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0394 - Der knöcherne Tod

0394 - Der knöcherne Tod

Titel: 0394 - Der knöcherne Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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die ihn später immer mehr befähigt hatte, dem Feuer zu widerstehen. Er war auf dem besten Wege gewesen, vom Höllenfeuer zu einem Dämon geschmiedet zu werden, als der damalige Asmodis ihn aus der Hölle freigab, für die selbst er, der Gefangene, zu böse geworden war. Asmodis hatte damals geglaubt, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können - dadurch, daß er Leonardos Seele freigab und ihm einen neuen Körper zur Verfügung stellte, mit dem er auf Erden ein zweites Leben führen konnte, hatte er Leonardos Dämon-Werdung verhindern wollen und beabsichtigte zugleich, ihn auf seinen Erzgegner Zamorra anzusetzen.
    Zum Teil war es ihm auch gelungen. Zumindest vorübergehend… aber nun war Leonardo dennoch zum Dämon geworden, und er saß jetzt auf dem Knochenthron des Fürsten der Finsternis. Asmodis hatte nach einem mörderischen Kampf vor ihm weichen müssen…
    Das alles war lange her. Aber immer noch berührten die Schreie der im Höllenfeuer brennenden Seelen der Verdammten etwas in Leonardo, erinnerten ihn, daß auch er einst im Chor der Verlorenen gesungen hatte. Es war etwas, das er nie vergessen konnte. Und es verschaffte ihm eine ungeheure Befriedigung, daß er jetzt auf der anderen Seite stand, auf der Seite derer, die Seelen fingen und über sie wachten.
    Häufig gönnte er sich das bizarre Vergnügen, Verlorene für kurze Zeit aus dem Feuer zu holen, auf daß sie ihn in seinem Thronsaal ergötzten, und hohnlachend stieß er sie wieder in die Flammen zurück, wenn er ihres Spieles überdrüssig geworden war. Er kostete seine Macht aus.
    Und er wußte, daß er wieder fester im Sattel saß denn je. Jener, der einst sein Berater und später sein Oberherr gewesen war, existierte nicht mehr. Eysenbeiß war ausgelöscht worden. Er war der einzige wirklich ernstzunehmende Gegenspieler in den Gefilden der Hölle gewesen. Alle anderen hegten zwar ebenfalls große Abneigung gegen den »Emporkömmling« Leonardo, aber sie ordneten sich ihm unter. Eysenbeiß, noch mehr gehaßt, aber von LUZIFER geduldet, hatte einen Fehler begangen. Er war einen Pakt mit den Gegnern der Hölle eingegangen. Er war entlarvt worden, als Verräter vor ein Tribunal gezerrt und schließlich hingerichtet worden.
    Erstaunliches hatte sich dabei gezeigt.
    Unter anderem, daß er den legendären Ju-Ju-Stab besessen hatte, die dämonenvernichtendste Waffe an sich, sowie eines der sieben Amulette Merlins.
    Das Amulett besaß jetzt Leonardo deMontagne. Es war zwar nicht so wirkungsvoll wie das, welches Zamorra besaß und das Leonardo ebenfalls geraume Zeit besessen hatte - sowohl in seinem ersten Leben in der Vergangenheit, wie auch in seinem zweiten Leben, ehe er Fürst der Finsternis wurde. Aber immerhin erinnerte es ihn stets daran, daß es den Feind Zamorra gab.
    Leonardo war so in seinen Gedanken versunken, daß er den Besucher erst bemerkte, als die beiden Skelett-Krieger, die derzeit als Leibwächter fungierten, rasselnd Laute von sich gaben. Leonardo sah auf.
    Vor ihm flirrte ein Irrwisch, eines jener kleinen, schnellen Geschöpfe, die von den Dämonen gern als Kuriere eingesetzt wurden. Oder als Beobachter, Spione…
    »Was willst du?« herrschte der Fürst den Irrwisch an.
    »Durchlauchtiger Herr, ich habe Euch eine Botschaft zu überbringen. Diese Botschaft kommt von der schwarzen Druidin Sara Moon, die die Tochter Merlins ist, wie Ihr wohl wißt…«
    »Sprich die Botschaft!« fauchte Leonardo ihn an. »Und im übrigen fasse dich kurz. Ich mag sinnloses Geschwätz nicht hören.«
    »Herr, Sara Moon läßt Euch ausrichten: Wenn Euch daran gelegen ist, Wang Lee Chan in Eure Hände zu bekommen und ihn zu bestrafen, so möget Ihr geruhen, Euren Fuß in die Toscana zu setzen. Nahe Florenz, am Fuß der Chianti-Berge, werdet Ihr Wang Lee Chan an einem Ort gefangen finden, den ich Euch näher bezeichnen soll…« Er rasselte die genaue Beschreibung herunter.
    Leonardo deMontagne hörte aufmerksam zu und prägte sich die Worte des Irrwischs ein. »Es ist gut, du kannst gehen, deiner Pflichten ledig«, wies er ihn schließlich an.
    Ein eigenartiges Lächeln umspielte seine Lippen.
    Wang Lee Chan, der ihn verlassen hatte… Niemand verließ die Hölle ungestraft auf diese Weise. Ja, es würde sehr reizvoll sein, sich mit Wang Lee zu befassen.
    Aber welchen Grund konnte Sara Moon haben, ihm, Leonardo, den Mongolen auszuliefern?
    Leonardo mußte nachdenken…
    ***
    Zu diesem Zeitpunkt befand sich Wang Lee noch in Freiheit. Er hatte den Weg

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