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0396 - Mord-Marionetten

0396 - Mord-Marionetten

Titel: 0396 - Mord-Marionetten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zusammen.
    Er hatte die Frau noch nicht erreicht. Eine Körperlänge trennte ihn noch von der Rothaarigen in dem türkisfarbenen Kleid, aber er hatte sich nicht mehr halten können und berührte mit dem Gesicht fast ihre Schuhspitzen.
    Das war eine Szene, wie Moira sie sich wünschte. Nicht die Puppe sagte es mir, sondern sie. »Ja, Geisterjäger, so musste es sein. Du zu meinen Füßen, damit ich dich zertreten kann…«
    Wie zur Untermauerung ihrer Worte hob die rothaarige Marionette den rechten Fuß. Der Schuh schwebte über den Kopf des Mannes, und es sah so aus, als wollte er ihn zertreten.
    Das trat nicht ein. Die Frau zog ihr Bein wieder zurück und gab dem Dirigenten ein Zeichen.
    Dann trat die Frau zu. Sie traf den Mann in Höhe der Gürtelschnalle. Der sackte auf der Stelle in sich zusammen. Auf dem Boden der Platte blieb er sitzen. Dabei bewegte sich nur mehr sein Kopf. Durch eine leichte Bewegung des Fadens wurde er schief gelegt, und so starrte er die Frau auch an.
    Irgendwie demütig, verhalten und darauf wartend, dass sie ihm nur nichts tat.
    Er sollte sich irren.
    »Gleich, Sinclair, gleich wird es passieren. Dann erlebst du den Höhepunkt. Bisher hast du das Leben dieser beiden Menschen vorgetanzt bekommen. Doch auf ein Leben folgt der Tod, und du wirst zuschauen, wie man dein Ebenbild vernichtet.«
    Sie sagte es voller Inbrunst, als hätte sie sich auf nichts anderes gefreut.
    Die rothaarige Puppe ging vor. Diesmal in einer nahezu königlichen Haltung. Den Kopf hielt sie hocherhoben, ihr Rücken war durchgedrückt, und selbst der Ausdruck des Gesichts schien von einem kaum zu erfassenden Hochmut geprägt zu sein.
    Sie blieben beide innerhalb des Scheinwerferkegels uns auch nur keine Einzelheit entging.
    Nichts anderes wollte Moira Cargal!
    Ich konnte mir vorstellen, wie sehr sie dem Finale entgegenfieberte, und auch mich hatte eine gewisse Spannung ergriffen.
    Allerdings hinterließ sie bei mir ein drückendes Gefühl der Furcht.
    Der Druck breitete sich in meinem Magen aus. Ich dachte an das Schicksal, das mir nach diesem Puppenspiel bevorstand, und nahm auch wahr, wie die Schweißperlen in langen, kalten Bahnen über meinen Rücken liefen.
    Die weibliche Puppe stoppte ihren Schritt. Auch die kaum sichtbaren Bänder über ihrer roten Haarflut bewegten sich nicht mehr.
    Sie hingen wie steife Schnüre aus der Dunkelheit, und nur ein Faden bewegte sich, damit die Puppe den rechten Arm anwinkeln und ihre Hand mit einer eckig wirkenden Bewegung in die Falten des türkisfarbenen Gewandes schieben konnte.
    Dort holte sie etwas hervor, das ebenfalls an einem Faden hing, aber so dicht gegen die Finger gepresst wurde, dass es auf mich wirkte, als würde sie etwas festhalten.
    Es schaute aus ihrer Faust.
    Hell und dennoch irgendwie dunkel, so wie Stahl glänzend.
    Eine Messerklinge!
    Der Mann kniete vor ihr. Sein Kopf wurde ebenfalls so bewegt, dass er die Frau von unten her anstarren konnte. Hätte er geredet, wären vielleicht Bitten über seine Lippen geflossen, aber Marionetten sind stumm.
    »Sie tut es!«, hauchte Moira.
    Tatsächlich.
    Urplötzlich ruckte die Hand mit dem Messer nach unten. Die Klinge traf den Kopf der Puppe seitlich. Sie schälte kleine Holzsplitter hervor, die durch die Luft wirbelten, bevor sie auf die Platte zurückfielen und dort liegen blieben.
    Immer wieder hackte das Messer zu, und Moira Cargal begleitete jeden Treffer mit einem kieksenden Laut.
    Sie freute sich diebisch.
    Ich stand bewegungslos auf dem Fleck und schaute dieser Mordszene zu. Auch weiterhin war ich durch den messerscharfen Faden gefesselt und unfähig, mich zu bewegen.
    Die Marionette mit dem roten Haar bewegte sich zuckend. Nicht ein Glied an ihrem hölzernen Körper befand sich in der Ruhestellung, und dabei war es der rechte Arm, der immer wieder in die Tiefe raste und dabei den Kopf des Mannes traf.
    Das Messer schälte und zersplitterte ihn. Er war bereits um mehr als die Hälfte kleiner geworden, und noch immer flogen Splitter und Späne weg, wenn die Frau weiter zudrosch.
    »Ist es nicht gut?«, flüsterte Moira. »Ist es nicht phantastisch? So muss es immer sein. Ich bin die Siegerin. Mr. Doll weiß genau, was mir gut tut.«
    Das konnte ich mir vorstellen, und ich war gespannt, wie die Szene endete.
    »Bald!«, erklärte Moira mit dumpfer Stimme. »Bald ist er tot, Sinclair. Und er hat deine Gesichtszüge, verstehst du? Deine. So wirst auch du sterben und…«
    Sie verstummte, denn auf der Altarplatte

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