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0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder

0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder

Titel: 0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder
Autoren: Wir suchten Jerry Cottons Mörder (2 of 3)
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die Nacht, in der Sie Ed Fuller aus dem Bear Mountain Harriman State Park nach Lincoln Park brachten. In der Nacht von gestern auf heute sind wir in aller Hergottsfrühe aus den Federn gescheucht worden mit der Hiobsbotschaft, daß Cotton verschwunden ist. Essen Sie, und dann schlafen Sie eine Stunde. Geben Sie mir das Fernglas. Ich löse Sie ab, bis Sie eine Stunde geschlafen haben.«
    »Gute Idee, Snyder. Vielen Dank.«
    »Ach, Quatsch. Ich finde nur, daß wir alle am selben Strick ziehen.«
    Phil packte die Picknicktasche aus und machte sich über den kalten Braten her. Während er aß, unterhielt er sich mit dem Polizeichef.
    »Wie lange sind Sie schon in Lincoln Park, Snyder?«
    »Ich? Lieber Himmel, meine Großeltern haben hier schon gewohnt. Als ich noch jung war, wollte ich natürlich weg von hier. Welcher Junge von achtzehn oder neunzehn Jahren will eigentlich da bleiben, wo er geboren wurde? Aber dann kam der Krieg, und man meinte, man könnte auf meine wertvollen Dienste nicht verzichten. Und sie zeigten mir auf Staatskosten den halben Pazifik. Als ich zurückkam, hatte ich von der großen Welt so gründlich die Nase voll, daß ich mich keinen Yard mehr von Lincoln Park entfernte.«
    »Das kann ich verstehen. Sie haben an dem berühmten Inselfeldzug von Mac Arthur teilgenommen, ja?«
    »Teilgenommen?« wiederholte Snyder und lachte polternd. »Oft genug hatte ich das Gefühl, als hätte ich den ganzen elenden Krieg im Pazifik allein gewonnen. Es war der verdammteste Dreck, den man mir je in meinem Leben zugemutet hat.«
    Ein paar Minuten schwiegen die beiden Männer. Snyder lag auf dem Bauch, hatte das Fernglas vor die Augen gehoben und ließ sein Beobachtungsobjekt nicht aus den Augen. Nach einer Weile fragte er:
    »Was machen Sie eigentlich, wenn June Golling plötzlich das Haus verläßt?«
    »Zuerst einmal sehen, welche Richtung sie einschlägt. Dann stürze ich die Anhöhe hinab, setze mich in den Wagen, den Sie mir geliehen haben, Snyder, und versuche, ihr auf den Fersen zu bleiben, ohne daß sie es merkt.«
    »Sie glauben wirklich, daß June Golling in die Geschichte verwickelt ist?«
    »Sie muß es sein. Wenn im Staatszuchthaus von New York ein Sträfling, der zur Begnadigung anstand, einen Kassiber erhält mit der Nachricht, daß er sich im Hause 518 in der Fulham Road von L. P. melden soll, dann kann es kaum einen Zweifel geben, daß L. P. Lincoln Park heißt, nicht wahr?«
    »Das bezweifle ich ja gar nicht. Ich kann mir nur nicht vorstellen, was das soll. Edwin Fuller wird umgebracht, aber man schleppt seine Leiche hinauf in den Naturschutzpark. Esmeralda Golling wird von wildgewordenen Kerlen umgebracht, und Sie, Decker behaupten, daß ihre eigene Schwester in die Sache verwickelt wäre. Das kommt mir reichlich spanisch vor.«
    »Aber in dem Hause 518 wohnen doch nur die beiden Schwestern Gollin? Oder?«
    »Nur die beiden.«
    »Dann muß eine von den beiden in die Sache verwickelt sein. Da Esmeralda tot ist, bleibt nur June übrig, nicht wahr?«
    »Sagen Sie, Decker«, brummte Snyder nach einer kurzen Pause, »Haben Sie die leiseste Ahnung, was diese ganze verwickelte Geschichte bedeuten könnte? Ich meine, haben Sie eine Theorie, und sei sie beim jetzigen Stand der Dinge auch noch so an den Haaren herbeigezogen?«
    Phil kaute das zarte Fleisch von einem Hühnerbein. Irgendwo aus der Ferne hörte man den langgezogenen Signalpfiff einer Lokomotive schwach herüberhallen. Phil zuckte die Achseln.
    »Nun«, brummte er, »ich habe zwei Vermutungen, aber ich weiß natürlich nicht, welche zutrifft.«
    »Lassen Sie mich mal ein bißchen in Ihre Karten gucken, Decker.«
    »Der Mord an Fuller und all das andere könnte Ursachen haben, die weit zurück in der Vergangenheit liegen. Oder die ganze Geschichte ist eigentlich nur eine Vorbereitung auf etwas Zukünftiges.«
    »Das verstehe ich nicht. Wie meinen Sie das?«
    Phil erklärte es ihm:
    »Wie ich es gesagt habe: Da wird etwas vorbereitet, ein ganz großer Coup, und irgendwie hat Fuller dabei gestört. Wenn ich nur wüßte, wo man in einer winzig kleinen Stadt wie Lincoln Park einen so großen Coup ausführen kann, daß Gangster dafür sogar die Ermordung eines Polizisten riskieren. Können Sie sich vorstellen, was in Lincoln Park so verlockend sein kann?«
    »Nichts«, erwiderte Snyder überzeugt. »Gar nichts. Selbst wenn sie die Filiale der Bank überfallen, Decker, werden sie dort kaum viel mehr Bargeld finden können als ein paar tausend Dollar.
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