie stellte den Wagen in der Einfahrt ab und trat ein.
    Im gleichen Moment war das Gefühl da, daß jemand sich in ihrer Nähe befand. Es stürmte überfallartig auf sie ein.
    Und es packte zu und schüttelte sie heftig durch!
    ***
    Mit einem Aufschrei sprang sie zurück. Draußen ließ das Gefühl sofort wieder nach. Zitternd starrte sie die offene Haustür an und versuchte zu erkennen, was sich da drinnen befand.
    Aber sie sah nichts.
    Da war niemand!
    Trotzdem war sie sicher, daß jemand oder etwas nach ihr gegriffen und sie durchgeschüttelt hatte, kaum daß sie über die Türschwelle getreten war.
    Der Unsichtbare! Er war wieder da! Und diesmal nicht im Schlafzimmer, sondern im Eingangsflur!
    Susan preßte die Lippen zusammen. Sie fragte sich, was sie tun sollte. Sie zwang sich dazu, alles mit den nüchternen Augen Marks zu betrachten. War dies eine Folge des Erlebnisses von vorhin? Ihr innerer Widerwille gegen das Schlafzimmer, verbunden mit dem Zwang, Marks Zimmer künftig fernzubleiben… hatte das ihre überreizten Empfindungen noch weiter gestärkt?
    Es war eine Möglichkeit. Aber sie konnte sie nicht so richtig akzeptieren. Da mußte noch mehr im Spiel sein.
    Aber da mußte sie durch!
    Es war ihr Haus, und sie mußte darin wohnen. Sie konnte und durfte sich nicht von einer Spukerscheinung in Angst und Schrecken versetzen lassen!
    Spukerscheinung. Das war es!
    Sie überwand sich und versuchte ein zweites Mal, ihr Haus zu betreten. Diesmal war das Gefühl verschwunden. Fast hätte sie bitter aufgelacht. Es war, als habe der Geist vor ihrer Entschlossenheit kapituliert. Oder etwa nicht?
    Sie hängte die Jacke an

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