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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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anhängen.«
    Fidelma nickte, wandte sich, zu Äbtissin Draigens offensichtlicher Erleichterung, um, nahm ihre Kerze wieder in die Hand und ging der Äbtissin voraus die Treppe hinunter. Sie hatten das Erdgeschoß des Turmes gerade erreicht, als ein dumpfes Klopfen Fidelma innehalten ließ. Es war das gleiche Geräusch, das sie in der duirtbech gehört hatte. Das heftige Poltern von Holz auf Holz hallte aus der Tiefe durch den Turm.
    Fidelma wandte sich der dunklen Ecke zu, aus der das Geräusch am lautesten zu hören war, und ging vorsichtig, die Kerze vor sich hertragend, darauf zu.
    »Das ist nur die Treppe, die in die darunterliegende Höhle führt«, erklang Draigens Stimme hinter ihr.
    »Hat denn nie jemand nachgeforscht, woher dieses Poltern kommt?« fragte Fidelma, als sie die oberste Treppenstufe erreichte.
    »Nein, warum sollten wir?« schnaubte Draigen nervös. »Jedenfalls kommt es nicht aus unserem subterraneas. «
    Fidelma spähte hinunter in die Finsternis.
    »Es scheint aber doch von dort zu kommen. Ihr sagtet, daß es wahrscheinlich dadurch entsteht, daß Wasser in eine Höhle unter der Abtei einströmt.«
    »Das glaube ich zumindest«, erwiderte Draigen, klang jedoch keineswegs restlos überzeugt. »Wohin geht Ihr?« fragte sie, als Fidelma die steinernen Stufen in die Höhle hinunterzusteigen begann.
    »Ich will nur nachsehen …«. Fidelma beendete ihren Satz nicht, sondern folgte der schmalen Treppe nach unten.
    Die darunterliegende Höhle war leer und inzwischen wieder ruhig. Enttäuscht blickte Fidelma sich um. Es gab keinen Platz, wo sich jemand verstecken konnte, nur ein paar Kisten in einer Ecke. Fidelma unterdrückte einen Seufzer und begann, sich in der Finsternis mit einer Hand an der kalten Mauer entlangtastend, wieder die Treppe hinaufzusteigen.
    Die Masse, in die sie plötzlich hineingriff, war feucht und klebrig, und sie wußte bereits, was es war, noch bevor sie ihre Finger im Licht der Kerze betrachten konnte. Dann untersuchte sie die Mauer. Sie entdeckte einen Blutfleck. Er war noch frisch.
    »Was ist los, Schwester?« kam Draigens Stimme fragend von oben.
    Fidelma wollte es ihr gerade erklären, überlegte es sich jedoch anders.
    »Nichts, Mutter Oberin. Es ist nichts.«
    Draußen im Hof begegneten sie einer höchst beunruhigten Schwester Lerben.
    »Irgend etwas ist passiert, Mutter Oberin«, begrüßte sie sie atemlos. »Die einfältige Schwester Berrach sitzt schluchzend in ihrer Zelle. Ich habe Licht im Turm gesehen, jedoch schon lange keinen Gongschlag mehr gehört. Irgend etwas stimmt nicht mit der Aufsicht über die Wasseruhr.«
    Äbtissin Draigen legte der jungen Frau eine Hand auf die Schulter.
    »Wappnet Euch, Kind. Schwester Síomha ist ermordet worden. Berrach hat es getan …«
    »Das wißt Ihr nicht mit völliger Sicherheit«, unterbrach Fidelma. »Laßt uns gehen und das Mädchen befragen, bevor wir ihr die Schuld zuweisen.«
    Doch Schwester Lerben war bereits mit der Neuigkeit davongeeilt und weckte die schlafende Gemeinschaft mit lauten Rufen. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Alle wachten auf und erfuhren, was geschehen war. Äbtissin Draigen befahl einer vorbeikommenden Novizin, in die Schlafhäuser zu gehen und den Aufruhr zu besänftigen, doch bevor sie noch reagieren konnte, wimmelte der Hof schon von verängstigten Schwestern. Erregte und wütende Stimmen redeten wirr durcheinander. Kerzen und Lampen wurden angezündet, und die Schwestern, die sich eilig angekleidet oder Umhänge um ihre Schultern geworfen hatten, versammelten sich in kleinen Grüppchen und unterhielten sich in furchtsamem oder aufgebrachtem Tonfall.
    Schwester Berrach schien sich in ihrer Zelle verbarrikadiert zu haben. Lerben kehrte zurück und meldete, Berrachs klagendes Heulen sei noch immer zu hören, eine sonderbare Mischung aus Gebeten und volkstümlichen Verwünschungen.
    »Was sollen wir tun, Mutter Oberin?«
    »Ich werde zu ihr gehen und mit ihr reden«, schaltete sich Fidelma entschlossen ein.
    »Das ist keine gute Idee«, riet ihr die Äbtissin ab.
    »Warum nicht?«
    »Ihr wißt, wie stark Berrach ist, trotz ihrer Behinderung. Sie könnte Euch angreifen.«
    Fidelma lächelte müde.
    »Ich glaube nicht, daß ich vor Schwester Berrach Angst haben muß. Wo ist ihre Zelle?«
    Schwester Lerben warf einen Blick zur Äbtissin hinüber und deutete dann auf eines der Schlafhäuser.
    »Sie bewohnt die letzte Kammer in diesem Gebäude, Schwester. Aber solltet Ihr Euch nicht

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