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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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informiert?« Die Frage war an Äbtissin Draigen gerichtet. »Was immer Ihr von Adnár haltet mögt, er ist hier der Friedensrichter.«
    »Er wäre uns keine Hilfe«, verteidigte sich Draigen. »Aber Ihr habt natürlich trotzdem recht. Wir werden ihn über ihr Verschwinden informieren. Zwischen seiner Festung und der von Gulban, die auf dem Weg nach Ard Fhearta liegt, sind häufig Boten unterwegs.«
    »Ich werde Adnár in Kürze treffen, um mich mit ihm über die Angelegenheit zu unterhalten, die wir vorhin angesprochen haben, Äbtissin. Ich werde ihn über die überfällige Rückkehr der zwei Schwestern in Kenntnis setzen. Könnt Ihr so freundlich sein und mir die beiden beschreiben?«
    »Schwester Comnat ist seit mindestens dreißig Jahren hier. Sie ist über sechzig und seit fünfzehn Jahren unsere Bibliothekarin und beste Kalligraphin. Sie ist eine Expertin auf ihrem Gebiet.«
    »Ich brauche eher eine Art Personenbeschreibung«, beharrte Fidelma.
    »Sie ist klein und schlank«, erwiderte Draigen. »Ihr Haar ist grau, doch ihre Augenbrauen sind noch so schwarz wie in jungen Jahren, und ihre Augen sind ebenfalls dunkel. Sie hat eine auffällige Narbe auf der Stirn, die von einem Schwertstreich stammt.«
    In Gedanken schloß Fidelma aus, daß es sich bei der Toten ohne Kopf um die Bibliothekarin handeln könnte.
    »Und Schwester Almu?«
    »Sie sollte Schwester Comnat nicht nur deshalb begleiten, weil sie ihre Gehilfin ist, sondern auch, weil sie jung ist und stark. Sie ist etwa achtzehn. Blond und blauäugig, mit einem hübschen Gesicht. Nicht sehr groß.«
    Fidelma schwieg einen Augenblick.
    »Die Tote ohne Kopf könnte achtzehn Jahre alt gewesen sein. Sie wirkte eher hellhäutig und war von kleinem Wuchs.«
    »Wollt Ihr etwa behaupten, daß es sich bei der Leiche ohne Kopf um Schwester Almu handelt?« fragte die Äbtissin ungläubig.
    »Sie ist es nicht!« stieß Schwester Síomha hervor.
    »Almu war eine enge Freundin meiner Verwalterin«, erklärte Draigen. »Ich bin sicher, daß sie Almus Körper erkennen würde.«
    Fidelma verschränkte entschlossen die Arme.
    »Da wir so gern mit Worten spielen, Mutter Oberin, laßt mich eines festhalten: ich behaupte, es könnte Schwester Almu sein. Ihr sagt, Almu ist die Gehilfin der Bibliothekarin, und ihre Arbeit besteht darin, Bücher zu kopieren?«
    »Ja. Schwester Almu könnte eine unserer besten Schreiberinnen werden. Sie ist ausgesprochen tüchtig und versteht ihr Handwerk.«
    »Die Finger des Leichnams wiesen blaue Verfärbungen auf. Wäre das nicht ein Hinweis darauf, daß die Tote mit einer Schreibfeder gearbeitet hat?«
    »Verfärbungen?« fiel Schwester Síomha ihr ärgerlich ins Wort. »Was für Verfärbungen?«
    »Wollt Ihr damit sagen, Ihr habt die blaue Färbung an Daumen und Zeigefinger und entlang der Kante des kleinen Fingers, wo er auf dem Papier aufliegt, nicht bemerkt? Das Schwarzblau der Tinte? Genau die Art von Färbung, die man bei einer Schreiberin vorfinden könnte?«
    »Aber Schwester Almu ist mit Schwester Comnat in Ard Fhearta«, protestierte die Äbtissin.
    »Sie ist jedenfalls nicht unter den Anwesenden in der Abtei, soviel steht fest«, bemerkte Fidelma trocken. »Seid Ihr sicher, daß niemand die Tote erkannt hat?«
    »Wie kann jemand einen Leichnam ohne Kopf erkennen?« wollte Schwester Síomha wissen. »Wenn es Almu wäre, müßte ich das doch wissen. Sie war eine gute Freundin von mir, wie die Äbtissin schon sagte.«
    »Vielleicht habt Ihr recht«, räumte Fidelma ein. »Aber was das Erkennen eines Leichnams ohne Kopf betrifft, nun, eine Methode der Identifikation habe ich Euch gerade erläutert. Ich gebe zu, das Gesicht ist das erste und normalerweise einzige, was man innerhalb einer religiösen Gemeinschaft von den Schwestern oder Brüdern im Glauben zu sehen bekommt. Aber ist Euch – besonders, da die Rückkehr der beiden Schwestern überfällig ist und bei der Leiche Anzeichen für ihre Zugehörigkeit zum Christentum gefunden wurden – denn niemals der Gedanke gekommen, daß immerhin die Möglichkeit besteht, bei der Toten könnte es sich um Eure Bibliotheksgehilfin handeln?«
    »Nicht im Traum«, erwiderte Schwester Síomha steif. »Auch Eure Andeutung ändert daran nichts. Ihr habt keinen einzigen Beweis dafür, daß es sich um Almus Leichnam handelt.«
    »Da habt Ihr recht«, stimmte Fidelma zu. »Im Augenblick kann ich nur Hypothesen aufstellen anhand der Dinge, die ich bis jetzt erfahren habe. Dinge, die …«, sie fixierte

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