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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Äbtissin Draigen und wandte sich dann Schwester Síomha zu, die die Augen senkte, »Dinge, die Ihr mir freimütig hättet erzählen müssen, anstatt durch unverzeihliche Rücksicht auf Euch selbst meine Zeit zu verschwenden.«
    »Warum sollte jemand Schwester Almu erstechen und enthaupten und ihre Leiche in einen Brunnen werfen?« wollte die Äbtissin wissen. »Falls es sich überhaupt um ihren Leichnam handelt, heißt das.«
    »Bis jetzt konnten wir nicht beweisen, daß es sich um Almu handelt. Das können wir zweifellos auch nicht, bevor wir nicht den anderen Teil des Leichnams finden.«
    »Ihr meint ihren Kopf?« fragte die Äbtissin.
    »Mir wurde berichtet, daß nach dem Bergen der Toten aus dem Brunnen niemand dort Wasser schöpfen durfte und daß Ihr seither die anderen Quellen in der Umgebung benutzt?«
    Äbtissin Draigen nickte.
    »Ist jemand unten im Brunnenschacht gewesen, um nachzusehen, ob auch der Kopf dort liegt?«
    Die Äbtissin blickte in Schwester Síomhas Richtung.
    »Die Antwort lautet – ja«, erwiderte Síomha. »Als Verwalterin gehörte es zu meinen Pflichten, mich um die Reinigung des Brunnens zu kümmern. Ich habe eines unserer kräftigsten Mädchen hinuntergeschickt.«
    »Wen denn?«
    »Schwester Berrach.«
    Fidelmas Gesicht war ein einziges Fragezeichen.
    »Aber Schwester Berrach ist …«. Sie biß sich auf die Zunge und bereute, was sie gerade hatte sagen wollen.
    »Ein Krüppel?« ergänzte Schwester Síomha. »Ihr habt sie also kennengelernt?«
    »Ich habe nur bemerkt, daß Schwester Berrach gehbehindert ist. Wie kann sie da so kräftig sein?«
    »Berrach lebt seit ihrem dritten Lebensjahr hier in der Abtei«, erklärte die Äbtissin. »Kurz bevor ich hierherkam, wurde sie von der Gemeinschaft aufgenommen. Trotz der Wachstumsstörung ihrer Beine entwickelte sie in den Armen und im Rumpf eine erstaunliche Kraft.«
    »Hat sie denn im Brunnen irgendwas gefunden? Vielleicht sollte sie mir das selbst erzählen?«
    Äbtissin Draigen läutete erneut die Glocke.
    »Dann fragt sie doch, Schwester.«
    Wieder öffnete Schwester Lerben, die hübsche Novizin, fast augenblicklich die Tür.
    »Lerben«, befahl die Äbtissin, »holt Schwester Berrach.«
    Die Novizin nickte und verschwand. Kurz darauf war ein schüchternes Klopfen zu hören, und als Äbtissin Draigen antwortete, spähte Berrach argwöhnisch um den Türpfosten.
    »Kommt herein, Schwester«, sprach Draigen sie beinahe tröstend an. »Ihr braucht Euch nicht zu ängstigen. Kennt Ihr Schwester Fidelma? Ja, natürlich kennt Ihr sie.«
    »W… W… Wie kann ich hel… helfen?« stotterte Berrach und kam mit ihrem schweren Schwarzdornstecken hereingewankt.
    »Ganz einfach«, schaltete sich Schwester Síomha ein. »Ich war dafür verantwortlich, den Brunnen der Heiligen Necht zu untersuchen, nachdem der Leichnam daraus entfernt worden war. Ihr werdet Euch erinnern, Berrach, daß ich Euch dabei um Eure Hilfe bat, nicht wahr?«
    Berrach nickte eifrig, als sei sie vor allen Dingen darauf bedacht, die anderen zufriedenzustellen.
    »Ihr habt mich gebeten, mich mit einer Laterne in den Brunnen abseilen zu lassen. Ich sollte die Brunnenwände abwaschen und mit dem Wasser reinigen, das von unserer Mutter Oberin gesegnet worden war.«
    Sie formulierte ihre Sätze wie eine häufig wiederholte Lektion. Fidelma bemerkte, daß ihr Stottern während des Vertrags verschwand. Sie fragte sich, ob Schwester Berrach wirklich so einfältig war, wie sie vorgab – eine erwachsene Frau mit mißgestaltetem Körper und kindlichem Gemüt.
    »So ist es«, bestätigte Schwester Síomha beifällig. »Und wie war es im Brunnen?«
    Schwester Berrach schien einen Augenblick zu überlegen und lächelte, als ihr die Antwort einfiel.
    »D… d… dunkel. Ja, es war sehr d… dunkel d… dort unten.«
    »Aber Ihr hattet etwas, um die Dunkelheit zu erhellen«, sagte Fidelma in ermutigendem Tonfall und trat auf das Mädchen zu. Sie legte ihm freundlich eine Hand auf den Arm und fühlte unter dem Ärmel des Gewandes seine Stärke und Muskelkraft. »Ihr hattet eine Laterne, nicht wahr?«
    Das Mädchen blickte nervös zu ihr auf und erwiderte ihr Lächeln.
    »O ja, man gab mir eine La… Laterne, und da… da… damit k… konnte ich ganz gut sehen. Aber es war n… n… nicht richtig hell d… d… dort unten.«
    »Ja. Ich verstehe, was Ihr meint, Schwester Berrach«, sagte Fidelma. »Und als Ihr den Grund des Brunnens erreichtet, habt Ihr dort etwas gesehen, das … nun ja …

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