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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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ein.
    »Dort habe ich Schwester Comnat getroffen«, wiederholte er. »Eine Woche, nachdem ihre Gefährtin geflohen war.«
    »Wißt Ihr, wie Eoganán gegen Cashel vorgehen will?« fragte Fidelma Schwester Comnat.
    »Nein«, antwortete sie mit Bedauern. »Schwester Almu und ich wurden jeden Abend angekettet, genau, wie Ihr mich gefunden habt. Almu war jünger und tatkräftiger als ich und beschloß, einen Fluchtversuch zu wagen. Ich unterstützte ihre Entscheidung und drängte sie, die nächstbeste Fluchtmöglichkeit zu ergreifen. Das Wichtigste war, in die Abtei zurückzukehren und die Gemeinschaft zu warnen. Meine Rettung konnte warten.«
    »Und ihr gelang die Flucht?«
    Schwester Comnat stieß einen langen Seufzer aus.
    »Beim ersten Mal nicht. Sie versuchte zu fliehen, wurde jedoch wieder eingefangen und ausgepeitscht, um uns allen eine Lektion zu erteilen. Sie wurde mit einer Birkenrute auf den Rücken geschlagen! Worte reichen nicht aus, um diesen Frevel zu beschreiben. Es dauerte mehrere Tage, bis sie sich davon erholte.«
    Fidelma erinnerte sich an die Striemen auf dem Rücken der Toten. Weitere Erkennungsmerkmale waren jetzt nicht mehr vonnöten.
    »Vor zehn Tagen«, fuhr Schwester Comnat fort, »kehrte sie abends nicht in unsere Hütte zurück. Später hörte ich, daß sie verschwunden war, während sie die Kranken versorgte – sie war in den Wald geflohen. Es herrschte große Aufregung. Ich glaube aber, daß ihr jemand bei der Flucht geholfen hat. Sie erzählte mir, sie habe sich mit einem jungen Mann von den Uí Fidgenti angefreundet, der ihr aufgrund seiner Stellung behilflich sein konnte.«
    »Das könnte bedeuten, daß er ein gewisses Ansehen bei seinen Leuten genoß«, bemerkte Fidelma nachdenklich. »Hat sie denn keinerlei Andeutung gemacht, daß sie erneut fliehen wollte?«
    »In gewisser Weise schon.«
    »In gewisser Weise?«
    »Ja. Als sie an jenem Morgen aufbrach, lächelte sie mich an und sagte sinngemäß, sie ginge Wildschweine jagen. An die genauen Worte kann ich mich nicht erinnern. Das ergab ja alles überhaupt keinen Sinn.«
    »Wildschweine?« wiederholte Fidelma verblüfft.
    »Wie auch immer, sie kehrte nicht zurück. Ich erfuhr, daß die Wachen sich nicht einmal die Mühe machten, Suchtrupps hinter ihr her zu schicken. Jeden Tag betete ich für das Gelingen ihrer Flucht, auch wenn das Gerücht verbreitet wurde, sie sei wahrscheinlich in den Bergen zugrunde gegangen. Dennoch gab ich die Hoffnung nicht auf. Ich wartete auf das Eintreffen unserer Retter.« Die alte Frau hielt einen Augenblick inne und fuhr schließlich fort: »Dann kamen leider noch mehr Gefangene, hauptsächlich Gallier, und dieser sächsische Mönch hier, Eadulf, der unsere Sprache so gut beherrscht.«
    »Was Schwester Comnat berichtet, stimmt mit meinen Erlebnissen haargenau überein«, fügte Eadulf hinzu. »Mit dem Kapern des gallischen Schiffes mit den tormenta an Bord, meine ich. Ich schätze, Gulban hat die Waffen im Auftrag der Uí Fidgenti gekauft.«
    »Waffen, mit denen Eoganán Cashel besiegen will?« erkundigte sich Ross mit großen Augen.
    »Ausgezeichnete Belagerungswaffen«, bestätigte Eadulf.
    »Zwanzig von diesen schrecklichen Vernichtungsvorrichtungen, und dazu fränkische Soldaten, die sie zu benutzen wissen«, murmelte Ross, »würden Cashel in Angst und Schrecken versetzen. Ich sehe es schon vor mir. Solche Waffen sind in den fünf Königreichen noch nie eingesetzt worden. Unsere Krieger kämpfen noch Mann gegen Mann, mit Schwert, Speer und Schild, doch mit diesen Kriegsgeräten könnten Eoganán oder Gulban durchaus die Überlegenheit auf dem Schlachtfeld erringen.«
    »Sind die Franken und ihre tormenta uns denn wirklich so überlegen?« fragte Eadulf. »Man kennt diese Waffen doch überall: in den sächsischen Königreichen, in Franken und anderswo.«
    »Ich bin seit vielen Jahren Kaufmann«, erwiderte Ross ernst, »doch als der König von Cashel einst seine Gefolgschaft zu den Waffen rief, folgte ich seinem Ruf. Ich war damals noch jung und kämpfte während des Pfingstfestes in der Schlacht von Carn Conaill. Vermutlich erinnert Ihr Euch nicht mehr daran, Fidelma? Nein? Damals versuchte Guaire Aidne von Connacht, den Oberkönig Dairmait Mac Aedo Sláine zu stürzen. Selbstverständlich eilte Cúan – der Sohn von Almalgaid, dem damaligen König von Cashel – an der Spitze des Heeres von Muman dem Oberkönig zu Hilfe. Doch sein Namensvetter Cúan – der Sohn von Conall, dem Prinzen der Uí

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