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0395 - Luzifers Paradies

0395 - Luzifers Paradies

Titel: 0395 - Luzifers Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Kleiderfetischist, oder was?«
    Er sah sie traurig an.
    »Warum schimpfst du mit mir?« fragte er betrübt.
    »Weil du mich bestehlen wolltest«, warf sie ihm erneut vor. »Du glaubst wohl, bloß weil die Tiere und du selbst keine Kleider tragen, gilt das auch für mich? So geht’s aber nicht, mein Bester.«
    »Ich befolge doch nur meine Anweisungen«, klagte er. Wieder liefen Tränen über seine Wangen. Er sah richtig zerknirscht und geknickt aus. »Ich habe dir doch so kostbare Sachen bringen wollen… ich muß nur wissen, welche dir passen, und da wollte ich diese zum Vergleich mitnehmen. Läßt du mich jetzt los?«
    »Ich will keine anderen Kleider«, sagte sie. »Du brauchst also nichts zu vergleichen.«
    »Aber der König will es«, quengelte der Faun. »Er will dich beschenken. Er will, daß du wunderschöne Kleider trägst, wie die Welt der Menschen sie seit Jahrhunderten nicht mehr gesehen hat. Oh, die Welt der Menschen… warum darf ich nicht in sie zurück oder in das Zauberreich hinein?«
    »Die Welt der Menschen? Wünsche dir lieber nicht, dort zu leben. Hier ist es schöner und friedlicher - sofern man nicht gerade bestohlen wird. Aber da draußen, wo wir Menschen leben, schlägt einer den anderen tot, und jeder betrügt jeden.«
    »Aber ich bin schon zu lange hier«, klagte der Faun.
    Teri lächelte. »Wenn mir dein König über den Weg läuft, werde ich ein gutes Wort für dich einlegen, okay?«
    Da schimmerte Hoffnung in seinen traurigen Augen auf. »Wirst du das tun? Wirst du das wirklich tun, Frau, die ihre Seele noch besitzt, wie der König sagt? Oh, ich würde dir sieben mal sieben Jahre dafür dienen…«
    »Das brauchst du nicht«, lachte sie. »Ich komme auch ohne Diener ganz gut zurecht.«
    »Wirklich?« hoffte er.
    Sie strich ihm über den Haarschopf und stieß an die kleinen Hörner. Unglaublich, dachte sie. Ein Faun, ein Satyr, wie er von den alten Griechen beschrieben wurde. Dabei war es höchst unsicher, ob es diese Geschöpfe jemals wirklich gegeben hatte oder ob sie nur der menschlichen Fantasie entsprungen waren.
    Aber der hier war echt. Wenn dieses Land mit seinen friedlichen Geschöpfen ein Fantasieprodukt Teri Rhekens gewesen wäre, wäre es in sich homogen gewesen. Sie kannte sich. Auch wenn sie träumte, hielten ihre Träume sich an die Gesetze der Logik. Es gab keine so eklatanten Widersprüche.
    Hier fehlte nur noch, daß Odin auftauchte…
    Aber hatte er nicht schon seine Raben geschickt? durchfuhr es sie.
    Im nächsten Moment zuckte sie abermals zusammen. Da sollte doch der Blitz dreinschlagen! Während sie sich mit dem Faun befaßt hatte, waren zwei der Panther herangekommen, hatten ihre Kleider aufgeschnappt, die der Faun fallengelassen hatte, und jagten jetzt in weiten Sprüngen davon. Unmöglich, sie einzuholen, es sei denn, sie vollführte einen zeitlosen Sprung.
    »Reingelegt, reingelegt«, krähte der Faun vergnügt und schlug sich tanzend auf die bepelzten Schenkel. »Was der König sagt, geschieht auch! Wenn nicht ich, dann führen die anderen seine Befehle aus… der König ist mächtig! Jeder gehorcht ihm!«
    »Na warte!« fauchte die Druidin. Jetzt wurde es ihr doch ein wenig zu bunt. Sie konzentrierte sich auf die flüchtenden Panther und machte einen Schritt vorwärts, löste den Sprung aus. Sie wollte vor den Tieren ankommen und sie in ihrem Lauf stoppen, um ihnen ihre Sachen wieder abzunehmen.
    Bloß funktionierte es nicht.
    Sie kam nicht vom Fleck…
    ***
    Sibylle sah Anton Grundl kommen. Der blonde Junge kam mit sportlich schnellem Schritt die schmale Straße zur Hofstätte herauf. Sibylle trat aus dem Haus und lief ihm entgegen.
    Sie umarmten sich.
    Anton warf einen resignierenden Blick auf seinen Wagen. »Sie könnte ihn mir ja, wenn sie ihn nicht mehr braucht, ins Dorf hinunter bringen«, sagte er. »Warum muß eigentlich immer ich laufen?«
    »He, du hast ihr doch selbst gesagt, daß sie ihn benutzen kann, wie sie will«, entgegnete Sibylle.
    »Wie lange bleibt sie noch hier?«
    »Ich weiß es nicht. Heute abend bekommt sie wohl Besuch. Dieser Professor Zamorra, den Vater ursprünglich doch haben wollte, kommt hierher und will sie besuchen. Und… den möchte ich eigentlich auch ganz gern kennenlernen. Vielleicht kann man etwas von ihm lernen.«
    »Und was?« fragte Anton skeptisch.
    »Na ja… falls es wieder zu solchen Erscheinungen kommt. Wenn wieder ein Nachtmahr auftaucht, oder ein Gespenst… es muß ja nicht bei uns sein, sondern vielleicht bei

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