0396 - Leonardos Zauberbuch
Freie, schloß die Geheimtür mit seinem Zweitschlüssel, den Terzotti ihm einmal gegeben hatte, sorgfältig ab und ging zu seinem Wagen hinüber.
Aber der Ferrari GTO parkte dort nicht mehr allein.
Ein schwarzer Mercedes stand direkt daneben, und neben der geöffneten Fahrertür wartete der Tod auf Gambino…
***
Teri Rheken versuchte die Spur wieder aufzunehmen, der sie gefolgt war. Aber die Magie war verebbt. Sie konnte keine unmittelbare Restaura wahrnehmen.
Sie stand irgendwo in freier Landschaft. Langsam sah sie sich um. Ringsum erstreckte sich weites Land, relativ eben, und im Süden sah sie die Silhouette einer Stadt. Eine schwache Lichtglocke lag kaum merklich über den Dächern; Streulicht, das von der Straßenbeleuchtung und den erhellten Fenstern der Häuser ausging. Es mußte eine große Stadt sein.
Im Norden wuchs ein Bergmassiv auf - die Alpen. Teri versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, wie es mit der Geographie hier aussah. Rund zweihundert Kilometer nach Südosten, dazu die etwas andere Luft… es konnte Milano sein.
Sie entsann sich, daß es hier im vergangenen Jahr einen umstrittenen Kongreß gegeben hatte, der sich ganz hochoffiziell mit Magie befaßte. Die Kirche hatte dagegen protestiert, aber stattgefunden hatte die Veranstaltung dennoch. Milano sollte ohnehin Gerüchten zufolge eine Hochburg der Schwarzen Kunst sein…
Aber sie begriff nicht, wie es möglich war, daß Silbermond-Magie mit Schwarzer Magie vermischt wurde, wie es hier geschehen war. Dazu konnten auch Milano-Magier nicht in der Lage sein!
Immer noch lauschte sie in sich hinein und versuchte etwas zu erfassen. Wenn sie Pech hatte, hatte der unbekannte Magier mit diesem einen Versuch das erreicht, was er erreichen wollte und fühlte sich die nächsten Wochen oder gar Monate nicht mehr. Dann mußte sie beginnen, ihn zu suchen.
Diese Vorstellung behagte ihr absolut nicht.
Plötzlich glaubte sie etwas zu spüren, das der wahrgenommenen Magie ähnelte. Es war nur ganz schwach. So wie eine Herdplatte, die schon fast erkaltet ist. Alarmiert konzentrierte Teri sich auf diese Aura. Daß sie sie in den Minuten zuvor, wo die Aura, sich abschwächend, doch eigentlich noch besser festzustellen hätte sein müssen, nicht hatte spüren können, mochte daran liegen, daß sie vorher abgeschirmt gewesen war. Vielleicht in einem verschlossenen Raum…
Teri versuchte, die versiegende Quelle erneut anzupeilen, diesmal besser, aber sie bekam kein klareres Ziel als vorhin, vom Leitner-Hof bei Vigo aus. Hier war nichts zu machen. Vorhin war die Quelle zu weit fort gewesen, jetzt war sie zu schwach…
Gab es denn keine Gedanken, die man erspüren und anpeilen konnte?
Kaum daran gedacht, versuchte die Druidin sich auf menschliche Gedanken zu konzentrieren. Die Quelle wurde bewegt, also mußte auch jemand da sein, der sie transportierte.
Sie spürte zwei denkende Gehirne auf. Sie mochten ihrer Schätzung nach vielleicht zwei, drei Kilometer entfernt sein. Und in einem dieser Gehirne nahm sie Angst und Erschrecken war, in dem zweiten Zorn und Macht.
Und den Willen, zu töten.
Fieberhaft bemühte Teri sich, dieses Gedankenmuster zu verinnerlichen, um es als Bezugspunkt für den nächsten zeitlosen Sprung zu nehmen.
***
Gambino sah es metallisch blitzen. Eine großkalibrige Pistole war auf ihn gerichtet. Der Mann, der die Pistole in der Hand hielt, war Terzotti.
»Ich habe es geahnt«, flüsterte Terzotti rauh. »Aber ich wußte bis zuletzt nicht, daß du es sein würdest.«
Gambino fühlte, wie seine Hände schweißnaß wurden. Das ohnehin schon schwere Buch schien plötzlich Tonnen zu wiegen. Er war versucht, es einfach fallenzulassen und davonzulaufen.
»Verräter«, hörte er Terzotti sagen. »Du bist also der- elende Verräter, dessen Auftreten ich berechnen konnte… du, Gambino. Ausgerechnet…«
»Wovon - wovon redest du?« keuchte Gambino bestürzt. Er war doch kein Verräter! Er wollte doch nur dieses Buch mit sich nach Hause nehmen, für eine oder zwei Tage, um ein paar Geheimnisse zu ergründen…
»Du verstößt gegen die Anweisungen«, sagte Terzotti. »Das Buch hat hier zu bleiben. Bring es zurück.«
Plötzlich fühlte Gambino, daß Terzotti Magie anwendete. Die Befehlende Stimme. Daher seine unumstößliche Autorität. Unter dem Zwang der Worte wandte sich Gambino gegen seinen Willen langsam um. Die Pistole bedrohte seinen Rücken…
Nein! schrie etwas in ihm. Nicht mehr! Gehorche ihm nicht mehr!
Er fuhr
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