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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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kurz.
    »Wieso seid Ihr da so sicher?«
    Die Äbtissin stieß einen erstickten Laut aus, der ein kurzes, schroffes, zynisches Lachen hatte werden sollen.
    »Ihr habt uns erst vor kurzem einen Vortrag darüber gehalten, Schwester, wie man einen Leichnam an anderen Merkmalen als dem Gesicht erkennen kann. Das sind ihre Gewänder. Am linken Bein findet Ihr eine Narbe, die von einem Sturz herrührt. Außerdem war sie für das erste cadar des Tages für die Beaufsichtigung der Wasseruhr eingeteilt. An all diesen Dingen erkenne ich, daß es sich um Síomha handelt.«
    Fidelma preßte die Lippen zusammen und bückte sich. Sie hob den Saum des Rockes an und sah die Narbe, wo einst im weißen Fleisch des linken Beines eine tiefe Wunde geklafft haben mußte. Dann drehte Fidelma den Leichnam auf die Seite und musterte ihn von vorne. Aufgrund der Blutmenge und der zerschnittenen Kleidung nahm sie an, daß Síomha zuerst durch einen Stich ins Herz getötet und dann enthauptet worden war. Behutsam ließ sie die Tote wieder in ihre ursprüngliche Lage gleiten. Sie warf einen Blick auf die Hände der Leiche und war nicht überrascht, als sie den bräunlich-roten Lehm an den Fingern und unter den Nägeln entdeckte. Dann band sie den Stab aus Espenholz los und las die Inschrift in Ogham.
    »Die Morrigan ist erwacht!«
    Mit dem Stab in der Hand richtete sie sich auf und sah Draigen stirnrunzelnd an.
    Die Äbtissin hatte sich noch nicht ganz vom Schrecken erholt. Ihre Augen waren gerötet, das Gesicht bleich, der Mund verzerrt. Beinahe tat sie Fidelma leid.
    »Wir müssen miteinander reden«, sagte sie sanft. »Bleiben wir hier oder möchtet Ihr lieber anderswo hingehen?«
    »Wir müssen die anderen wecken«, entgegnete Draigen.
    »Zuerst die Fragen.«
    »Dann wäre es besser, wenn Ihr Eure Befragung gleich hier durchführt.«
    »Wie Ihr wünscht.«
    »Eines möchte ich Euch gleich sagen«, fuhr Draigen fort, bevor Fidelma ihre erste Frage formulieren konnte. »Ich habe die Zauberin, die diese Tat begangen hat, bereits erwischt.«
    Fidelma überspielte ihr ungläubiges Staunen.
    »Tatsächlich?«
    »Es war Schwester Berrach. Ich habe sie auf frischer Tat ertappt.«
    Fidelma konnte ihr Erstaunen nicht verbergen. Äbtissin Draigens Ankündigung verschlug ihr die Sprache.
    »Ich denke«, sagte Fidelma nach einer übermäßig langen Pause, »ich denke, Ihr solltet mir zuerst alles der Reihe nach erzählen.«
    Äbtissin Draigen ließ sich unvermittelt auf den Stuhl sinken. Sie wandte den Blick von der Toten ab und heftete ihn auf einen Punkt weit draußen, wo vor dem Fenster das Mondlicht auf dem Wasser glänzte und die dunklen Umrisse des gallischen Handelsschiffes beschien, das in der Meerenge vor Anker lag.
    »Ich habe Euch erzählt, daß Schwester Síomha die Wache über die Klepsydra übernommen hatte, und zwar für das erste cadar , das erste Viertel des Tages, das heißt, von Mitternacht bis zum morgendlichen Ángelus.«
    Fidelma stellte keine Frage. Schwester Brónach hatte ihr die Funktionsweise der Wasseruhr bereits erklärt.
    »Ich fand keine Ruhe und spürte eine eigenartige Beklemmung. Was, wenn Eure Vermutung stimmte und unseren zwei Schwestern auf dem Heimweg von Ard Fhearta etwas Schreckliches zugestoßen war? Ich konnte nicht einschlafen. Und weil ich nicht schlafen konnte, fiel mir auf, daß seit dem letzten Gongschlag, der nach Ablauf jedes Zeitabschnittes ertönen sollte, eine überaus lange Zeitspanne verstrichen war.«
    Die Äbtissin hielt kurz inne, dachte einen Augenblick nach und fuhr dann fort.
    »Mir wurde bewußt, daß der Gong schon einige Zeit nicht mehr zu hören gewesen war. Das paßte gar nicht zu Schwester Síomha, die in solchen Dingen normalerweise sehr pedantisch ist. Ich stand auf, kleidete mich an und ging zum Turm, um herauszufinden, was da nicht stimmte.«
    »Hattet Ihr eine Kerze bei Euch?« unterbrach sie Fidelma.
    Die Äbtissin runzelte bei dieser Frage unsicher die Stirn und nickte dann hastig.
    »Ja, ja. Ich hatte in meinen Gemächern eine Kerze angezündet und benutzte sie, um mir auf dem Weg durch den Innenhof zu leuchten. Ich betrat den Turm und stieg durch die Bibliothek hinauf in das Skriptorium. Als ich gerade weiter hinaufsteigen wollte, verspürte ich den Drang, nach Schwester Síomha zu rufen. Es war so still. Ich fühlte, daß irgend etwas nicht in Ordnung war, und deshalb rief ich sie.«
    »Erzählt weiter«, drängte Fidelma, als sie zögerte.
    »Einen Augenblick später kam ein

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