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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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unterwegs zur Abtei des Heiligen Brendan in Ard Fhearta.«
    »Wann sind sie aufgebrochen?«
    »Vor drei Wochen.«
    »Warum?«
    Äbtissin Draigen antwortete gereizt: »Ihr wißt vielleicht nicht, daß wir in dieser Abtei für unsere Schreibkunst recht berühmt sind. Wir kopieren auch Bücher für andere Klöster. Die Schwestern haben gerade eine Kopie von Murchús Lebensgeschichte des Heiligen Patrick von Ard Macha fertiggestellt. Schwester Comnat ist unsere leabhar coimedach , unsere Bibliothekarin, Almu ihre Gehilfin. Sie wurden damit betraut, die Kopie des Buches nach Ard Fhearta zu bringen.«
    »Warum hat Schwester Síomha mir nichts davon erzählt?« stieß Fidelma hervor.
    »Vermutlich, weil …«
    »Ich bin es leid, Vermutungen zu hören, Äbtissin Draigen«, fiel Fidelma ihr ins Wort. »Laßt Schwester Síomha rufen, sofort.«
    Die Äbtissin hielt einen Augenblick inne, als müsse sie zunächst ihre Reaktion auf Fidelmas Wut mäßigen, dann biß sie die Zähne zusammen und läutete mit einer kleinen silbernen Glocke, die auf ihrem Tisch stand. Schwester Lerben trat gleich darauf ein, und die Äbtissin trug ihr auf, die rechtaire um ihr sofortiges Erscheinen zu ersuchen.
    Kurz darauf war ein Klopfen zu vernehmen, die Tür schwang auf und Schwester Síomha trat ein. Als sie Fidelma sah, verzog sich ihr Mund zu einem Grinsen unverhohlener Verachtung.
    »Ihr habt mich rufen lassen, Mutter Oberin?«
    »Ich habe Euch vorgeladen«, antwortete Fidelma barsch.
    Schwester Síomha starrte sie verblüfft an, und ihr selbstgefälliger Gesichtsausdruck verschwand.
    »Vor kurzem habe ich Euch gefragt, ob Ihr über alle Mitglieder der Gemeinschaft Rechenschaft ablegen könnt. Ihr sagtet, daß dem so sei. Nun erfahre ich, daß dies bei zwei Schwestern keineswegs zutrifft: Schwester Comnat und Schwester Almu. Warum wurde ich falsch informiert?«
    Schwester Síomha war errötet und blickte schnell zur Äbtissin hinüber, die kaum merklich zu nicken schien.
    »Ihr müßt die Mutter Oberin nicht um Erlaubnis bitten, bevor Ihr meine Fragen beantwortet«, belehrte sie Fidelma mit schneidender Stimme.
    »Wir können über alle Mitglieder unserer Gemeinschaft Rechenschaft ablegen«, verteidigte sich Schwester Síomha. »Ich habe Euch nicht falsch informiert.«
    »Ihr habt mir nichts von Comnat und Almu erzählt.«
    »Was hätte ich Euch auch erzählen sollen? Sie sind in einer Mission nach Ard Fhearta unterwegs.«
    »Sie sind nicht in der Abtei.«
    »Aber wir können über sie Rechenschaft ablegen.«
    Fidelma stöhnte verzweifelt auf.
    »Spitzfindigkeiten!« spottete sie. »Ist Euch die Wissenschaft der Bedeutungsunterschiede, sind Euch Wortbildung und -beugung denn wichtiger als die Wahrheit?«
    »Ihr habt nicht …«, begann Schwester Síomha, doch diesmal war es Äbtissin Draigen, die ihr ins Wort fiel.
    »Wir müssen Schwester Fidelma helfen, so gut wir können, Schwester Síomha«, sagte sie, woraufhin ihr die junge Schwester einen überraschten Blick zuwarf. »Sie ist schließlich eine dálaigh der Gerichtsbarkeit.«
    Es entstand eine kurze Pause.
    »Wie Ihr meint, Mutter Oberin«, entgegnete Schwester Síomha und senkte den Kopf.
    »Nun, soweit ich verstanden habe«, begann Fidelma entschlossen, »halten sich zwei Mitglieder der Gemeinschaft zur Zeit nicht in der Abtei auf?«
    »Ja.«
    »Und sie sind die beiden einzigen Nonnen, über die Ihr keine Rechenschaft ablegen könnt?«
    »Wir können über sie Rechenschaft …«, setzte Schwester Síomha an, unterbrach sich jedoch, als sie den auflodernden Zorn in Fidelmas Miene bemerkte. »Es hält sich zur Zeit sonst niemand außerhalb der Abtei auf«, bestätigte sie.
    »Ich habe gehört, daß sie vor drei Wochen nach Ard Fhearta aufgebrochen sind.«
    »Ja.«
    »Sicher dauert die Reise dorthin und zurück nicht so lange? Wann wurde ihre Rückkehr erwartet?«
    Es war Äbtissin Draigen, die gestand: »Es ist wahr, Schwester. Sie sind überfällig.«
    »Überfällig?« Fidelma hob verächtlich eine Augenbraue. »Und niemand dachte daran, mich davon in Kenntnis zu setzen?«
    »Es ist in dieser Angelegenheit nicht von Belang«, warf die Äbtissin ein.
    »Ich beurteile, was in dieser Angelegenheit von Belang ist und was nicht«, entgegnete Fidelma mit eisiger Stimme.
    »Habt Ihr seit ihrer Abreise irgendeine Nachricht von den Schwestern erhalten?«
    »Nein«, antwortete Schwester Síomha.
    »Und wann wurden sie zurückerwartet?«
    »Nach zehn Tagen.«
    »Habt Ihr den zuständigen bó-aire

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