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0392 - Der Rachedolch

0392 - Der Rachedolch

Titel: 0392 - Der Rachedolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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roter Streifen war unter dem aufgeschnittenen Hemd zu sehen. Der abgleitende Dolch hatte Zamorra geschnitten, aber der Schnitt ging nicht tief. Es war nur ein besserer Kratzer, aus dem ein paar Blutstropfen kamen. Das war alles.
    Zamorra atmete tief durch.
    Er hatte überlebt. Der Kratzer war nicht der Rede wert.
    »Bist du in Ordnung, Nici?« fragte er. Er half ihr beim Aufstehen. Sie schüttelte sich wie ein nasser Hund.
    »Natürlich. Und du? Laß mal sehen.« Sie öffnete sein Hemd. Zamorra fröstelte etwas; es war kühl, und es begann wieder zu regnen. Eine neue Wolkenfront schob sich heran.
    »Glück gehabt«, diagnostizierte Nicole. »Nur die Haut angeritzt. Ich dachte schon, diesmal wäre es vorbei, als ich den Dolch treffen sah.«
    Zamorra hob die Klinge auf und betrachtete sie. Im Heft und als Augen des stilisierten Vogelkopfes waren kleine Rubine eingelassen - zumindest hielt Zamorra die rot funkelnden Steine für Rubine. Die Waffe bestand aus Metall und war aus einem einzigen Stück gearbeitet. Der Griff lag gut in seiner Hand. Der Dolch war gut ausgewogen und nicht nur als Stichwaffe, sondern trotz seiner gebogenen Klinge auch als Wurfdolch zu verwenden -was der Uniformierte unter Beweis gestellt hatte.
    Zamorra beugte sich über den Bewußtlosen. »Ich nehme an, daß er ein Ewiger ist«, sagte er. Rasch untersuchte er ihn. Er fand keinerlei Ausweise -wie er es erwartet hatte. Wenn es sich um einen echten Polizisten gehandelt hätte, hätte der immerhin seinen Dienstausweis bei sich führen müssen. Die Uniform indessen mußte echt sein. Zamorra traute es sich zu, sie von einer Nachahmung aus dem Kostümverleih zu unterscheiden. Aber er konnte auch keinen Dhyarra-Kristall entdecken, nach dem er eigentlich gesucht hatte. Die Taschen des Uniformierten waren restlos leer.
    Doch kein Ewiger?
    »Was suchst du eigentlich noch?« fragte Nicole. »Laß uns verschwinden, ehe er Verstärkung erhält.«
    Zamorra schüttelte den Kopf. Er glaubte nicht daran, daß der Attentäter Rückendeckung erhielt. Andererseits konnte er Nicole verstehen - der Regen fiel jetzt schon etwas stärker. Sie wollte nicht länger draußen stehen.
    »Setz dich ruhig in den Wagen«, schlug er vor und drückte ihr den Dolch in die Hand. Dann holte er seine Wetterjacke aus dem Auto und schlüpfte hinein, schlug die Kapuze hoch. Er ging zum Polizeiwagen hinüber, betrachtete ihn eingehend. Der war auch echt. Keine aufgeklebten Schriftfolien, kem per Skiträger montiertes Blaulicht, sondern ein fest installiertes Er setzte sich hinter das Lenkrad. Der Zündschlüssel steckte. Das Funkgerät war in Betrieb. Zamorra öffnete das Handschuhfach. Er fand ein flaches Lederetui, in dem sich neben diversen anderen Papieren auch ein Dienstausweis befand. Aber das Foto stimmte nicht mit dem des Attentäters überein.
    Also hatte der den eigentlichen Fahrer des Wagens ausgeschaltet, dessen Uniform angezogen und mit dem Wagen Zamorra und Nicole verfolgt.
    Zamorra schloß das Fach wieder. Da sah er vor dem Beifahrersitz im Fußraum das blaue Glimmen.
    Dort lag ein Dhyarra-Kristall.
    Zamorra hütete sich, ihn mit den bloßen Händen zu berühren. Wenn der Kristall auf den Geist des Ewigen verschlüsselt war, würde es für beide einen heftigen Schock bedeuten, der unter Umständen sogar tödlich sein konnte - für den Besitzer ebenso wie für den, der den Kristall unbefugt berührte.
    Zamorra zog ein Taschentuch hervor, umwickelte den Dhyarra-Kristall damit und hob ihn, so abgeschirmt, auf. Er konnte nicht auf Anhieb erkennen, wie stark der Kristall war, aber vorsichtshalber nahm er einmal an, daß der Dhyarra stärker war als sein eigener Der Ewige war ein Risiko eingegangen. Er hatte den Kristall im Wagen zurückgelassen, als er Zamorra mit dem Dolch angriff. Das war sein Fehler gewesen. Wenn er den Dhyarra selbst benutzt hätte, wäre Zamorra, überrascht wie er war, mit Sicherheit verloren gewesen.
    Der Ewige war ein Narr, ein Anfänger. Zamorra war selbst alles andere als ein Attentäter, aber wenn er an der Stelle des Ewigen gewesen wäre, hätte er es mit Sicherheit ganz anders angepackt. Er hätte den dahinrollenden Jaguar während der Fahrt mit dem Kristall gesprengt…
    Zamorra lehnte sich zurück. Was sollte er tun? Er wollte sich nicht mit dem Ewigen belasten. Der war gefährlich. Auch wenn er entwaffnet war, hatte er möglicherweise noch einige Tricks auf Lager. Und ein Verhör brachte nicht viel. Er würde schweigen oder vergehen, wenn er

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