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0393 - Der Vampir von London

0393 - Der Vampir von London

Titel: 0393 - Der Vampir von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sagte Zamorra. »Ich hatte es eigentlich erwartet.«
    »Moment«, sagte Gryf. Seine Augen leuchteten plötzlich in hellem Schockgrün. Er hob die Hand. Ein dünner Lichtfaden ging von seinem Zeigefinger aus und tastete nach Sheilas Hals. Sie zuckte zurück, streckte abwehrend die Hände aus, konnte den Lichtfaden aber nicht abwehren oder durchbrechen.
    Dann erlosch das Licht. Gryfs Augen leuchteten nicht mehr.
    »Tatsächlich«, sagte Gryf. »Keine Bißmale. Das verstehe ich nicht.«
    Terence Brody beugte sich vor. Seine Augen waren geweitet.
    »Wie zum Teufel haben Sie das gemacht?« stieß er hervor.
    »Etwa so, wie ich zuweilen Gedanken lesen kann«, erwiderte Gryf trocken. »Tja, da stehe ich nun mit meinem Latein und weiß nicht weiter. Ich dachte, die Bißmale seien mit Magie verdeckt. Was sagst du dazu, Alter?« wandte er sich an Zamorra.
    Der dachte etwas wehmütig an sein Amulett. Mit dieser Silberscheibe wäre es ihm leichtergefallen, etwas zu entdecken.
    »Seit wann geht das eigentlich schon so, mit diesen vampirhaften Anwandlungen?« erkundigte er sich.
    Terence und Sheila sahen sich an. »Seit…«
    »Seit wir hier sind«, sagte Terence.
    »Vorher hatte ich schon immer mal öfters Alpträume«, gestand Sheila. »Aber diese seltsamen Sachen, an die ich selbst mich nicht mal erinnern kann, die sind wohl erst hier aufgetreten. Vielleicht vertrage ich das Londoner Klima nicht.« Sie lächelte und deutete nach oben, zum Himmel. »Vielleicht reagiere ich irgendwie allergisch auf den Smog.«
    Zamorra schüttelte den Kopf. Diese Vermutung war Unsinn.
    Es mußte etwas anderes geben.
    »Sie sind als Touristen hier, nicht wahr«, überlegte er. »Wo haben Sie sich einquartiert? Irgendwo in der Innenstadt?«
    »Draußen vor Londons Toren«, sagte Terence. »Aber warum wollen Sie das wissen?«
    »Vielleicht finden wir des Rätsels Lösung dort«, vermutete Zamorra. »Es gibt Häuser, die eine besondere Ausstrahlung haben. Sensible Gemüter reagieren darauf. Daß Ihre Frau anfällig für Alpträume ist, deutet ebenso darauf hin wie die Tatsache, daß dieser Vampirismus erst hier aufgetreten ist. Es könnte an dem Haus liegen, in dem Sie untergebracht sind.«
    Sheila und Terence wechselten einen raschen Blick.
    »Zimmer 4«, sagte Sheila.
    »Was ist mit Zimmer 4?«
    »Darin wohnen wir, bei Mistreß Ceteby. Sie hat es uns, wie sie sagte, nur gegeben, weil nichts anderes frei war, als wir kamen, und versuchte dauernd, uns umzuquartieren.«
    »Dieses Zimmer möchte ich mir doch einmal ansehen«, sagte Zamorra.
    »Was versprechen Sie sich davon?«
    »Man kann eine Krankheit heilen, wenn man ihre Ursache kennt«, sagte Zamorra. »Es nützt nichts, nur die Symptome zu kurieren. Man muß die Wurzel packen. Und die scheint dieses Zimmer 4 zu sein. Wie wäre es, wenn Sie es uns zeigten?«
    »Ich weiß nicht, was Sie sich davon versprechen«, sagte Terence abweisend. »Und ich sehe nicht ein, warum wir unsere Zeit mit diesen Hirngespinsten verschwenden sollten. Wir sind hier, weil wir etwas von London sehen wollen. Sie stehlen uns die Zeit. Wenn wir jetzt zurückfahren, dauert es eine halbe Stunde wenigstens, bis wir am Parkplatz sind, bis wir dann unser Quartier erreichen… und dann wieder hierher… das macht uns den ganzen Tag kaputt.«
    »Es sind doch nur etwa zehn Meilen vom Parkplatz aus«, sagte Sheila leise.
    »Es kann ganz schnell gehen«, sagte Gryff. »Wir haben da unsere besonderen Methoden.«
    »Und die wären? Haben Sie ein zusammenfaltbares Taschenflugzeug in der Jacke?« fragte Terence bissig.
    »So etwas Ähnliches. Zamorra, zahlst du?«
    »Ich schreib’s dir auf die Rechnung«, versicherte der Parapschologe und legte einen Geldschein auf den Tisch. Dann erhob er sich.
    »Kommen Sie«, sagte Gryf und unterlegte seine Stimme mit magischem Zwang. Widerwillig erhob sich Terence Brody. Sheila lächelte hilflos. »Was haben Sie vor?«
    »Stellen Sie sich ihr Gasthaus möglichst genau vor«, sagte Gryf. »Sie erinnern sich doch gut daran, oder? Sie müssen sich einfach daran erinnern! Jedes Detail…«
    »Ja«, sagte Sheila matt. Terence verzog das Gesicht. Er wollte protestieren und feststellen, daß er doch kein Zirkusaffe sei, der auf Kommando irgend welche Gedächtniskunststücke vorführte. Aber Gryf las aus seinen Gedanken bereits, was er wissen wollte. Aus Terences und Sheilas Erinnerungen formte er das Bild, das er benötigte, um sein Ziel zu erreichen.
    »Drei Leute werden mir ein wenig zu viel«, raunte er

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