0396 - Leonardos Zauberbuch
konnte es nicht sein, daß er das Amulett anderswo untergebracht und das glatt vergessen hatte?
Er schwang sich aus dem Bett und begann zu suchen. Im Koffer, im Schrank, im kleinen Einsatzkoffer, in dem die magischen Utensilien untergebracht waren, zu denen auch der Dhyarra-Kristall, eine Strahlpistole der DYNASTIE DER EWIGEN und seit kurzem auch wieder der Ju-Ju-Stab gehörten.
Nicole drehte sich wieder um. »Was polterst du hier durchs Zimmer? Falls du den perfekten Durchblick suchst -den müssen wir gestern abend wohl beide verloren haben. Vielleicht hat ihn einer beim Fundbüro abgegeben…«
»Redest du immer so einen Blödsinn?« fragte er unfreundlicher als beabsichtigt. Das mobilisierte sie endgültig, aber erst nach einem herzhaften, anhaltenden Gähnen brachte sie ihre Frage hervor: »Was ist denn jetzt los, Chérie? Was stimmt nicht?«
»Das!« sagte er und tippte sich gegen die Brust, dahin, wo sonst sein Amulett zu hängen pflegte. »Verschwunden. Weg. Nicht mehr da. Nicht aufzufinden. Wir sind bestohlen worden.«
»Hoteldieb? So was soll selbst in den friedlichsten Gasthöfen mal Vorkommen…«
»Dann frage ich mich, weshalb ich wach geworden bin«, sagte er.
»Ein Warn-Instinkt, der auf das Verschwinden reagiert hat?«
Zamorra schüttelte den Kopf. Das war es eigentlich nicht. Wenn das Amulett aus seiner unmittelbaren Nähe verschwand, hatte er noch nie psychisch darauf reagiert. Aber jetzt versuchte er, ob das Amulett auf ihn reagierte.
Er öffnete die Hand und dachte konzentriert an den Ruf .
»Nichts…«
Nicole begriff, was er versucht hatte. »Es ist nach wie vor abgeschaltet, nicht wahr? Aber wie konnte es dann verschwinden? Da muß dann doch einer lange Finger gemacht haben!«
Irgendwie wollte diese Vorstellung Zamorra nicht gefallen. Diebstahl war zwar nicht auszuschließen, aber in diesem Gasthaus konnte er sich das einfach nicht vorstellen. Er wußte auch nicht, weshalb.
Es mußte etwas anderes im Spiel sein. Aber was?
Er überlegte, ob er den Dhyarra-Kristall einsetzen konnte, um mehr über den Verbleib des Amuletts herauszufinden. Aber das war höchstwahrscheinlich vergebliche Liebesmühe. Als vor kurzem Sara Moon das Amulett hatte stehlen lassen und es sich zum Selbstschutz vor Mißbrauch selbständig desaktivierte, hatte er mit dem Kristall auch nichts machen können. In London war das Amulett gestohlen worden, in Florenz war es dann wieder aufgetaucht, und ein Bekannter, der es entdeckt hatte, hatte Zamorra und Nicole hergebeten.
»Was wirst du tun?« fragte Nicole unruhig. Der Gedanke, daß sich das Amulett wieder einmal in fremden Händen befand, erschreckte sie.
Zamorra nagte an seiner Unterlippe.
»Ich weiß es nicht«, gestand er. »Ich muß darüber nachdenken. Vielleicht meldet sich ja auch Teri. Vielleicht hat sie eine Idee, was geschehen sein könnte oder was wir unternehmen können.«
Er warf sich wieder auf das Bett.
»Wenn es sich um einen Diebstahl handelt, müssen wir die Polizei informieren«, sagte Nicole. »Weniger des Amuletts wegen, mit dem der Dieb so gut wie nichts anfangen kann, weil jeder Juwelier oder sachkundige Hehler ihn damit zum Teufel schickt, sondern darum, daß er nicht anschließend weitere Diebstähle begehen kann…«
Zamorra schloß die Augen.
»Es wird nichts bringen«, sagte er. »Fehlalarm, wetten?«
»Aber wie kann es dann verschwunden sein?« protestierte Nicole. »Niemand kann es gerufen haben. Das funktioniert nur bei uns beiden. Außerdem ist es desaktiviert.«
Zamorra seufzte.
»Und wenn Leonardo deMontagne es sich geholt hat? Vielleicht hat er einen Weg gefunden, es nicht nur aus der Ferne abzuschalten, wenn er mir mal wieder einen üblen Streich spielen will, sondern es ganz zu sich zu rufen…«
»Das sagst du so gelassen?« fuhr Nicole auf.
Er zuckte mit den Schultern. »Sag mir, was ich dagegen tun könnte«, sagte er. »Ich habe versucht, es zurückzu rufen ,- und das klappte nicht. Mehr kann ich im Augenblick nicht machen.«
Nicole schüttelte den Kopf.
»Deine Ruhe möchte ich manchmal haben, Chef«, murrte sie.
Er grinste freudlos.
»Ich auch, Nici… ich auch…« Denn innerlich war er gar nicht so ruhig. Seine Machtlosigkeit zerrte enorm an seinen Nerven…
***
Teri fühlte, daß in der Dunkelheit die Treppe in einem größeren Raum mündete. Vorsichtig tastete sie die Wand neben sich ab und fand einen Lichtschalter. Es wurde hell. Neonlampen erleuchteten die unterirdischen Räume.
Die Druidin sah
Weitere Kostenlose Bücher