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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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die meisten Bewohner wissen, wo sie sich aufhalten.«
    »Wie steht es mit Wachen?«
    »Das kann ich nicht genau sagen. Als ich das letzte Mal Waren zu den Minen brachte, waren nur wenige Bewaffnete dort. Doch nach dem, was mir die Inselbewohner über die Krieger der Uí Fidgenti berichtet haben, könnten es jetzt bis zu fünfzig sein, vielleicht sogar mehr.«
    »Kennt Ihr Euch in der Ortschaft aus? Wißt Ihr, wo man die Gefangenen aller Wahrscheinlichkeit nach eingesperrt hat?«
    Als Antwort schwang sich Ross vom Pferd und winkte ihr, ihm zu folgen. Er wählte einen unberührten Flecken Schnee, zog sein Schwert und zeichnete mit der Spitze mehrere Vertiefungen em.
    »Das da sind die Eingänge zu den Minen.« Die Schwertspitze diente ihm jetzt als Zeigestock. »Und dort führt ein Pfad in die Ortschaft hinunter. Hier und hier liegen die Hütten. Es gibt zahlreiche größere Hütten, in denen vermutlich die Arbeiter wohnen. Mehr kann ich Euch nicht sagen.«
    Fidelma starrte auf die Zeichnung und seufzte.
    »Wir reiten noch ein Stückchen weiter, und Ihr und Odar wartet dann dort bei den Pferden, während ich zu Fuß ins Dorf gehe.« Sie hob eine Hand, um Ross’ Protesten Einhalt zu gebieten. »Allein kann ich womöglich mehr erreichen als wir drei zusammen. Wir würden nur unnötig Aufmerksamkeit auf uns ziehen.«
    »Aber Ihr wißt nicht, was Euch dort unten erwartet«, wandte Ross ein. »Vielleicht gleicht der Ort einem Heerlager, in dem Fremde nicht willkommen sind.«
    Bevor er weitere Einwände vorbringen konnte, war Fidelma wieder aufgesessen und trabte den Pfad hinunter auf die flackernden Lichter zu. Als sie sich den Gebäuden näherten, begann ein Hund zu kläffen. Eine heisere Stimme verfluchte den Köter in dem Glauben – zumindest entnahm Fidelma dies den Verwünschungen –, das arme Tier belle die Wölfe am Berghang an. Sie hob die Hand und winkte ihre Gefährten in den Schutz der umstehenden Bäume und Büsche, wo sie, vor Blicken aus dem Ort geschützt, absaßen. Wortlos überreichte sie Ross die Zügel ihres Pferdes und schüttelte heftig den Kopf, als er zu neuen Protesten ansetzen wollte.
    Sie zog den Umhang fester um ihre Schultern und machte sich auf den von Schneematsch bedeckten Weg in die Ortschaft. Es handelte sich nicht um eine befestigte Siedlung, die Gebäude schienen eher zufällig verstreut zu liegen. Fidelma hatte keine Ahnung, wohin sie sich wenden oder was sie tun sollte, doch sie hielt sich im Schatten der Hütten und lief einfach entschlossen weiter, als hätte sie jedes Recht, hier zu sein. Zwischen zwei Hütten tauchte eine Gestalt mit einer Laterne auf und wollte sie überholen, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen. Es war ein untersetzter Krieger, der Schild und Speer auf dem Rücken trug.
    Mit klopfendem Herzen richtete Fidelma das Wort an ihn.
    »Krieger!« rief sie, und in ihrer Stimme lag alle Autorität, die sie aufbieten konnte.
    Der Mann blieb stehen und drehte sich um. Er schien nicht überrascht, daß eine Fremde ihn in der Dunkelheit ansprach, und sie sorgte dafür, daß das Licht seiner Laterne auf das Kruzifix fiel, das an einer Kette um ihren Hals hing.
    »Ja, Schwester?« In seiner Stimme lag keinerlei Mißtrauen, lediglich Neugier und Respekt. Seine Gesichtszüge konnte sie nicht erkennen, hoffte jedoch, sie entsprächen seinem Tonfall. Sie beschloß, alles auf eine Karte zu setzen.
    »Unter den Gefangenen befindet sich ein sächsischer Mönch. Ich muß ihn verhören. Wißt Ihr, wo man ihn gefangenhält?«
    »Ein Sachse?« Der Mann dachte einen Augenblick nach. »Ach ja. Er ist zusammen mit den Nonnen eingesperrt. Seht Ihr die zweite Hütte da drüben, gleich neben der Baumgruppe? Dort könnt Ihr ihn finden.«
    »Vielen Dank, Krieger.«
    Der Bewaffnete hob eine Hand zum Abschied und marschierte davon.
    Fidelma konnte kaum glauben, daß es so einfach war. Eine Zeile aus der lateinischen Komödie Phormio von Terenz ging ihr durch den Kopf: audentes fortuna juvat – die Tapfern fördert das Glück. Ihr Mentor, Brehon Morann von Tara, hatte sie häufig zitiert und seinen eigenen Grundsatz hinzugefügt: Solange man die Höhle des Wolfs nicht betritt, kann man die Wolfsjungen nicht fangen. Das Glück war ihr zweifellos hold gewesen, und sie hatte sich problemlos Einlaß in die Höhle verschafft.
    Sie eilte zu der großen Hütte, die der Krieger ihr gezeigt hatte und die etwas abseits ganz am Ende der Ortschaft stand, direkt am Rande des Waldes, der als Schutzwall

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