0395 - Luzifers Paradies
zeigten, weil sie wußten, daß ihre Beute ihnen sicher war?
Teri entsann sich, was Merlin vor einiger Zeit einmal über den Silbermond und die Wunderwelten erzählt hatte. Dort hatten zahme und wilde Tiere einträchtig nebeninander gelebt, miteinander gespielt, was die wilden nicht daran hinderte, Beute zu schlagen und zu verzehren. Die zahmen, die potentiellen Beutetiere, zeigten dennoch keinerlei Fluchtverhalten und blieben bei ihren Jägern. Merlin hatte es als eine Art von Lebenskollektiv zu erklären versucht, bei dem alles aufeinander abgestimmt war. Es mußte eine recht bizarre Welt gewesen sein, die Teri sich nicht richtig vorstellen konnte. Aber sie hatte den Silbermond, die Heimat der Druiden, auch nie betreten, hatte die Wunderwelten nie kennengelernt. Sie war auf der Erde geboren worden. Und jetzt war es zu spät, das Versäumte nachzuholen und festzustellen, ob Merlin geflunkert hatte oder nicht. Die Wunderwelten mitsamt dem Silbermond waren vor einigen Jahren von den Meeghs vernichtet worden…
Vielleicht war diese Landschaft hier, die der Faun als Tor zu Laurins Zauberreich bezeichnet hatte, ein Spiegel der Silbermond-Natur…?
Teri ließ sich wieder etwas bachabwärts treiben. Einer der Panther gab einen klagenden Laut von sich und folgte der Druidin langsam am Ufer. Sie schwamm wieder zu den Tieren zurück. Sie entann sich ihrer Para-Fähigkeiten. Wenn sie tatsächlich von diesen Raubkatzen angegriffen werden sollte, konnte sie sich immer noch per zeitlosem Sprung entfernen oder die Tiere unter Bewußtseinskontrolle nehmen. Sie war nur in Gefahr, wenn sie überrascht wurden.
Zeitloser Sprung… damit war sie doch auch hierher gekommen, entsann sie sich. Das schien eine Ewigkeit zurückzuliegen. Sie hatte doch erkunden wollen, was in dem Bergmassiv vor sich ging, in Laurins versteinertem Rosengarten…
Sie fand es ein wenig seltsam, wie sehr sie sich schon dieser Landschaft angepaßt hatte. Warum sollte sie so schnell in die Nacht in den Dolomiten zurückkehren? Wo immer sie sich hier auch befand, sie hatte Zeit. Alles konnte warten. Wo sonst fand sie noch eine Welt, die so in Ordnung war wie diese hier? Und - wenn sie sie jetzt verließ, würde sie sie jemals wiederfinden?
Sie hatte das Paradies entdeckt und wollte es nicht wieder verlieren.
Sie stieg aus dem Wasser. Die Panther wichen etwas zurück. Einer drängte sich von seitwärts an ihre Beine und ließ sich dann willig kraulen. Er schnurrte mit erheblicher Lautstärke.
Teri lächelte. Sie hockte sich ins Gras, streichelte den Panther jetzt mit beiden Händen und wurde Augenblicke später von den anderen umringt, die auch etwas von den Streicheleinheiten abhaben wollten. Einer stupste Teri an und brachte sie zum Umfallen. Statt sich über sie zu werfen wie ein mörderisches Raubtier, streckte er sich der Länge nach neben ihr aus und ließ es zu, daß eine andere Raubkatze ihren Kopf und die Vorderpfoten quer über seinen Rücken bettete.
Teri lachte. Kurz setzte sie ihre Para-Kraft ein, konnte aber nicht die geringste Aggressivität in den Tieren erkennen.
Aber die Gedanken des Fauns hatte sie auch nicht lesen können…
»He, sag mal, hast du auch einen Namen?« fragte sie den Panther neben sich, graulte sein Nackenfell und fühlte das goldene dünne Halsband, das er wie seine Artgenossen trug. Aber meistens waren die Bänder nicht zu sehen, weil das Fell sie überdeckte.
Sie entsann sich, daß auch der Faun eine Halskette getragen hatte. Plötzlich interessierte es sie in Erfahrung zu bringen, ob es hier noch mehr Lebewesen gab, die diese Halsketten oder Bänder trugen.
Ruckartig richtete sie sich auf und sprang auf die Füße.
Da sah sie den Schimmel. Er stand ganz in der Nähe. Er trug einen kostbar verzierten Sattel und wertvolles Zaumzeug. Es funkelte und war über und über mit Gold und Edelsteinen besetzt.
Wo war der Reiter? Sie konnte ihn nicht entdecken. Aber da sah sie den Faun. Der hatte sich doch glatt, während die Panther Teri ablenkten, ihrer Kleider angenommen, sie zusammengerafft und schleppte sie jetzt hastig davonÎ
»He!« schrie sie. »Du bist wohl irre? Laß die Sachen hier, sofort!« Sie stürmte hinter dem Faun her. »Unverschämtes Bürschchen! Kleiderdieb! Was soll das eigentlich?«
Er stolperte. Da war sie bei ihm, hielt ihn an den Armen fest, als er wieder aufzuspringen versuchte.
»He, mein Freund ohne Namen«, sagte sie. »Was ist in dich gefahren? Warum bestiehlst du mich? Bist du ein
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