0396 - Leonardos Zauberbuch
funktionierende Firmen beherbergte.
Plötzlich sah sie Reifenspuren, die von der Zufahrt abbogen und seitwärts ins Gelände führten.
Das Gras stand hoch; es hatte sich im Morgentau wieder aufgerichtet. Aber die Spuren waren dennoch zu erkennen. Rillen hatten sich im Laufe der Zeit in den Boden gedrückt. Auch war die Grasnarbe dort, wo Räder gerollt waren, nicht so stark entwickelt.
Sie folgte den Spuren zwischen Sträuchern hindurch zu einer größeren Fläche. Die erkannte sie wieder.
Hier hatte sie in der Nacht gegen den Pistolenmann gekämpft und war niedergeschlagen worden! Von hier aus hatte sie zum ersten Mal Milanos Silhouette gesehen, bloß die Fabrik ließ sich tatsächlich nicht erkennen.
Aber Teri wußte ja, wo die sich befand.
Sie ging in die entsprechende Richtung. Nachdem sie übermannshoch wucherndes Unkraut und wildes Gestrüpp umgangen hatte, sah sie plötzlich eine Mauer vor sich. Das mußte die Rückwand einer Halle sein, die man direkt an die Grundstücksgrenze gebaut hatte. Rechts und links neben der Halle schloß sich der große Maschendrahtzaun an, der das Gelände einfriedete.
Hier mußte es einen Zugang geben. Nicht umsonst führten die Reifenspuren zu dieser freien Fläche.
Teri betrachtete die Fläche eingehend. Die Hallenwand war hier fensterlos. Aber dann sah sie drüben ein Loch im Zaun.
Sie ging hin.
Direkt neben der Halle befand sich dieses Loch. Und als sie hindurchschlüpfte, sah sie vor sich eine Tür, auf die sie vorhin auf dem Firmengelände gar nicht geachtet hatte.
Das konnte kein Zufall sein.
Jemand betrat die Halle durch diese Tür, nachdem er sein Auto unauffällig auf dem von Sträuchern uneinsehbar gemachten Platz auf der Wiese parkte. So konnte man sich hier aufhalten und kommen und gehen, ohne daß Unbeteiligte etwas davon bemerkten. Selbst wenn sich Menschen auf dem Fabrikgelände aufhielten, würden diese es schwer haben, von den heimlichen Besuchern etwas zu bemerken - sofern diese ein wenig aufpaßten.
Teri berührte die Türklinke, aber die Tür ließ sich nicht öffnen. Sie war abgeschlossen.
Das war für die Druidin kein Problem.
Im zeitlosen Sprung versetzte sie sich auf die andere Seite. Dabei war sie angespannt und wachsam. Schließlich mußte sie damit rechnen, daß eine Falle auf sie wartete.
Aber nichts geschah. Sie sah sich nur in einem stockfinsteren Raum. Als sie ein paar Schritte ging, stieß sie an rauhe Steinwände. Hier hatte jemand nachträglich eine Mauer gezogen. Jetzt wurde ihr auch klar, warum sie diese Tür nicht entdeckt hatte, als sie von der »offiziellen« Seite einen Blick ins Innere der Halle warf. Sie hatte nur die Trennmauer gesehen und für die Rückwand gehalten.
Ihre Schritte klangen hohl.
Sie bückte sich. Ein wenig Magie hellte den Raum leicht auf, und sie sah den Griff einer Falltür. Sie zog daran. Der Deckel ließ sich anheben und gab eine Treppe frei, die in unterirdische Räume führte.
Teri zögerte keine Sekunde, hinabzusteigen. Sie ahnte, daß sie einem Geheimnis auf der Spur war, das sie der Lösung ihrer Aufgabe einen großen Schritt näher bringen konnte…
***
Ich bin gar nicht wach, ich träume nur und in meinem Traum bin ich der Ansicht, daß Amulett sei verschwunden, dachte Zamorra. Trotzdem tastete er in der leeren Schublade herum.
Nein, er träumte nicht. Träume waren nicht so realistisch und ließen sich auch in begrenztem Maß manipulieren.
Hier konnte er mit der Kraft seines Willens nichts ändern. Aber er fragte sich, ob das Verschwinden des Amuletts ihn geweckt hatte.
Oder war es gestohlen worden?
Daß das Zimmer abgeschlossen gewesen war, besagte nicht, daß sich nicht trotzdem ein Dieb Zutritt verschafft hatte. Lange genug waren Nicole und er doch mit Rudolfo Munro unterwegs gewesen.
Er preßte die Lipppen zusammen.
Ein genauer Zeitpunkt, an dem das Amulett verschwunden war, ließ sich nicht bestimmèn. Nachdem sie von dem Abenteuer mit Laurin zurückgekommen waren, hatte er das Amulett in die Schublade gelegt, diese geschlossen und sich dann nicht mehr um die Silberscheibe gekümmert.
Neben ihm regte Nicole sich. Sie blinzelte. »Schon Mittag?« murmelte sie undeutlich.
»Früher morgen… kurz nach acht…«
»Zu früh.« Nicole schloß die Augen wieder und rollte sich auf die andere Seite.
Zamorra setzte sich auf und überlegte. Es blieb noch eine Möglichkeit. Er litt zwar nicht unter Blackouts, wenn es mal am Abend vorher besonders feucht-fröhlich hergegangen war, aber
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