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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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begann. »Aber was macht Ihr hier in Éireann?«
    »Dazu wollte ich gerade kommen«, erwiderte der Mönch beleidigt. »Der Erzbischof wollte auch Emissäre in die irischen Königreiche entsenden und nach der Ausweisung der irischen Kirchenvertreter aus den sächsischen Königreichen Frieden schließen. Er wollte einen Dialog mit den irischen Kirchen eröffnen, vor allem, da er mit vielen Kirchenvertretern in Irland in Verbindung steht, die die Lehre Roms in den kirchlichen Institutionen einführen möchten.«
    Fidelma machte ein vielsagendes Gesicht.
    »Ja. Bischöfe wie Ultan von Armagh würden einen solchen Dialog zweifellos begrüßen. Aber wollt Ihr damit sagen, daß Ihr als Abgesandter zu Erzbischof Ultan geschickt wurdet?«
    »Nein, nicht zu Ultan, sondern zum neuen König von Muman in Cashel.«
    »Zu Colgú?«
    »Ja, zu Colgú. Ich sollte als Vermittler zwischen Canterbury und Cashel fungieren.«
    »Wie seid Ihr dann ausgerechnet in dieser abgelegenen Gegend unseres Königreiches gelandet?«
    »Ich reiste von Rom nach Gallien. In Gallien suchte ich in den Seehäfen nach einem Schiff, das mich direkt nach Muman bringen würde, was meine Reise sehr beschleunigt hätte. Doch dann hat mich mein Glück verlassen. Schließlich buchte ich eine Überfahrt auf einem gallischen Handelsschiff, das einen Hafen in Muman anlaufen sollte, wo es Kupferminen gibt. Man wolle dort Waren tauschen, wurde mir gesagt.
    Der Kapitän des Schiffes mußte zuerst seine Ladung abliefern und schwor, daß er mich danach zu einem Ort namens Dun Garbhan bringen würde. Von dort könnte ich mir ein Pferd nehmen und auf kürzestem Wege nach Cashel reiten. Das wäre für mich kein Problem gewesen, ich habe schließlich mehrere Jahre in diesem Land studiert und kenne mich einigermaßen aus …«
    Fidelma wußte ganz genau, daß Eadulf sowohl an der berühmten kirchlichen Hochschule in Durrow als auch am Kollegium der Medizin in Tuam Brecain studiert hatte und fließend Irisch sprach – auch jetzt verständigten sie sich in dieser Sprache.
    »Aber Ihr sagtet, das Glück habe Euch verlassen. Was ist passiert?«
    »Ich wußte nicht, was für eine Ladung transportiert werden sollte, doch mir fiel auf, daß außer der Besatzung auch zahlreiche Franken an Bord gingen. Mit einem von ihnen, der recht schwatzhaft war, kam ich bald ins Gespräch. Sie waren offensichtlich Soldaten, besser gesagt: Söldner, die ihre Dienste verkaufen wollten.«
    »Soldaten?« Fidelma hob fragend eine Augenbraue. »Wieso sollte ein gallisches Handelsschiff fränkische Soldaten in diesen Teil der fünf Königreiche bringen?«
    »Genau das habe ich mich auch gefragt«, erwiderte Eadulf. »Mein fränkischer Freund prahlte mit dem vielen Geld, das er und seine Kameraden hier verdienen würden. Ich glaube, er war mir gegenüber so mitteilsam, weil ich Sachse bin. Es stellte sich heraus, daß sie keine gewöhnlichen Soldaten waren, sondern Spezialisten für den Einsatz von Geschützen.«
    Fidelma sah ihn fassungslos an. Da in der irischen Sprache kein entsprechender Ausdruck existierte, hatte Eadulf das lateinische Wort tormenta benutzt.
    »Ich verstehe nichts von Ausdrücken der Kriegskunst, Eadulf. Erklärt mir die Bedeutung. Ist ein tormentum ein Gerät zum aufwickeln und hochwinden, wie beispielsweise eine Ankerwinde?«
    »Es ist eine Vorrichtung, die kriegerischen Zwecken dient«, erklärte Eadulf. »Die alten Römer benutzten sie häufig in ihren Kriegen. Das ballistae war ein Gerät, mit dem man Steine und Felsbrocken weit fortschleudern konnte, genau wie das catapulta. «
    Fidelma schauderte.
    »Gott sei Dank sind solche Vorrichtungen in Irland nie zum Einsatz gekommen. Wenn hier Krieger miteinander kämpfen, dann stehen sie einander noch mit Schwert und Schild gegenüber, und oft genug wurden Schlachten durch einen Zweikampf zwischen dem jeweils Besten der beiden Gegner entschieden. Solche Geschütze sind verabscheuungswürdig.« Sie hielt inne und sah Eadulf prüfend an, als ihr die Bedeutung seiner Worte plötzlich dämmerte. »Wollt Ihr damit sagen …?«
    »Wozu Männer von weither holen, die für die Bedienung der tormenta ausgebildet sind, wenn sie solche Vernichtungsgeräte nicht bei sich haben?«
    »Bestand die Ladung aus diesen Vorrichtungen?« wollte Fidelma wissen.
    »Nachdem der fränkische Soldat so gesprächig war, beschloß ich, selbst im Laderaum nachzusehen. Er war vollgestopft mit allerlei Kriegsgerät, hauptsächlich mit catapultae. «
    »Was ist

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