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0396 - Leonardos Zauberbuch

0396 - Leonardos Zauberbuch

Titel: 0396 - Leonardos Zauberbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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herum.
    Terzottis Augen weiteten sich. Der Sektenpriester war maßlos überrascht, daß jemand sich seinem Befehl wirklich zu widersetzen vermochte. Kurz durchzuckte ihn die Erkenntnis, daß Gambino mit seinem Wissen über Magie erkannt haben mußte, wie Terzotti die Sekte unter seiner autoritären Kontrolle hielt, und entsprechende Gegenmaßnahmen für sich ergriffen haben konnte. Im gleichen Moment schoß er.
    Die Kugel stanzte ein Loch in das Buch, blieb mit einem dumpfen Laut in den irrwitzig dicken Papierschichten stecken.
    Gambino schrie auf. Er packte das Buch mit beiden Händen, schleuderte es Terzotti mit aller Kraft, die er nach seiner Beschwörung noch besaß, entgegen. Die zweite Kugel traf ebenfalls das Buch. Beim ersten Mal hatte Terzotti durch seine Nervosität das eigentliche Ziel verfehlt, beim zweiten Mal flog das Buch so schnell auf ihn zu, daß es für Gambino eine hervorragende Deckung bildete.
    Gambino rannte los. Das Buch fiel zu Boden. Aber noch ehe der Sektenpriester einen dritten Schuß abfeuern konnte, war Gambino bei ihm. Er schlug zu. Der überraschte Terzotti taumelte gegen seinen Wagen. Gambino versetzte ihm einen weiteren Schlag. Die Pistole fiel zu Boden. Terzotti brüllte eine Verwünschung. Ein weiterer Fausthieb Gambinos ging gegen das Wagenblech, weil Terzotti sich fallen ließ. Er stieß gegen Gambinos Beine. Gambino stürzte ebenfalls. Terzotti bekam seine Pistole wieder zu fassen. Er riß die Hand mit der Waffe hoch.
    Plötzlich war jemand da, eine schlanke, raubtierhaft schnelle Gestalt mit fliegendem Haar. Der Schuß krachte, verfehlte Gambino aber um viele Meter. Gambino sah in der Dunkelheit Terzotti gegen jemanden kämpfen. Er riß das Buch wieder an sich und stürmte zu seinem Wagen. Die Tür auf! Das Buch auf den Beifahrersitz! Er selbst schnellte sich hinter das Lenkrad. Der Zündschlüssel steckte noch. Terzotti war so leichtsinnig gewesen, ihn nicht abzuziehen, obgleich Gambinos Wagen offen und fahrbereit da stand; er hatte auch den Motor nicht sabotiert. Die starke Rennmaschine erwachte auspuffbrüllend zum mechanischen Leben. Die breiten Hinterräder drehten durch und hinterließen tiefe Spuren im Gelände. Grasfetzen und Erdklumpen wurden meterweit geschleudert. Der Ferrari machte einen Satz nach vorn, als die Kupplung ruckartig griff und die volle Motorleistung wirksam wurde. Das Heck brach aus, aber Gambino fing den Wagen mit beherztem Zupacken am Lenkrad wieder ab.
    Ohne Licht drehte er eine Runde über den Platz.
    Er sah, wie eine der beiden Gestalten sich wieder aufrichtete, und sah es im Rückspiegel aufblitzen. Etwas schrammte metallisch über das Wagendach. Ein weiterer Schuß knallte, diesmal konnte Gambino aber keinen Treffer registrieren.
    Dann flammten Scheinwerfer auf. Der schwere Mercedes setzte zur Verfolgung an. Gambino erreichte die Straße. Er bremste den Wagen auf den Asphalt hinaus, schleudernd, mit kreischenden Reifen, beschleunigte wieder und schaltete die Gänge schnell durch. Acht Zylinder holten brüllende 400 PS aus fast drei Litern Hubraum und zwei Turboladern. Gambino wurde in den Sitz gepreßt. Erst jetzt fiel es ihm ein, die Schweinwerfer einzuschalten. Gerade noch rechtzeitig sah er die Kurve heranfliegen. So schnell war sie ihm noch nie entgegengekommen. Er war aber auch noch nie mit diesem Irrsinnstempo hier entlanggerast.
    Hinter ihm wurden die Lichter kleiner. Der 420 SEL fiel zurück. So schnell und kraftvoll der Wagen des Sektenführes auch war, mit dem Ferrari konnte er nicht mithalten. Gambino beglückwünschte sich dazu, seinerzeit dem schnellen Sportwagen den Vorzug gegeben zu haben. Terzotti war mehr ein Mann, der die komfortable und luxuriöse Fortbewegung liebte.
    Das gab Gambino die erhoffte Chance.
    Er jagte den Wagen nicht nach Milano hinein. Um diese Nachtzeit war das Verkehrgewühl nicht groß genug, um darin unterzutauchen. Außerdem kannte Terzotti seine Wohnung. Gambino war sicher, daß Terzotti Leute dorthin beordern würde, um Gambino abzufangen.
    Von einem Moment zum anderen wurde ihm klar, was Terzottis Schüsse und seine Worte bedeuteten.
    Verräter!
    Mit Verräter machte man kurzen Prozeß. Gambino wurde gejagt. Er war ein Todeskandidat. Zu deutlich stand ihm der Ablauf der Zeremonie vor Augen, in der der Sektenpriester den Fürsten der Finsternis um die Gunst gebeten hatte, einen Verräter zu bestrafen, ohne irgend welche Konsequenzen befürchten zu müssen.
    Und er, Gambino, wurde jetzt zum Verräter

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