0395 - Ich liebte eine Voodoo-Queen
hatte.
Voodoo-Trommeln!
Normalerweise hätte ich mißtrauisch werden müssen, aber ich dachte ja nicht normal, die verdammte Wirkung der Psycho-Droge hielt mich nach wie vor umfangen.
Moira rollte geschmeidig vom Diwan. Sie blieb auf dem Rand für einen Moment sitzen und fuhr mit allen zehn Fingern durch ihr dunkles Lockenhaar, das knisterte, als wäre es elektrisch geladen.
Dann stand sie auf.
Ich sah ihren bloßen Körper von der Rückseite. Sie war nicht zu schlank, bei ihr stimmte vieles, und ich dachte, als ich sie anschaute, daß mir diese so unendlich lange Minute mit ihr nicht einmal leidgetan hatte.
»Gehst du weg?« Zum erstenmal konnte ich sprechen, auch wenn es mir Mühe bereitete, die Worte zu formulieren.
Sie drehte den Kopf. Ihr Blick war spöttisch. Einen gleichen Ausdruck zeigte auch der Mund, aber ich wurde durch nichts gewarnt.
Statt dessen verfolgte ich die Frau und ergötzte mich am Schwung ihrer Hüften. Sie schritt in den Hintergrund des prächtig ausstaffierten Raumes, wo kaum Licht hindrang. Dort blieb sie nicht lange stehen. Ich sah sie aber nur als Schatten, der die Arme hochhob, und als sie zurückkehrte, war sie nicht mehr nackt. Ein tiefrotes, glänzendes Kleid hatte sie übergestreift, das mehr an einen Morgenmantel erinnerte, und sie hielt ein zweites Gewand für mich bereit, das sie mir mit einer lässigen Bewegung zuwarf.
»Zieh es an!«
Ich fühlte die kühle Seide, als ich den dünnen Mantel überstreifte.
Es gab Schwierigkeiten, denn ich stand zwar vor dem Diwan, aber es war mir so gut wie unmöglich, die Balance zu halten, weil ich das Gefühl hatte, in einem schwankenden Boot zu hocken.
Soeben noch kam ich mit dem linken Arm in den entsprechenden Ärmel hinein, bevor ich nach hinten kippte und wieder zurück auf die weichen Diwankissen fiel.
Dort blieb ich liegen.
Moira schlenderte näher. Die Seide lag eng an ihrem Körper. Ich sah, daß ihre vollen Brüste bei jeder Bewegung mitschaukelten, ein Bild, das erotischer war als die nackte Moira.
Ich hatte damit gerechnet, daß sie sich zu mir setzen würde, das tat sie nicht. Statt dessen blieb sie dicht vor dem Diwan stehen und schaute auf mich herab.
Trotz meines desolaten Zustandes fiel mir auf, daß sich ihr Gesichtsausdruck verändert hatte. Da war nichts mehr von einer lasziven Lust zu lesen, sie schaute nur mehr gespannt und abwartend, auch irgendwie hungrig und voller gemeiner Gier.
»Wolltest du nicht etwas wissen, John?«
Ich kam nicht so schnell mit. »Was denn?« fragte ich matt.
»Wer ich bin.«
»Du hast es mir gesagt. Die Voodoo-Queen.«
»In der Tat. Kompliment, was du alles behalten hast, Geisterjäger. Aber ich bin noch mehr. Ich habe einen Namen. Den ersten kennst du. Moira. Aber kennst du auch meinen Nachnamen?« erkundigte sie sich lauernd und beugte sich dabei vor.
»Nein…«
»Ich heiße Moria Cargal, John Sinclair. Verstehst du? Moira Cargal. Und mein Bruder war Damion…«
***
Die kehlige Stimme des dunkelhäutigen Henkers drohte Suko:
»Wenn du nur einmal verkehrt mit den Wimpern zuckst, wird sie sterben!«
Und Suko glaubte ihm jedes Wort. Aus diesem Grund rührte er sich nicht von der Stelle und wartete ab, was der andere noch von ihm wollte. Er dachte auch an die Szene, als Shao ihn auf diesen Henker aufmerksam gemacht hatte. Von Beginn an hatte die Chinesin gespürt, daß dieser kompakte Mensch zu ihren Todfeinden gehörte, und dies hatte sich bewahrheitet.
Shao war blaß geworden. Die Haut in ihrem Gesicht erinnerte an ein Stück fett, und die Klinge des Kurzschwertes lag so dicht an ihrer Haut, daß ein winziger Ruck reichen würde, um der Chinesin die Kehle durchzuschneiden. Eine grauenhafte Vorstellung für Suko, der es nicht einmal wagte, seiner Partnerin beruhigend zuzunicken.
Der andere hatte das Sagen: »Ich werde jetzt mit ihr verschwinden«, erklärte er. »Du wirst dich solange nicht rühren, bis du andere Befehle bekommst.«
»Ist okay«, erklärte Suko.
Die nächsten Worte des Mannes galten Shao. Es war ein rauh geflüsterter Befehl, dem sie, ohne zu zögern, Folge leistete, als man sie aufforderte, einen halben Schritt nach links zu gehen.
Der andere machte eine Bewegung mit, ebenso das Schwert, das nicht von Shaos Kehle wich.
So erreichten beide, die Sichtbare und der für Suko Unsichtbare, genau die Stelle, wo sich der Vorhang teilte und beide hindurchschlüpfen konnten.
Der Typ hinter Shao wußte genau, was er tat. Mit einer glatten und sicher
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