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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Betty
    aufpassen dürfen. Cindy hat allerdings keine Eltern mehr. Sie
    wurden bei der Arbeit als Bibliothekare erschossen.«
    »Kommt dir das nicht merkwürdig vor?«
    Spike zuckte die Achseln. »In so einer Branche wie meiner
    kann man eigentlich gar nicht beurteilen, was merkwürdig ist.«
    »Verstehe. Willst du wirklich nicht beim SuperHoop mitspielen?«
    »Ich würde lieber einem Werwolf die Reißzähne ziehen.
    Verdammt, ist das langweilig hier!« Er trat aufs Gas und überholte eine Autokolonne, die sich in den dichten Verkehr einzufädeln versuchte. »Ich hab die Scheiße satt. Tod, breite deinen
    schwarzen Mantel über uns!«
    Spikes Wagen schoss die Auffahrt hinauf, während plötzlich
    ein heftiger Sturzregen niederging. Obwohl die Wischer auf
    Hochtouren arbeiteten, sah man nicht das Geringste. Spike
    schaltete die Scheinwerfer an, und wir rasten knapp vor einem
    riesigen Sattelschlepper hinaus auf die Überholspur. Ich warf
    einen Blick auf den Tacho. Wir fuhren fast hundertsechzig.
    »Findest du nicht, wir sollten ein bisschen langsamer fahren?«, schrie ich, aber Spike grinste bloß wie ein Irrer und
    überholte einen Wagen auf der falschen Seite.
    Wir waren schon bei hundertachtzig, als Spike zum Fenster
    hinauszeigte. »Schau!«, sagte er.
    Ich blickte hinaus, aber da war nichts als strömender Regen.
    Erst als ich länger hinstarrte, glaubte ich einen schwachen
    Lichtschein erkennen zu können. Es hätte eine reine Sinnestäuschung sein können, aber Spikes geübtes Auge ließ sich nicht
    täuschen. Er wusste, was wir vor uns hatten: einen schmalen
    Spalt in dem schwarzen Vorhang, der die Lebenden von den
    Toten trennt.
    »Los geht's!«, rief er fröhlich und riss das Lenkrad herum.
    Der Seitenstreifen der Autobahn rutschte unter uns weg, die
    Leitplanken blieben zurück, einen Augenblick lang reckten sich
    mir die abgestorbenen Aste des toten Baumes im strömenden
    Regen entgegen, und wir segelten durch die Luft. Ich bereitete
    mich auf einen schweren Aufprall vor, aber der kam nicht. Wir
    glitten lautlos dahin, und eine Sekunde später rollten wir auf
    eine nächtliche Autobahn-Raststätte. Der Regen hatte aufgehört, aber der nachtschwarze Himmel war ohne Sterne. Wir
    hatten unser Ziel erreicht.

    28.
    Raststätte Dauntsey
    Die Kunst ist lang, die Zeit ist flüchtig,
    Und unsere tapferen Herzen schlagen,
    Wie dumpfe Trommeln, ach so tüchtig,
    Den Marsch zum Tod fast ohne Klagen.
    HENRY WADSWORTH LONGFELLOW,
    Psalm des Lebens

    Wir fuhren über den Parkplatz und stellten den Wagen neben
    Formbys Bentley ab. Der Wagen des Präsidenten war leer, aber
    der Zündschlüssel steckte.
    »Scheint so, als wären wir noch in der Zeit. Hast du einen
    bestimmten Plan?«
    »Na ja, soviel ich weiß, funktioniert es am besten, wenn man
    eine Leier einsetzt und singt. Außerdem ist es besser, wenn man
    nicht zurückschaut, hab ich gehört.«
    »Ich glaube, das ist nur optional. Ich hab eine andere Strategie: Wir suchen den Präsidenten, schnappen ihn, und dann
    hauen wir schleunigst ab. Jeder, der sich uns in den Weg stellt,
    kriegt eins über den Schädel. Was meinst du?«
    »Wow!«, sagte ich. »Du hast dir das alles wirklich genau überlegt, was?«
    »Na ja«, sagte er. »Es ist wenigstens nicht kompliziert.«
    Spike warf einen Blick auf die Leute, die in das Hauptgebäu-de der Raststätte eintraten. »Dieser Eingang ist nicht bloß für
    Unfälle auf der Autobahn«, murmelte er, machte den Kofferraum auf und holte eine Pump-Gun heraus. »Wenn ich sehe,
    wie viele Leute da reingehen, würde ich sagen, dass hier ganz
    Wessex und wahrscheinlich auch Teile von Oxfordshire abgefertigt werden können. Früher brauchte man so was nicht.
    Früher kratzte man einfach ab, und dann ging es rauf oder
    runter.«
    »Und was hat sich geändert?«
    Spike riss eine Packung Patronen auf und schob sie einzeln
    in seine Schrotflinte. »Es hat was mit der Säkularisierung zu
    tun, aber im wesentlichen sind es die verbesserten Notfallmaßnahmen der Medizin: Blutkonserven, künstliche Beatmung,
    Defibrillatoren. Der Tod hat dich schon am Wickel, du kommst
    hierher, dann wirst du wiederbelebt und haust wieder ab.«
    »Na schön. Und was macht der Präsident hier?«
    Spike füllte seine Taschen mit Munition und schob sein abgesägtes Schrotgewehr in den Mantel. »Ein Versehen. Er gehört
    genauso wenig hierher wie wir beide. Bist du bewaffnet?«
    Ich nickte.
    »Dann wollen wir mal sehen, was los ist. Und benimm dich
    bitte wie eine

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