0394 - Die Bestie erwacht
Planeten die Lanzenschlangen lebten.
„Boulrevoir!" rief Welsmire, während er den Sprungmuskel der Schlange zusammenlegte.
Der junge Biologe trat an Welsmires Tisch. Boulrevoir war einer der begeisterungsfähigsten Wissenschaftler, die Welsmire jemals kennengelernt hatte. Dabei wirkte er mit seinen gewellten blonden Haaren und den großen blauen Augen eher verträumt als wißbegierig.
„Die Schlangen sind offenbar gestorben, nachdem sie ihr Gift in den Körper der Bestie gespritzt hatten", sagte Welsmire und drehte den Kopf der Schlange nachdenklich in den Fingern hin und her.
„Wahrscheinlich konnten sie sich nicht mehr aus dem Gewebe lösen, das von der Bestie sofort strukturverhärtet wurde."
Boulrevoir schwieg und wartete daß Welsmire weitersprechen würde.
Welsmire ergriff die Pinzette und stieß sie mit voller Wucht in die Giftdrüsen zu beiden Seiten des Stachelansatzes im Kopf der Schlange. Unter einer Lupe beobachtete er die Öffnung, wo das Gift normalerweise heraustrat.
„Leer", murmelte er. „Vollkommen leer. Die Schlangen haben während des Angriffs auf das Monstrum ihr gesamtes Gift verbraucht. Auch das kann der Grund für ihren Tod sein."
„Vielleicht merkten die Schlangen daß ihr Gegner nicht mit der normalen Dosis zu überwältigen war", meinte Boulrevoir.
„Wir müssen feststellen, ob in den Wunden, die die Schlangen in den Körper der Bestie geschlagen haben noch Giftspuren zu finden sind", sagte Welsmire. „Ich muß mehr über dieses Gift wissen, denn es kann eine Waffe für die Menschheit sein."
„Soll ich die Wunden ausschaben?" erkundigte sich Boulrevoir bereitwillig.
„Sie werden die Überreste herausstemmen müssen", sagte Welsmire. „Aber das ist schließlich gleichgültig. Wir müssen auf jeden Fall einen Versuch riskieren."
Boulrevoir suchte seine Ausrüstung zusammen.
„Sagen Sie den Wachen nicht, warum Sie kommen", befahl Welsmire. „Ich möchte nicht, daß im Schiff über unser Experiment gesprochen wird. Wenn die Besatzung erfährt, daß wir uns mit dem Gift beschäftigen, entsteht nur unnötige Unruhe."
„Ich verstehe", sagte Boulrevoir. „Die beiden Männer, die sich in der Bewachung ablösen, werden sowieso nicht wissen, was ich tue."
Er verließ das Labor. Er war stolz darauf, daß Welsmire ihm eine so verantwortungsvolle Aufgabe übertrug. Andererseits war er klug genug, um zu wissen, daß Welsmire nicht völlig uneigennützig handelte. Die SCENDALA raste auf den Flottentreffpunkt Galaxis Nord zu und mit jeder Minute, die verstrich verringerten sich Welsmires Chancen, alle mit der Bestie zusammenhängenden Fragen allein mit seinem Team gelöst zu haben. Welsmires Ehrgeiz bestand darin, Perry Rhodan das Ergebnis einer abgeschlossenen Untersuchung vorzulegen.
Als Boulrevoir den Antigravschacht im unteren Deck verließ, wurde er von einer seltsamen Spannung ergriffen. Es war das gleiche Gefühl, das er bereits bei seinen beiden ersten Besuchen des Laderaums empfunden hatte. Es mußte mit der Bestie zusammenhängen, die selbst im Tod noch beeindruckend, ja gefährlich aussah.
Wie mochte ein Wesen, das im Tod noch Wissenschaftler beunruhigen konnte, erst in lebendem Zustand auf normale Menschen wirken? Boulrevoir erschauerte bei dem Gedanken, daß die Erde einmal von solchen Bestien angegriffen werden könnte. Er dachte an die fünfhundert toten Gurrads im Laderaum des baramoschen Schiffes, das weit hinter ihnen im Weltraum zurückgeblieben war. Major Roursel Habylet hatte darauf verzichtet, das Wrack zu zerstören, weil er damit rechnete, daß Perry Rhodan noch einmal ein Untersuchungsteam an Bord dieses Schiffes schicken würde.
Boulrevoir durchquerte gerade den Hangar, als sich die Tür des Laderaums öffnete und Tastevin mit unkontrolliert wirkenden Bewegungen hervortrat. Der Biologe runzelte die Stirn, als er den jungen Raumfahrer beobachtete. Was war mit dem Wächter los?
„Ist Sergeant Capricornus im Laderaum?" fragte er, als er vor Tastevin stand.
Er glaubte, in den Augen Tastevins Verständnislosigkeit zu erkennen, und auch die Stimme des Raumfahrers klang verzerrt, als er sagte: „Ja, natürlich."
„Was ist los mit Ihnen?" fragte Boulrevoir. „Warum sind Sie so verstört?"
Tastevin zuckte mit den Schultern und ging, wie ein Betrunkener schwankend, weiter.
Boulrevoir beschleunigte seine Schritte und riß die Tür zum Laderaum auf.
Die Bestie war verschwunden.
Am Boden lag, bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, Waffensergeant
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