0396 - Mord-Marionetten
entdeckt.
Er lag auf dem Schreibtisch, war nicht größer als ein menschlicher Arm und zeigte eine Puppe.
Nur war es eine besondere, denn sie trug auf dem Rücken eine Armbrust.
***
Wir hatten den Mörder!
Dieser Gedanke schoss mir durch den Kopf, und ich dachte daran, dass wir uns auch nicht getäuscht hatten, denn die Puppe war mit einer Armbrust bewaffnet.
»Das gibt es doch nicht!«, hauchte Suko. »Wie kommt die denn auf unseren Schreibtisch?«
»Frag sie mal?«
Wir scherzten zwar, aber es war uns verdammt ernst, denn die auf unserem Schreibtisch liegende Puppe zeigte sich tatsächlich für einen Mord verantwortlich.
Das war unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, und wir hüteten uns zunächst, die Puppe anzufassen. Zudem wies ich Glenda an, im Vorzimmer zu bleiben.
»Was ist denn, John?«
»Erkläre ich dir später.«
Ich schloss die Tür und sah Suko, der in einer etwas abwartenden Haltung vor dem Schreibtisch stand. Er traute dem Braten ebensowenig wie ich und betrachtete die Puppe mit skeptischen Blicken.
»Wie kommt sie hier herein?«, flüsterte er.
»Frag mich lieber was Leichteres.« Ich trat an den Schreibtisch und senkte den Kopf.
Die Puppe lag auf dem Rücken. Sie war ungefähr so gekleidet, wie man sich Robin Hood früher vorgestellt hatte. Ein grünes Wams, Stiefel, einen Rock aus Leder und auf dem Kopf einen grünen Filzhut mit langer Feder.
Die Armbrust interessierte mich am meisten, natürlich auch die Pfeile, die noch im Köcher steckten.
Als ich meine Hand ausstreckte, um die Puppe anzufassen, zog Suko seine Beretta und zielte auf den kleinen Gegenstand. »Nur vorsichtshalber«, erklärte er.
»Danke.«
Zwischen zwei Finger nahm ich sie und musste feststellen, dass die Puppe aus Holz bestand. Keine weiche Masse, sondern festes, normales Holz, eben eine Puppe.
Und die sollte gemordet haben?
Sie musste es im Prinzip sein, denn die Pfeile sahen ebenso aus, wie der, den der Doc aus dem Kopf der Leiche gezogen hatte. Und die Armbrust passte ebenfalls dazu.
»Da versteckt sich der Killer in deinem Büro«, flüsterte Suko und lachte leise. »Damit hätte ich nicht im Traum gerechnet.«
Ich ebenfalls nicht, aber wir hatten einen Beweis für unsere Vermutung bekommen, und ich wollte den Fall sehr vorsichtig angehen. Die Puppe musste untersucht werden. Mein Kreuz würde sich dafür eignen. Schon einmal hatte es reagiert. Aber ich brauchte auch meinen Kaffee und ging ins Vorzimmer.
»Was war denn los?«, fragte Glenda.
Ich berichtete ihr in zwei Sätzen davon.
Vor Schreck bekam sie den Mund nicht mehr zu. »In eurem Büro, John, war die Puppe?«
»Sie ist noch da.«
»Wie kommt sie denn dorthin?«
Ich lachte. »Das frage ich mich auch.« An der Kaffeemaschine blieb ich stehen. »Hast du nichts gesehen?«
»Dann hätte ich etwas gesagt.«
»Stimmt auch wieder.« Ich schenkte ein, während sich Glenda um Sukos Tee kümmerte. Als sie die Tasse in der Hand hielt, sagte sie mit leiser Stimme: »Weißt du was, John, ich habe Angst.«
»Wovor?«
»Vor dieser Puppe oder was immer sie sein mag. Das ist furchtbar. Die kann töten. Wir sind hier nicht sicher, die kommt durch Mauern, Wände und geschlossene Fenster. John, was kann das sein?« Sie schaute mich so ausdrucksvoll an, als könnte ich ihr die genaue Antwort geben, doch auch ich musste passen.
»Sorry, Mädchen, keine Ahnung.« Ich nahm ihr die Teetasse aus der Hand und balancierte jetzt zwei.
Glenda lief schon zur Tür, um sie zu öffnen. Sie warf einen vorsichtigen Blick in das Zimmer und zog sich hastig zurück, als hätte sie Angst, von einem Monster angegriffen zu werden.
Auf der Schwelle blieb ich noch einmal stehen. »Bitte keine Störungen in der nächsten halben Stunde – okay?«
»Natürlich.«
Ich lächelte noch einmal optimistisch und betrat den Raum. Suko nahm mir seine Tasse ab und stellte sie auf den Schreibtisch. »Es hat sich nichts getan.«
Ich hob die Schultern. »Vielleicht schläft unser kleiner Killer jetzt.«
»Du hast Nerven.«
Auch ich stellte die Tasse ab und nahm den ersten Schluck. Suko saß mir gegenüber. Zwischen uns lag die kleine Killer-Puppe, die so harmlos aussah und es doch nicht wahr.
»Wie machen wir es?«, fragte der Inspektor. »Willst du es tatsächlich mit dem Kreuz versuchen?«
»Ja.«
»Und wenn du sie zerstörst?«
Ich hob die Schultern. »Dann haben wir einen Killer weniger.«
Mein Freund lachte. »Mensch, du hast Humor.«
Den braucht man manchmal sogar in
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