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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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schüttelte den Kopf.
    »Ich bin kein Schreiber. Mein Vater war Fischer. Er ist ertrunken. Ich wollte nicht so enden, deshalb trat ich in den Stand der Geistlichkeit ein, sobald ich das Alter der Reife erreicht hatte.«
    »Ihr wart also hier, bevor Draigen auftauchte?«
    »O ja. Sie kam in die Abtei, als sie fünfzehn war, also bereits volljährig. Ihre Eltern waren beide gestorben, und so entschied sie sich für ein Leben im Kloster. Zumindest ist das die Geschichte, an die ich mich erinnere. Draigen erhielt ihre Erziehung und Ausbildung hier.«
    »Und welche Stellung hattet Ihr damals inne?«
    Febal reckte stolz die Brust.
    »Ich war schon doirseór , der Pförtner der Abtei.«
    »Eine Vertrauensstellung«, stimmte Fidelma zu. »Wie kam es, daß Draigen Eure Frau wurde?«
    »Wie Ihr wißt, werden in einigen Klöstern die Mitglieder ermutigt, zu heiraten und ihre Kinder als gehorsame Diener Christi zu erziehen. Ich muß zugeben, ich fühlte mich zu Draigen hingezogen. Sie war hübsch und intelligent. Ich weiß allerdings nicht, was sie damals in mir gesehen hat, außer daß ich hier bereits eine verantwortungsvolle Stellung bekleidete.«
    »Versucht Ihr mir gerade mitzuteilen, daß sie Euch womöglich nur wegen Eurer Position als doirseór geheiratet hat?«
    »Das wäre ein ebensoguter Grund wie jeder andere.«
    »Wie haben sich die Dinge verändert? Wie hat sich Draigen in ihre gegenwärtige Stellung hochgearbeitet? Und wie kam es zur Trennung zwischen Euch?«
    Auf Febals Gesicht trat Verbitterung, wenn auch nur für einen Augenblick.
    »Sie war listig wie eine Schlange«, zischte er. Bei der wortwörtlichen Wiederholung der Redewendung, die Draigen selbst nur wenige Stunden zuvor benutzt hatte, mußte Fidelma lächeln. »Die alte Mutter Oberin, Äbtissin Marga, war eine gütige, vertrauenswürdige Seele. Die Jahre gingen dahin, und Draigen wuchs heran. Oh, ich will gar nicht bestreiten, daß sie sehr klug ist. Die Bildung, die sie hier empfing, fiel bei ihr auf fruchtbaren Boden, und so lernte sie, die Tochter eines armen Bauern, fließend Griechisch, Latein und Hebräisch sowie unsere eigene Sprache, und sie kann all diese Sprachen mühelos lesen und schreiben. Sie kennt die Bibel in- und auswendig und kann Kapitel und Vers genauestens angeben. Sie ist ein kluger Kopf, doch dahinter verbirgt sich ein schlechter Charakter. Glaubt mir, ich weiß, wovon ich rede.«
    Febal hielt inne und verzog angewidert das Gesicht.
    »Aber Ihr habt sie geheiratet«, ließ Fidelma nicht locker.
    Febal blickte sie an.
    »Ja, aber das muß nicht heißen, daß ihr Ehrgeiz mir gefiel. Sie hat die Grenzen übertreten, die sich für eine Frau geziemen.«
    Fidelma zog die Mundwinkel nach unten.
    »Welches sind denn diese Grenzen?« fragte sie schroff.
    »Als Christin solltet Ihr das eigentlich wissen«, erwiderte Febal in selbstgefälligem Ton.
    »Dann helft mir auf die Sprünge.« Ein empfindsamerer Mensch als er hätte den Ärger in ihrer Stimme vielleicht bemerkt.
    »Schrieb nicht der heilige Paulus in seinem ersten Brief an die Korinther: ›Wie in allen Gemeinden der Heiligen lasset eure Weiber schweigen in der Gemeinde, denn es soll ihnen nicht zugelassen werden, daß sie reden, sondern sie sollen untenan sein … Wollen sie aber etwas lernen, so lasset sie daheim ihre Männer fragen. Es steht den Weibern übel an, in der Gemeinde zu reden.‹«
    »Ihr glaubt also, Frauen hätten in Abteien und Kirchen nichts zu suchen?« Fidelma hatte dieses Argument schon oft gehört.
    »In der Kirche haben die Frauen den Männern zu gehorchen«, verkündete Bruder Febal. »Paulus sagt, ebenfalls in seinem Korintherbrief: ›Der Mann aber ist des Weibes Haupt … Und der Mann ist nicht geschaffen um des Weibes willen, sondern das Weib um des Mannes willen.‹ Und in seinem ersten Brief an Timotheus schrieb er: ›Einem Weibe aber gestatte ich nicht, daß sie lehre, auch nicht, daß sie des Mannes Herr sei, sondern stille sei.‹ Kann man es noch deutlicher sagen?«
    »Das sind die Worte eines ganz gewöhnlichen Mannes, des Paul von Tarsus«, bemerkte Fidelma trocken, »und nicht die Worte Christi. Aber ist es nicht um so erstaunlicher, daß diese Worte Euch nicht davon abhielten, in ein conhospitae einzutreten und darüberhinaus auch noch eine Nonne zu heiraten?«
    Febals Augen glühten haßerfüllt.
    »Ich war damals noch sehr jung. Doch Eurer Erwiderung entnehme ich, daß Ihr Paulus, der durch Christus die göttliche Erleuchtung empfing, das

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