0395 - Ich liebte eine Voodoo-Queen
tatsächlich so kitschig wie in Wirklichkeit wirkte und den Zauber der nächtlichen Tropen rüberbringen sollte.
Shao stieß ihren Freund an. Suko gehörte zu den wenigen, die nicht klatschten, und mußte sich von Shao eine Bemerkung gefallen lassen. »Du machst ein Gesicht, als wärst du gerade arbeitslos geworden. Was ist los?«
»Ich denke nach.«
»Aha. Und worüber?«
Schnell suchte der Inspektor nach einer Ausrede, die ihm auch sofort einfiel. »Ob wir etwas trinken sollen oder nicht?«
»Ich wäre dafür.«
»Dann komm.«
Es gab genügend Stände und bunt aufgemachte, mit Lampions dekorierte Bars, wo zu einem Spottpreis kalte Drinks von heißen Mädchen serviert wurden. Es waren kaffeebraune Girls aus der Region. Mittelamerika zeigte sich hier von seiner bunten Seite, und kein Wort wurde über das Elend gesprochen, das es in diesen Staaten gab. Aber wo die Touristen hinfuhren, an den herrlichen, feinsandigen Stranden, da wurden Not und Armut verschwiegen.
An einem kleinen runden Bartisch fanden Suko und Shao ihre Plätze. Die Chinesin löste ihre Hand aus dem angewinkelten Arm des Inspektors, schaute kurz auf die Karte und bestellte sich einen Bacardi mit Cola.
Ein Mixer, dessen Gesicht fast nur aus Gebiß bestand, grinste sie breit an. »Mehr Rum oder mehr Cola?«
»Cola.«
»Und Sie, Sir?«
»Ich nehme einen Lemmon.«
»Sehr wohl.«
Es war alles so freundlich, so leicht, problemlos, und nachdem die beiden ihre Getränke bekommen und einen ersten Schluck genommen hatten, stellte Shao lächelnd eine Frage voller Hintersinn. »Ich kenne dich lange genug, Suko, und weiß, daß du des Abends gern zu Hause sitzt. Wenn du mich mal ausführst, hat das einen Grund. Besonders dann, wenn wir uns an einen so ungewöhnlichen Platz wie diesen hier begeben,«
Der Inspektor hob die Schultern. »Was soll ich dazu sagen? Ich habe von der Ausstellung gehört. Ein Kollege berichtete davon.«
»John?«
»Nein, der war es nicht.«
Shao schielte ihren Partner über den Glasrand hinweg an. »Und wo steckt er jetzt?«
»Unterwegs – dienstlich.«
Sie legte ihre Finger auf Sukos Hand. »Du bist sehr verschwiegen heute«, erklärte sie.
»Wie meinst du das?«
»Wir sind hier doch nicht ohne Grund!« Ihre Stimme hatte sich verändert. »Los, rück raus mit der Sprache!«
Suko sah ein, daß er auf die Dauer an Shao nicht vorbeireden konnte. Er nickte. »Okay, ich will es dir sagen. Es geht um John.«
»Ach.«
»Er ist von einem Besuch nicht zurückgekehrt.«
»Und wen hat er besucht?«
Suko informierte Shao über das, was er von seinem Chef, Sir James, gehört hatte, und er sah eine junge Frau vor sich, die sehr nachdenklich wurde.
»Jetzt weißt du alles.«
»Und du meinst, daß es noch einige, sagen wir, Reste gibt, die etwas mit Voodooland zu tun haben?«
»Ich weiß nicht. Ich will es herausfinden«, gab Suko flüsternd zurück, weil zwei Mädchen dicht an ihrem Tischen vorbeistrichen und sonst etwas mitbekommen hätten.
»Rechnest du denn damit, daß wir John hier finden?«
»Es ist eine Spur, mehr nicht.«
»Und warum kümmern wir uns nicht um diesen Bhuwani?«
»Das hätte ich auch gern getan. Doch dieser Mann gehört zu den hohen Tieren, er steht unter diplomatischem Schutz. Zudem will er nicht in Erscheinung treten. Er hat uns den Tip von dieser fröhlichen Invasion gegeben.«
Shao schaute sich um und verzog die Lippen zu einem Lächeln.
»Fröhliche Invasion ist gut. Das ist mir alles viel zuviel Schau, zuviel Wirbel. Wenn hier etwas nicht stimmt, frage ich mich, wo es stattfindet.«
»Hinter den Kulissen.«
»Und wo stehen die?«
»Das werden wir noch herausfinden.«
Shaos Blick wurde plötzlich starr.
Suko bemerkte den Ausdruck und fragte: »Was hast du?«
»Schau mal vorsichtig zurück. Aber nicht zu auffällig. Nahe der Bühne steht jemand.«
»Wer?«
»Den habe ich noch nie gesehen, aber der Typ wirkt richtig furchteinflößend.«
Suko kannte seine Shao. Sie war im Prinzip nicht besonders ängstlich. Wenn sie so etwas von sich gab, hatte das einen Grund. Aber der Inspektor beherrschte sich und verharrte in seiner Haltung. Er wollte auf keinen Fall Verdacht erregen.
Ein dunkelhäutiger Boy im roten Smoking trug ein großes Tablett.
Auf ihm befanden sich einige Häppchen. Die mit Zitronensaft beträufelten Sardellenfilets glitzerten silbrig. Daneben lagen viereckig geschnittene Brothäppchen, ebenfalls belegt. Neben den weißen Fischstücken standen scharfe Saucen
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