0395 - Ich liebte eine Voodoo-Queen
veränderten Klang der Stimme.
»Was ist Liebster?« Ihre Hände wühlten in meinem Haar.
»Wer bist du?«
»Nicht jetzt…«
»Doch!« preßte ich hervor.
»Ich bin eine Königin!« hauchte sie. »Mir gehorcht man, denn ich bin die Königin des Voodoo. Die Zombie-Queen, wenn du so willst. Weißt du nun Bescheid?«
Es war irgendwie verrückt. Sie hatte von einer Zombie-Queen gesprochen, und ich lag mit ihr auf dem Diwan, ohne daß ich etwas erwidern konnte. Eine Voodoo-Queen…
»Denk an nichts«, hauchte sie. »Nur an uns. An sonst nichts anderes.«
Die leise gesprochenen Worte erreichten als flüsternde Botschaft meine Ohren, und sie waren so überzeugend, daß ich mich dem Taumel der Sinne voll hingab.
Ich liebte eine Voodoo-Queen…
***
Suko war sehr aufmerksam gewesen, dennoch hatte es die andere Seite geschafft, Shao zu überraschen.
Und das war die Raubkatze gewesen. Sie sprang sie an. Shao verlor das Gleichgewicht und ging, mit dem Gepard auf dem Rücken, zu Boden. Der hatte sich in der Jacke festgekrallt.
Der beißende und warme Raubtieratem wehte Shao ins Gesicht.
Sie stöhnte auf und wußte, daß sie in einer furchtbaren Gefahr schwebte.
»Bitte, Suko, tu was!«
Sie brachte den Satz nur schwerlich und ächzend hervor, aber der Inspektor reagierte.
Die letzten beiden Sekunden hatte er gebraucht, um seiner Überraschung Herr zu werden. Plötzlich hielt ihn nichts mehr, und aus dem Stand warf er sich vor.
Wichtig war das aufgerissene Maul der Raubkatze und damit auch ihr Kopf. Mit der leicht gekrümmten Handkante schlug der Chinese zu. Es wurde ein Hammerhieb, ein wahrer Volltreffer, der auf den Schädel des Gepards krachte, so daß sich das Maul des Tieres schloß.
Im nächsten Augenblick war schon Sukos Linke da, diesmal allerdings als rammende Faust, und ihre Wucht schleuderte die Raubkatze von Shaos Schulter zu Boden.
Beide hörten sie, wie Stoffbahnen rissen, doch das war jetzt egal.
Sie mußten zusehen, daß nicht noch mehr passierte.
Der Gepard wälzte sich über den Boden. Er war nicht erledigt, sein Fauchen klang wütend und schmerzerfüllt zugleich. Mit einem Rundschlag schleuderte Suko seine Freundin zur Seite, die gegen den Vorhang fiel, denn er mußte sich um die Raubkatze kümmern, die sich nach einigen Drehungen wieder gefangen hatte und auf die Beine kam.
So blieb sie für einen Moment stehen, um sich wieder zu sammeln. Die Zeit nutzte Suko aus. Er nahm kein Messer, wie es in den alten Tarzan-Comics so oft gezeigt worden war, Suko verließ sich da auf seine Karatefäuste, und er setzte an zu einem Doppelschlag.
Beide Hände rasten nach unten.
Es tat ihm selbst leid, doch eine andere Möglichkeit gab es nicht.
Der Gepard wäre sonst zu einer unkontrollierbaren, rasenden Bestie geworden, so aber sackte er zusammen, klatschte zur Seite und streckte die Pfoten von sich.
Für einen Moment schaute Suko auf den leblosen Körper. Er hätte das Tier lieber anders ausgeschaltet, aber das war nicht möglich gewesen. Um Shao zu retten, hatte er so handeln müssen.
Und genau ihre Stimme hörte er.
»Suko…«
In diesem einen Wort schwang soviel Angst und Pression mit, daß es dem Chinesen eiskalt überkam und er sich bedächtig umdrehte.
Er sah seine Partnerin. Ihr Rücken berührte die weichen Vorhangfalten. Bewegen konnte oder durfte sie sich nicht, denn genau dort, wo sich der Durchgang befand, den sie beide bisher vergeblich gesucht hatten, schaute ein Arm hervor.
Die dunklen, kräftigen Finger einer breiten Hand umklammerten den Griff eines Kurzschwertes, deren funkelnde Klinge die Kehle der Chinesin berührte.
Suko brauchte nicht großartig zu raten, wer diese Waffe in den Händen hielt. Es war dieser hünenhafte Kerl, vor dem sich Shao und er so gefürchtet hatten…
***
Eine sinnliche Stunde lag hinter mir. Ich kann keine genauere Zeitspanne angeben, weil die Zeit für mich nicht mehr existent war.
Wir lagen nebeneinander. Ich hörte mich atmen, sah das Gesicht der schönen Frau vor mir. Es wirkte wie poliert, und die dunklen Augen darin erinnerten mich an die beiden tiefen Seen, in denen ich versunken war. Der Mund war leicht geöffnet, die Nasenflügel bewegten sich, und Moiras Hände lagen auf meinen Hüften.
In meinem Kopf rauschte das Blut. Ich war noch immer aufgedreht, spürte und hörte den trommelnden Herzschlag. Da fiel mir ein, daß dieses dumpfe Geräusch von richtigen Trommeln abstammte und mit meinem Herz nichts zu tun
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