04 - Die Tote im Klosterbrunnen
das?«
»Spezialgeräte, die von Pferden in die Schlacht gezogen werden. Ein catapulta besteht aus einem großen Bogen, der auf einen Kasten mit Rädern montiert ist, ähnlich wie ein Lastkarren. Es kann Wurfspieße über eine Entfernung von fünfhundert Metern schleudern.«
Fidelma erinnerte sich wieder an den langen Strang aus Gedärmen, den sie im Laderaum des Schiffes entdeckt hatte.
»Funktioniert der große Bogen mit Gedärmen?«
»Ja. Er wird mit Strängen aus Haar oder Gedärmen gespannt. Diese werden fest um große, hölzerne Scheiben gewickelt und mit Holzbolzen gesichert. Man kann sie noch straffer spannen, indem man Handspaken in die Löcher am Rand der Scheiben einpaßt. Der Strang wird gespannt, die Wurfspieße werden bereitgelegt. Manchmal zündet man sie sogar an, um noch größeren Schaden anzurichten. Der Strang wird durch einen einfachen Mechanismus gelöst.«
»Wie viele solcher Geräte habt Ihr im Laderaum gesehen?«
»Vielleicht zwanzig, weniger bestimmt nicht. Und es waren etwa sechzig Franken an Bord.«
»Was dann?«
»Ich interessierte mich natürlich dafür. Aber da ging es mich eigentlich noch gar nichts an.«
»Wann begann es denn, Euch etwas anzugehen?« Fidelma war seine Betonung nicht entgangen.
»Sobald wir an dieser allem Anschein nach feindlichen Küste landeten.«
»Erklärt Euch.«
»Die Überfahrt zur irischen Küste verlief recht ereignislos. Wir gingen im Hafen in der Nähe der Ortschaft vor Anker. Ein junger Häuptling kam an Bord. Ich weiß nicht, wer er war, doch er befahl dem Kapitän, die Ladung zu löschen. Die fränkischen Soldaten gingen von Bord und überwachten das Ausladen ihrer Waffen. Die Schwerstarbeit – das Herausheben der Geräte aus dem Laderaum – wurde von Sklaven erledigt. Sie waren schmutzig und mit Lehm verschmiert. Später fand ich heraus, daß sie normalerweise in den Kupferminen arbeiten.«
Er hielt kurz inne, ordnete seine Gedanken und fuhr fort.
»An Land standen Pferde bereit, um die Vernichtungsgeräte zu den Höhlen zu bringen, in denen das Kupfer gefördert wird. Offensichtlich sollten sie dort versteckt werden. Sie sind immer noch dort.«
»Woher wißt Ihr das?« fragte Ross.
Eadulf stieß ein verbittertes Lachen aus.
»Weil ich ein Narr war. Kaum hatten die fränkischen Soldaten samt ihrem Kriegsgerät das Schiff verlassen, da kamen Krieger und nahmen die gesamte Besatzung gefangen, einschließlich meiner Wenigkeit. Der junge Häuptling erklärte uns alle zu Geiseln.«
K APITEL 15
»Das verstößt gegen sämtliche Regeln der Gastfreundschaft«, platzte Ross voller Entrüstung heraus. »Das ist unerhört. Wenn Händler ihren Geschäften nicht mehr nachgehen können, ohne befürchten zu müssen, als Sklaven verschleppt zu werden, dann hat die Welt wahrhaftig einen bedauernswerten Zustand erreicht.«
»Unerhört war nicht der Ausdruck, der dem gallischen Kapitän entfuhr«, bemerkte Eadulf bitter.
»Hat denn niemand Widerstand geleistet?« fragte Fidelma.
»Wir wurden vollkommen überrumpelt. Der junge Häuptling erklärte uns zwar alle zu seinen Geiseln, doch das Wort Sklaven wäre zutreffender gewesen. Die Besatzung wurde zur Arbeit in den Kupferminen gezwungen, nur mir als Mönch wurden mehr Privilegien zuteil als den anderen. Man brachte mich in eine Hütte, wo ich auf Schwester Comnat traf – angekettet wie ein Tier. Es war furchtbar.«
Schwester Comnat meldete sich zum ersten Mal seit Beginn der Unterhaltung zu Wort.
»Bruder Eadulf hat recht. Ich war seit mindestens drei Wochen ihre Gefangene. Gott sei Dank seid Ihr gekommen, Schwester. Ich hoffte die ganze Zeit, es möge Schwester Almu gelingen, Hilfe zu holen.«
Fidelma hielt tröstend die zitternde Hand der Älteren.
»Es war nicht Schwester Almu, die uns alarmierte.«
»Wie habt Ihr uns dann gefunden?«
»Das ist eine lange Geschichte, und im Augenblick bin ich mehr daran interessiert, von Euren Erlebnissen zu hören, denn davon hängt eine Menge ab. Wie ich erfahren habe, Schwester Comnat, seid Ihr und Schwester Almu vor drei Wochen in der Abtei Der Lachs aus den Drei Quellen aufgebrochen. Was ist seither passiert?«
Die alte Bibliothekarin zögerte.
»Wißt Ihr etwas über Schwester Almus Verbleib?« beharrte sie.
Fidelma beschloß, ihr die Wahrheit zu sagen.
»Ich glaube, Schwester Almu ist tot. Es tut mir leid.«
Die alte Frau war sichtlich erschüttert. Sie schwankte, und Bruder Eadulf streckte die Hand aus, um sie zu stützen.
»Ihr seid unter
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