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0396 - Leonardos Zauberbuch

0396 - Leonardos Zauberbuch

Titel: 0396 - Leonardos Zauberbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Die Zollbeamten fragten nicht nach dem Warum. Es reichte ihnen, wenn eine Fahndung oder ein Haftbefehl vorlag. Alles weitere war dann Sache der Polizei, die den Festgenommenen übernahm.
    Zur Küste, zu einem der Häfen? Mit einem Schiff das Land verlassen?
    Das ging nicht schnell genug. Wenn er sich erst einmal auf einem Schiff, einem Boot, einer Yacht befand, befand er sich auf einer sich langsam bewegenden Falle. Auch dort konnten sie ihn aufspüren, und er hatte keine Chance, weiter zu fliehen. Höchstens in den Tod durch Ertrinken.
    Aber er hing am Leben.
    Zum Teufel, noch vor ein paar Stunden hatte er gezittert, als er den Dämon sah, der so eiskalt und gnadenlos tötete. Er hatte gesehen, wie rasend schnell ein Leben sein abruptes Ende finden konnte, und seitdem hatte er Angst. Er wollte nicht sterben. Er wollte weiterleben. Aber damit sah es momentan ziemlich schlecht aus.
    Flugzeug…?
    Damit würden sie rechnen. Er war sicher, daß sie schon am Aéroporté auf ihn warteten.
    Ein Flughafen in einer anderen Ortschaft? Bergamo, das fast vor der Haustür am Fuß der Alpen lag? Turin in der anderen Richtung? Parma? Modena? Das lag alles zu nahe. Unter Umständen stellten sie ihm auch dort ihre Fallen. Ja, wenn er in dieser Sekunde auf einem diese Flughäfen in die Maschine steigen könnte, hätte er vielleicht eine Chance gehabt, zu entkommen. Aber das war unmöglich. Der Ferrari war zwar schnell, aber er konnte die Entfernung nicht auf ein paar Meter zusammenschrumpfen lassen.
    Und sie würden wissen, wie schnell der Wagen war.
    Er konnte nur versuchen, sie auszutricksen und auszuprobieren, ob der Ferrari nicht noch etwas schneller war, als sie vermuteten.
    Er jagte den Wagen in die Autobahneinfahrt und auf die breite Autostrada hinaus, die quer durch den Norden Italiens von Turin bis nach Triest führte. Die Mautstelle tauchte vor ihm auf. Kein Betrieb. Nur zwei Wagen wurden gerade nebeneinander abgefertigt, automatisch. Er lenkte den Ferrari in die schmale Schleuse, streckte den Arm aus dem Wagen und drückte auf den Knopf. Der Automat spie das Kärtchen aus, auf dem Ort und Uhrzeit ausgedruckt waren. An einer Zwischenzahlstelle oder beim Verlassen der Autobahn wurde danach ausgerechnet, welche Entfernung er zurückgelegt hatte und wieviel Gebühren er dafür bezahlen mußte.
    Die polizia stradale benutzte die Zeitangaben neuerdings auch dafür, bei Stichprobenkontrollen gefahrene Geschwindigkeiten auszurechnen und für die Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit zur Kasse zu bitten. Früher war das einfacher gewesen. Da schafften die Autobahnstreifen es zwar hin und wieder mal, Temposünder an Ort und Stelle zu erwischen, und pro km/h über der Obergrenze kostete es gerade mal tausend Lire. Aber diese Zeiten waren längst vorbei; steigende Unfallzahlen hatten das Ministerium veranlaßt, die Beamten zu drastischerem Eingreifen und höheren Strafgeldern zu veranlassen.
    Gambino kümmerte das in diesem Moment nicht. Es war Nacht. Kaum jemand würde sich darum kümmern, wie schnell er fuhr, und bei einem Ferrari drückte die polizia auch heute noch gern mal beide Augen zu. Schließlich sah man diese Meisterstücke italienischer Autobaukunst, den Stolz der motorbegeisterten Nation, auch in bella Italia selbst nicht an jeder Straßenecke.
    Gambino trat das Gaspedal durch.
    Weg von hier.
    Im Rückspiegel sah er plötzlich Blaulichter aufflammen. Die Alarmsirenen hörte er nicht mehr. Der Motor unmittelbar hinter seinem Rücken übertönte als beherrschende Geräuschkulisse alles andere. Aber er wußte, daß in diesem Moment Alarm ausgelöst worden war und daß die zwei oder drei Angestellten der privaten Autobahngesellschaft, die diese Mautstelle unterhielten, in diesem Moment informiert worden waren, daß sie einen roten Ferrari festhalten sollten, wenn er auftauchte. Sie hatten ihn auch bestimmt erkannt - aber ein paar Sekunden zu spät. Als sich die Sperrschranken senkten, war er längst auf freier Strecke.
    Die Lichtkegel der Fernscheinwerfer stachen in die Nacht. Er holte rasend schnell die beiden vor ihm abgefertigten Wagen ein und flog förmlich an ihnen vorbei. Die Autostrada war frei, nichts hielt ihn mehr auf.
    Erst an der nächsten Mautstelle, die garantiert jetzt auch informiert wurde, würde es Ärger geben. Aber bis dahin konnte er sich etwas ausdenken.
    Und er fuhr so schnell wie noch nie zuvor in seinem Leben. Die Nadel des Tachometers zitterte jenseits der 300 km/h-Marke. Weit geschwungene

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