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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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ihrer Eltern –, doch seine Klage wurde abgewiesen.«
    »Abgewiesen?« Fidelma runzelte die Stirn. »Es klingt doch ganz so, als hätte Adnár das Recht auf seiner Seite.«
    »Dennoch wurde sie abgewiesen. Jeder wußte, daß ich mit Draigen verheiratet gewesen war, und offensichtlich hatte Adnár Mitleid mit mir.«
    »Und habt Ihr diese Beziehung ausgenutzt?«
    »Warum sollte ich sie ausnutzen, und wie?«
    »Ihr wart schließlich verbittert über Draigens Verhalten. Schlug sich das nicht in Euern Diensten für ihren Bruder nieder?«
    Febal lächelte, doch es lag weder Wärme noch Humor in seinem Lächeln.
    »Ich brauchte sie gar nicht auszunutzen. Bruder und Schwester haßten sich von Anfang an. Adnár gab Draigen die Schuld am Verlust seines Erbes, und Draigen gab Adnár die Schuld am Tod ihrer Eltern.«
    »Man könnte behaupten, daß Ihr Euch eine Stellung in Adnárs Haus suchtet, um die beiden gegeneinander auszuspielen. Um noch mehr Streit zwischen ihnen zu entfachen. Man könnte behaupten, daß Ihr Lügen über Draigen verbreitet habt. Die Sache mit ihrer Vorliebe für Novizinnen, zum Beispiel?«
    »Das ist nicht wahr. Es gab ohnehin genügend Streit zwischen den beiden. Adnár bot mir an, bei ihm in Dún Boí zu bleiben, und ich akzeptierte sein Angebot. Ich empfand eine gewisse Genugtuung darüber, daß es Draigen nicht gelungen war, mich ganz aus meiner Heimat zu vertreiben.«
    »Aber Ihr müßt Draigen gegenüber doch auch Haß und Rachegelüste empfinden?«
    »Niemand weiß, wie sehr ich diese Frau aus tiefster Seele hasse. Aber wenn Ihr meint, daß ich Lügen über sie verbreite, dann sucht doch Schwester Brónach auf und fragt sie, ob die Äbtissin das Bett mit Schwester Lerben teilt.«
    Fidelma war überrascht, daß Bruder Febal seine Anschuldigung plötzlich präzisierte.
    »Das werde ich tun. Doch erlaubt mir, Bruder, Euch daran zu erinnern, daß Haß kein Grundsatz unseres Glaubens ist. Sprach Johannes nicht mit den Worten unseres Erlösers: ›Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebt habe, auf daß auch ihr einander liebhabt.‹«
    Bruder Febal stieß ein verbittertes Lachen aus.
    »Christus sprach von der Nächstenliebe. Draigen aber ist eine Schlange, eine Teufelin … der Teufel. Und ruft Petrus uns nicht auf, den Teufel zu hassen und wachsam zu sein? Ich halte mich an Petrus, und ich hasse die Schlange, die zum Oberhaupt dieser Gemeinschaft wurde.«
    Febals Wut auf die Äbtissin war so heftig, daß die Kluft zwischen ihnen mit gesundem Menschenverstand niemals zu überbrücken war.
    »Dann hat Euch also lediglich Eure Wut dazu veranlaßt, Adnár gegenüber zu behaupten, die Tote ohne Kopf sei vermutlich von seiner Schwester ermordet worden? Welche Begründungen habt Ihr sonst für Eure Anschuldigung? Erzählt mir bloß nicht, das sei ja allgemein bekannt.«
    Febal warf ihr einen raschen Blick zu.
    »Ihr wißt also nicht, daß Draigen schon einmal getötet hat?«
    Diese Antwort hatte Fidelma nicht erwartet.
    »Einen solchen Vorwurf müßt Ihr erst einmal beweisen. Wen hat sie getötet?«
    »Eine alte Frau, die in den Wäldern dieser Gegend hauste.«
    »Wann war das?«
    »Kurz bevor sie in die Gemeinschaft eintrat, mit fünfzehn.«
    »Ach so? Dann wart Ihr also nicht unmittelbar Zeuge dieser Tat?«
    »Nein. Aber die Geschichte ist bekannt.«
    »Ah. Sie ist bekannt«, wiederholte sie mit sarkastischem Unterton. »Und wem ist sie bekannt?«
    »Es gab Gerüchte …«
    »Gerüchte sind keine Beweise …«
    »Dann fragt Schwester Brónach.«
    »Warum Schwester Brónach?«
    »Die Alte, die Draigen getötet hat, war Brónachs Mutter.«
    Sprachlos vor Staunen starrte Schwester Fidelma Febal an.
    »Laßt mich das noch mal klarstellen«, sagte sie nach einer Weile leise. »Wollt Ihr damit sagen, daß Äbtissin Draigen die Mutter von Brónach getötet hat? Derselben Brónach, die heute ihre doirseór ist?«
    »Derselben«, brummte Febal gleichgültig.
    »Und wollt Ihr damit sagen, daß Brónach das weiß?«
    »Selbstverständlich. Fragt sie, wenn Ihr mir nicht glaubt. Und sie wird auch bestätigen, daß Lerben mit der Äbtissin das Lager teilt.«
    Fidelma schwieg.
    »Ich bin sicher, daß Ihr alles glaubt, was Ihr da sagt«, bemerkte sie nach einer Weile. »Eine so absonderliche Geschichte muß einfach der Wahrheit entsprechen, denn wenn sie gelogen wäre, könnte man das mühelos herausfinden. Ihr habt jedoch noch nicht erzählt, ob es sich um eine rechtswidrige

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