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0396 - Leonardos Zauberbuch

0396 - Leonardos Zauberbuch

Titel: 0396 - Leonardos Zauberbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Umstände dazu gezwungen wurde, früh aufzustehen. Freiwillig tat er es jedenfalls in den seltensten Fällen. Dafür wurden die Abende und Nächte um so länger. Morgenstunde sollte dem Sprichwort nach zwar Gold im Munde haben, bloß hatte Zamorra von dieser Art Zahnersatz noch nie viel gehalten.
    Neben ihm schlief Nicole den Schlaf der Gerechten.
    Vom Gang her kam Geschirrklappern. Die Tür zum Frühstücksraum, der sich auf gleicher Etage befand, stand offen. Dort wurde gedeckt. Aber diese Geräusche konnten es nicht sein, die Zamorra geweckt hatten. Die Tage vorher hatte er sie doch auch nicht wahrgenommen, und da hatte er noch weniger Bettschwere getankt als an diesem vergangenen Abend, der in einer Schinkenplatten-Freßorgie seinen Höhepunkt gehabt hatte.
    Der Wein hatte es auch in sich gehabt. Danach hätte Zamorra erst recht schlafen müssen.
    Zamorra lauschte in sich hinein, ob sein sechster Sinn sich meldete und ihn auf irgend eine Gefahr oder ein Ereignis hinweisen wollte.
    Aber da war nichts.
    Zamorra seufzte. Er verstand sein eigenes Verhalten nicht. Er war aufgewacht, obgleich er sich doch noch müde fühlte. Ausgiebig gähnte er. Vielleicht konnte er ja wieder einschlafen. Das Frühstück lief ihnen nicht weg. Wenn sie nicht zur normalen Zeit auftauchten, blieb es eben stehen. Notfalls bis zum Abend. Das war ein Sonderservice des Hauses, das klein genug war, auf spezielle Wünsche der Gäste jederzeit eingehen zu können.
    Zamorra ließ sich ins Kissen zurück sinken. Sollte sein Erwachen seine Ursache in dem Gespräch haben, das sie gestern geführt hatten? Worüber hatten sie noch gleich gesprochen? Über das Amulett, das Rudolfo Munro gern mal wieder in Augenschein genommen hätte…
    Das lag in der Schublade des Nachttisches. Zamorra schmunzelte, richtete sich wieder auf und zog die Lade auf.
    Was er darin nicht fand, war sein Amulett.
    Von einem Moment zum anderen war seine Müdigkeit wie weggeblasen. Merlins Stern war verschwunden!
    ***
    Teri Rheken hatte mit einem zeitlosen Sprung das Gelände der ehemaligen Fabrik erreicht und stand nun inmitten der Bauten mit den blinden Scheiben und den Spinnweben. Das mußte doch tatsächlich eine hervorragende Tarnung sein. Sie bewegte sich zwischen Hallen und kleineren Bauten, öffnete Türen und sah in leere Säle. Auch die letzte Maschine und den allerletzten Schreibtisch oder Personalspind hatte man ausgeräumt und nur kahle Wände zurückgelassen. Die waren reif für das Abbruchkommando. Zu holen gab es hier schon lange nichts mehr.
    Es deutete auch nichts darauf hin, daß hier vor kurzem Menschen gewesen waren. Der Staub auf dem Fußboden der Räume lag mehrere Millimeter hoch und war unversehrt. Nirgends deutete etwas darauf hin, daß jemand versucht hatte, Fußspuren zu verwischen, indem er gleichmäßig über den Staub zu blasen versuchte und die Schicht deshalb hier und da dünner werden ließ.
    Fehlanzeige…
    Sollte sie sich so irren? Sollte diese Ex-Fabrik nichts mit der Magie zu tun haben, die sie gespürt hatte?
    Sie trat wieder ins Freie. Am Tage sah hier zwar alles ganz anders aus als in der Nacht, aber sie war trotzdem sicher, sich nicht an einem falschen Ort zu befinden.
    Sie verließ das Gelände zu Fuß durch das große Haupttor, das offen stand. Auch hier gab es keine Spuren. Das Tor war bestimmt seit Monaten von keinem Fahrzeug mehr durchfahren worden.
    Alles lag still.
    Zu still. Teri konnte sich nicht erinnern, auch nur eine einzige Maus rascheln gehört zu haben. Vögel schien es hier auch nicht zu geben. Dabei bot sich ihnen Nahrung in Hülle und Fülle. Es wimmelte von Insekten am Boden und in der Luft, die sich hier ungestört nach Herzenslust vermehren konnten, von keinem natürlichen Feind gestört.
    Teri versuchte die Silhouette der Stadt zu erkennen. Bei Nacht hatte sie einen anderen Eindruck gemacht mit ihrer schwachen Lichtaura über den Häusern. Jetzt lag eine Smogglocke über Milano, die den Himmel als graue Masse fast mit den grauen Häusern verschmelzen ließ. Dabei mußte in der Stadt selbst unter dieser Glocke, nur leicht gefiltert, die strahlende Sonne zu sehen sein.
    Hier draußen sah es damit noch besser aus.
    Die Druidin schritt über die Zufahrtstraße. Gut zweihundert Meter weiter endete sie auf einer recht gut befahrenen Durchgangsstraße. Teri sah von weitem jede Menge Lastwagen und Kombis. Hier mußte sich ein weiträumiges Industriegebiet befinden, das außer der aufgelassenen Fabrik auch noch

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