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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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schicken, um Euch in der Abtei abzuholen und Euch anschließend wieder sicher hierher zurückzubringen.«
    Er grinste und griff in die schmale Ledertasche, die an seinem Gürtel befestigt war.
    »Und seht mal, was ich hier habe!« Er zog einen kleinen Geldbeutel hervor. »Im Namen Torcáns fungiere ich außerdem als Überbringer der Geldbuße, die Ihr ihm auferlegt habt. Soviel ich weiß, soll sie den mildtätigen Werken der Abtei zugute kommen.«
    Fidelma nahm den Beutel mit den Münzen und verstaute ihn, in Gedanken versunken, in ihrer emmena , ohne sich die Mühe zu machen, das Geld nachzuzählen.
    »Ich werde dafür sorgen, daß das weitergeleitet wird.« Sie dachte über die Einladung nach. Da sie sowieso gern mehr darüber erfahren wollte, wie man in Dún Boí über die Situation in der Abtei dachte, nahm sie den Vorschlag schließlich an. »Ihr könnt Adnár bestellen, daß ich seinen Bootsführer erwarten werde.«
    Sie gingen ein Weilchen schweigend weiter, dann fragte Fidelma: »Kanntet Ihr Schwester Síomha?«
    »Wer kannte sie nicht?« Die Antwort klang wie eine höfliche, aber nichtssagende Floskel.
    »Das müßt Ihr mir näher erklären.«
    »Als rechtaire der Abtei bekleidete Schwester Síomha hier das zweithöchste Amt nach der Äbtissin. Sie kam häufig in die Festung meines Gebieters.«
    »Zu welchem Zweck?« fragte Fidelma überrascht.
    »Ihr müßt wissen, daß Adnár nicht gerade auf freundschaftlichem Fuß mit der Äbtissin steht. Deshalb regelte Schwester Síomha alle Angelegenheiten zwischen der Abtei und ihm.«
    »Gab es denn viele Angelegenheiten zu regeln?« hakte Fidelma nach.
    »Als Häuptling an dieser Küste kontrolliert Adnár einen Großteil des Handels, und die Abtei benötigt immer wieder Güter und Transporte, über die Adnár informiert werden muß. Deshalb hatte Schwester Síomha häufig dienstlich mit Adnár zu tun.«
    »Pflegte Schwester Síomha auch freundschaftlichen Umgang mit Adnár?«
    »Sehr freundschaftlichen.«
    Fidelma warf Bruder Febal einen raschen Blick zu, doch sein Gesicht war ausdruckslos. Sie war nicht sicher, ob sich seine Tonlage verändert hatte.
    »Wie gut kanntet Ihr Schwester Síomha?« fragte sie, einer Eingebung folgend.
    »Ich kannte sie, aber nicht sonderlich gut.« Die Antwort kam in entschiedenem Ton.
    Sie hatten den Anlegesteg der Abtei erreicht. Fidelma ging voraus, die Stufen hinunter und am Strand entlang auf eine Gruppe von Felsen zu, die, nahe am Ufer, einen guten Platz zum Hinsetzen und gleichzeitig Schutz vor dem Nordwind boten. Die Sonne stand jetzt hoch am wolkenlosen blauen Himmel. Ihre Strahlen waren zwar noch schwach, wärmten jedoch schon ein wenig, wenn man nicht gerade im Schatten saß. Nur das klagende Geschrei herabstürzender Möwen und das leise Plätschern des Wassers gegen den mit Kieseln übersäten Strand unterbrachen die Stille.
    Fidelma nahm auf einem bequemen, von der Sonne erwärmten Felsen Platz und wartete, bis Bruder Febal sich ebenfalls gesetzt hatte.
    »Als Ihr gestern über Äbtissin Draigen spracht, habt Ihr vergessen zu erwähnen, daß Ihr mit ihr verheiratet wart.«
    »Spielt das denn eine Rolle?«
    »Ich glaube schon. Angesichts dessen, was Ihr über sie zu berichten hattet, spielt es meiner Meinung nach eine große Rolle. Soweit ich Adnár verstanden habe, wart Ihr es, der die Vermutung aussprach, sie könnte für den Tod der Unbekannten im Brunnen verantwortlich sein. Ob das nun stimmt oder nicht – es zeigt, daß Ihr einander nicht ausstehen könnt.«
    Febal errötete und starrte auf seine Sandalen, als verspüre er urplötzlich den Drang, sie eingehend zu untersuchen.
    »Offensichtlich hegt Ihr nicht gerade freundschaftliche Gefühle für Eure frühere Frau«, bemerkte Fidelma. »Vielleicht würde es weiterhelfen, wenn Ihr mir erzähltet, wie Ihr sie kennengelernt habt?«
    Febal starrte noch ein Weilchen auf seine Füße und runzelte dabei die Stirn, als könne er sich nicht so recht entscheiden.
    »Na schön. Ich war siebzehn, als ich hier in die Abtei Der Lachs aus den Drei Quellen eintrat. Damals war es ein gemischtes Kloster, ein conhospitae . Die Oberin zu jener Zeit hieß Äbtissin Marga. Sie war eine aufgeklärte Frau, und sie war es auch, die als erste unsere Schreiber beauftragte, die Bücher in unserer Bibliothek zu kopieren, um sie an andere Bibliotheken zu verkaufen oder gegen andere Werke einzutauschen.«
    »Warum seid Ihr in die Abtei eingetreten? Wart Ihr an Büchern interessiert?«
    Febal

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