0396 - Leonardos Zauberbuch
die unvorbereitet nahezu aus dem Nichts heraus entwickelt wurde, Zamorras Amulett angesprochen und gerufen wurde.
Da war etwas im Gange…
Etwas drängte Lucifuge Rofocale, sein Amulett einzusetzen, um den Ausgangsort des Rufes anzupeilen und zu erfahren, was dort vor sich ging. Er fühlte, wie sein Amulett pulsierte.
Er wunderte sich selbst, wie mühsam er diesem Drang nur wiederstehen konnte…
***
Einen gab es, der nicht widerstand. Er befand sich in Caermardhin. Sid Amos, der einstige Asmodis. Er besaß gleich drei der Amulette, die er im Laufe der Zeit zusammengeholt hatte. Beute…
Auch er hatte den Ehrgeiz, eines Tages alle sechs Amulette zu besitzen…
Zamorrra wußte, daß er einen der Sterne besaß. Die beiden anderen hielt Amos streng geheim. Aber jetzt überfiel ihn der brennende Impuls gleich dreifach. Und dreifach war auch die Verlockung, nachzusehen, was geschah.
Normalerweise mußte Amos, wenn er etwas oder jemanden beobachten wollte, den Ort oder die Person kennen. In diesem Fall aber benutzte er die Amulette.
Wahllos griff er eines der drei aus dem sorgsam abgeschirmten Versteck, stellte seinen Geist darauf ein und spannte die Finger auf zur Beobachtung. Zeige-, Mittelfinger und Daumen bildeten mit ihren Spitzen die Eckpunkte eines imaginären Dreiecks, in dem ein Bild entstand.
Fiebernd analysierte Amos die Situation. Er war bereit, einzugreifen. Immerhin handelte es sich um Zamorras Amulett, das von einem Unbekannten gerufen wurde, und Zamorra war Amos’ Verbündeter. Immerhin handelte es sich um einen Zauber des Leonado deMontagne, und der war Amos’ Feind. Immerhin handelte es sich um einen Teil der Macht Merlins oder des Silbermondes, und Amos war Merlins Stellvertreter geworden.
Doch er brauchte nicht einzugreifen.
Er sah, daß schon jemand auftauchte, um sich um diese Sache zu kümmern. Da zog er sich als unsichtbarer Beobachter wieder zurück. Er wußte die Angelegenheit in guten Händen. Er kämpfte den Impuls des Amulettes nieder, das ihn zum Handeln drängen wollte, aber er war durch das Geschehnis an sich zu verwirrt, als daß er diesem Drängen die Beachtung geschenkt hätte, die es eigentlich verdiente.
Er verstaute das Amulett wieder in seinem Versteck.
Aber er hatte es immerhin benutzt.
Und irgendwo in der Tiefe des Universums, ganz nah oder unsagbar fern, sog etwas Kraft aus dieser Benutzung. Die Energie wurde gespiegelt. Sie war voll wirksam, aber ihre Spiegelung erreichte das Etwas und stärkte es um einen weiteren geringen Anteil. Wieder war es gekräftigt und sich seiner selbst bewußter geworden…
Und niemand ahnte etwas davon…
***
Auch nicht jener, dessen dunkle Hände das vibrierende sechste Amulett umschlossen. Er spürte eine fremde Kraft pulsieren, aber er vermochte mit der Information, die sich darin verbarg, nichts anzufangen. Merlins Macht und Leonardos Zauber rufen Zamorras Amulett!
Mit keinem der drei Namen konnte er etwas anfangen. Noch nicht! Aber seine Augen funkelten wißbegierig. Sein Interesse war erwacht…
***
Teri Rheken fuhr wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Das war Silbermond-Magie, wie Merlin sie benutzte, aber dennoch durchsetzt von etwas Schwarzem. Pervertiert, entartet…
rufen Zamorras Amulett!
Sie stöhnte auf. Hier geschah etwas, das nicht sein durfte. Merlins Macht wurde von einem Unbekannten mißbraucht. Wie kam er dazu? Wer war er überhaupt?
Da war es schon wieder vorbei. Sie hatte nur die ungefähre Richtung erkennen können. Rund zweihundert Kilometer südwestlich…
Da traf eine Gedankenbotschaft bei ihr ein. Gryf, der Silbermond-Druide!
Teri, was war das? Hast du es nicht auch gespürt? Wer mißbraucht da Merlins Macht zu einem schändlichen Unterfangen?
Wo bist du, Gryf?
In Skandinavien, aber nicht mehr lange… Wir müssen eingreif en. Wer auch immer dort aktiv geworden ist -wir müssen erfahren, wer er ist und ihn daran hindern, Merlins Macht mit Schwarzer Magie zu vermischen…
Teri schluckte heftig.
Ich bin näher dran, Gryf, teilte sie ihm telepathisch mit. Verausgabe dich nicht. Ich kümmere mich darum. Sollte ich Hilfe brauchen, kann ich dich immer noch rufen.
Sie empfing einen bestätigenden Gedankenstrahl. Zögere nicht zu lange! Viel Glück!
Die Gedankenverbindung zweier weit voneinander entfernten Druiden brach zusammen. Es war selten, daß sie über solche Distanzen miteinander in Verbindung traten. Aber ungewöhnliche Umstände hatten schon immer ungewöhnliches Handeln erzwungen.
Teri
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