04 - Die Tote im Klosterbrunnen
erregen?«
Fidelma lächelte verkrampft.
»Dieses Rätsel muß ich noch lösen.«
»Wir sollten jetzt unser weiteres Vorgehen planen«, warf Ross dazwischen. »Bald wird es hell, und sobald das Verschwinden von Schwester Comnat und dem Sachsen dort auffällt, werden sie Suchtrupps losschicken.«
»Ihr habt ganz recht, Ross«, stimmte Fidelma ihm zu. »Jemand muß nach Ros Ailithir segeln und dort Bran Finn und meinen Bruder warnen. Sie müssen Krieger schicken, damit diese Höllenmaschinen – die tormenta , wie Eadulf sie nennt – vernichtet werden, bevor sie gegen Cashel zum Einsatz kommen.«
»Wir segeln alle dorthin. In der Abtei ist es jetzt sowieso zu gefährlich«, erwiderte Ross. »Falls Adnár Verdacht schöpft, seid Ihr dort nicht mehr sicher. Adnár lebt in der Festung direkt gegenüber der Abtei«, erklärte er Eadulf, »und im Augenblick weilen Gulbans Sohn Olcán sowie Torcán von den Uí Fidgenti als Gäste bei ihm.«
Eadulf pfiff leise durch die Zähne.
»Das läßt nichts Gutes erwarten.«
»Falls Adnár in die Verschwörung verstrickt ist, hat er möglicherweise auch Komplizen in der Abtei«, fügte Fidelma nachdenklich hinzu.
»Deshalb sollten wir uns alle einschiffen und nach Ros Ailithir aufbrechen. Schon morgen abend könnten wir dort sein.«
»Nein, Ross. Ihr nehmt Schwester Comnat mit und segelt unverzüglich los, um Abt Broce zu informieren. Schwester Comnat ist Eure Zeugin. Außerdem müssen Boten zu meinem Bruder in Cashel geschickt werden, so daß er sich auf einen etwaigen Angriff der Uí Fidgenti vorbereiten kann. Gleichzeitig müßt Ihr Bran Finn bitten, seine Krieger so schnell wie möglich zu den Kupferminen zu entsenden, um die tormenta zu vernichten und die fränkischen Söldner gefangenzunehmen, noch bevor sie nach Cashel aufbrechen können.«
»Und was machen wir?« fragte Eadulf.
»Ich muß in die Abtei zurück, sonst wird man sofort wissen, daß das Komplott aufgeflogen ist, und Gulbans Männer würden Cashel vielleicht um so schneller angreifen. Aus diesem Grund muß auch das gallische Schiff bleiben, wo es ist, denn sein Verschwinden würde unsere Gegner sofort in Alarmbereitschaft versetzen. Ihr, Eadulf, begleitet Odarund geht mit ihm und einigen von Ross’ Männern sozusagen als Notbesatzung an Bord. Ihr werdet Euch dort verstecken. Sollte mir jemand auf die Schliche kommen, können Odar und seine Leute mir zur Flucht verhelfen.«
»Und wenn man Euch jetzt schon mißtraut? Sie wissen doch, daß Ihr Colgús Schwester seid«, protestierte Ross. »Sie könnten Euch als Geisel nehmen.«
»Das Risiko muß ich eingehen«, erwiderte Fidelma mit Nachdruck. »Neben der Verschwörung gegen Cashel habe ich noch ein anderes Geheimnis aufzuklären. Ich muß bleiben, bis die Sache durchgestanden ist. Wenn alles gutgeht, Ross, könntet Ihr in drei Tagen zurück sein.«
»Und wer garantiert in diesen drei Tagen für Eure Sicherheit, Fidelma?« fragte Eadulf. »Wenn Ihr in der Abtei bleibt, sollte ich mich ebenfalls dort aufhalten.«
»Unmöglich!«
Doch Ross nickte zustimmend.
»Der Sachse hat recht, Schwester. Jemand sollte in Eurer Nähe bleiben.«
»Unmöglich!« wiederholte Fidelma. »Sobald sie die Flucht von Schwester Comnat und Bruder Eadulf entdecken, werden sie in der Abtei nach ihnen suchen. Eadulf würde auffallen wie ein bunter Hund. Nein, er bleibt bei Odar an Bord des gallischen Schiffes.«
»Das ist doch sicher genauso gefährlich«, wandte Odar ein.
»Sobald die Uí Fidgenti wissen, wo sich das verschwundene Schiff befindet, werden sie kommen und es zurückfordern.«
»Sie wissen schon seit Tagen, wo es vor Anker liegt«, entgegnete Fidelma. »Es wurde sicher entdeckt, sobald Ross es in die Meerenge von Dún Boí schleppte. Wahrscheinlich hat Adnár deshalb versucht, es unter Hinweis auf die Bergegesetze für sich zu beanspruchen. So hätte er es zurückbekommen, ohne Verdacht zu erregen. Ich glaube, es liegt ganz im Interesse unserer Gegner, es im Augenblick einfach weiter vor Dún Boí ankern zu lassen. Das gallische Schiff ist der letzte Ort, an dem sie nach Euch suchen werden, Eadulf. Ich werde mir ein Warnsystem ausdenken, um Euch und Odar zu informieren, falls es Schwierigkeiten gibt.«
»Eine gute Idee«, stimmte Odar schließlich nach reiflicher Überlegung zu. »Falls es Ärger gibt, müßt Ihr uns durch Signale verständigen, Schwester, oder zu uns an Bord kommen, damit wir davonsegeln können, wenn Gefahr droht.«
»Ich kann immer noch
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