0399 - Kesseltreiben auf eine Killer
oder Wilson? Oder den Koloss von Butler, den sich Osgood zugelegt hatte? Aber der würde kaum so unverfroren mit der Freundin seines Chefs umgehen. Celina jedenfalls hatte ihre hübschen Finger tief drin in dem Komplott. Und sie würde sich ihre Hände dabei verbrennen.
Den Gedanken, sie beschatten zu lassen, gab ich auf. Sie rechnete ganz bestimmt von vornherein mit dieser Möglichkeit und würde sich entsprechend verhalten. Also musste ich eine andere Möglichkeit finden, sie ständig unter Kontrolle zu haben.
Ich nahm den Stadtplan aus dem Handschuhfach und studierte das Gebiet. Straßen gab es genug, wenn auch keine erstklassigen. Es war anzunehmen, dass sie mit dem Wagen dorthin fahren würde. Osgood besaß ja genügend Straßenkreuzer.
Ich erinnerte mich plötzlich an die kleinen Miniatursender, die ich noch im Kofferraum hatte. Sie mussten als Schrittmacher genügen, wenn ich noch zwei Peilwagen in die Nähe beorderte. Ich holte die kleinen unscheinbaren Dinger hervor und fuhr noch einmal zurück in die Bronx. Anhand der Liste stellte ich fest, dass drei der parkenden Wagen zu Osgpod gehörten.
Zwei Sender hatte ich. Ich praktizierte sie unter die Motorhaube der nächsten beiden Cadillacs und schloss sie an die Autobatterie an. Das Motorengeräusch würde als prächtiger Brummton bis auf fast zwei Meilen auszumachen sein.
Beim dritten Wagen entfernte ich den Deckel vom Zündverteiler, sodass Celina ihn nicht benutzen konnte. Ich hoffte, sie würde so viel technisches Verständnis wie fast alle Frauen haben, die fahren, ohne zu wissen, was unter der Haube vor sich geht.
Zufrieden mit meiner Aktion, machte ich mich endgültig aus dem Staub und fuhr direkt ins Hauptquartier zurück. Dort begab ich mich zum Chef, Mr. High, und berichtete ihm haarklein den Stand der Dinge.
Er sorgte dafür, dass unverzüglich zwei Peilwagen in die Nähe der Zufahrtstraßen zum Long Island Sund beordert wurden. Die Wagen hatten Empfangsgeräte für die Spezialsender mit drehbaren Antennen. Sie konnten genau die Richtung ausmachen, aus der der Brummton kam.
Wenn beide die Linien auf einer Karte eintrugen, hatten wir genau den Standort, des Wagens, in dem Celina saß. Allerdings funktionierte der Trick nur so lange, wie der Motor lief. Die Kollegen mussten sich also beeilen, wenn Celina uns nicht wieder im letzten Moment durch die Lappen gehen sollte.
Als das erledigt war, platzte Phil in den Raum. Ich sah ihm an, dass er die letzte Nacht genauso viel Schlaf gefunden hatte wie ich. Unter dem Arm trug er eine rote Akte, die noch feucht von der Beschriftung war.
»Neuer Fall, Phil?«, grinste ich und strich mir über das unrasierte Kinn.
»Nein, gesammelte Dienstvorschriften«, grinste er zurück. »Der Beamte hat ausgeschlafen und pünktlich zum Dienst zu erscheinen.«
»Wenn Sie die Gang haben, können Sie sich zwei Tage ausschlafen«, lächelte Mr. High.
»Worauf wartest du noch?«, fragte mich Phil unternehmungslustig.
»Nur noch auf dich«, brummte ich und griff mir den Ordner. Der letzte Schlachtplan wurde festgelegt.
***
Siebenmal hatte der Mann in dem schäbigen Anzug die Nummer gewählt, doch der Teilnehmer meldete sich nicht. Wütend warf er endlich den Hörer auf die Gabel und holte den Nickel wieder aus dem Rückgabeschacht. Er war jetzt entschlossen, aufs Ganze zu gehen und sich nicht mit ein paar Unfreundlichkeiten abfertigen zu lassen.
Die Metro verkehrte bereits wieder, als er an der Knightsbridge Road im Schacht verschwand und kurz darauf einen der Züge bestieg. Mit abgewandtem Gesicht kauerte er auf der hintersten Sitzbank und drückte sich die Nase an der beschlagenen Scheibe platt.
Düstere Gedanken erfüllten ihn, und sein Mund wurde noch härter. Von den Augen war nichts mehr zu sehen: Sie peilten durch zwei Schlitze in die Dämmerung, ohne viel von der trübsinnigen Umgebung wahrzunehmen.
An der Pelham Bay stieg er aus und schlug den Mantelkragen noch etwas höher. Mit tief in den Taschen vergrabenen Händen schlenderte er die Straße bis zum Deegan Boulevard entlang. Einmal umkreiste er das große Apartmentgebäude, das sein Ziel war. Dann entschloss er sich endgültig, in der Höhle des Löwen nachzusehen. Da er die Haustür verschlossen fand, umrundete er das Haus und drang durch einen Lichtschacht in den Keller ein. Er holte den Fahrstuhl nach unten und ließ sich dann in den obersten Stock tragen.
Wenn Brent L. Osgood nicht freiwillig aufmachte, musste er eben Gewalt anwenden. Da auf
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