Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
Waffe.
    Richtig, da lag sie. Direkt vor mir unter dem Auto. Ich hatte gut
    vorgesorgt.
    Meine Hände schlossen sich um die Automatic, ich legte den
    Sicherungshebel um, trat zwei Schritte zurück und fing an zu
    feuern. Der Mann in der Uniform rannte weg und suchte
    Deckung hinter einer Gruppe von Neuankömmlingen, die sich
    kreischend zerstreuten. Vorsichtig näherte ich mich der Raststätte.
    Das Restaurant schien jetzt weitestgehend verlassen. Spike
    fand ich im Shopping-Bereich, von wo aus man nicht nur das
    Restaurant, sondern auch den Zugang zur Fußgängerbrücke
    beherrschte. Jeder, der auf die Nordseite wollte, musste an uns
    vorbei. Ich ließ das leere Magazin fallen und lud meine Waffe
    nach.
    »Der große Bursche in der Uniform ist Chesney, mein ehemaliger Partner bei SO-17«, sagte Spike, während er seine
    Schrotflinte nachlud. »Das Halstuch verdeckt die Stelle, wo ich
    ihm den Kopf abgetrennt habe. Deshalb muss er ihn dauernd
    festhalten.«
    »Ach, ja? Ich hab mich schon gefragt, warum er ständig die
    Hand auf dem Kopf hat. Aber wenn sein Hals durchtrennt ist,
    dann müsste er doch eigentlich tot sein, nicht wahr?«
    »Normalerweise schon. Ich nehme an, dass er die Wächter an
    der Pforte besticht oder so was. Wahrscheinlich betreibt er
    illegales Seelen-Recycling oder dergleichen.«
    »Warte mal«, sagte ich. »Noch mal langsam zum Mitschreiben. Dein Ex-Partner Chesney ist tot und betreibt ein illegales
    Seelen-Recycling, indem er Seelen aus dem Jenseits herausholt?«
    »Scheint so. Dem Tod sind die einzelnen Leute egal, der interessiert sich bloß für seine Quoten. Letzten Endes ist eine abgeschiedene Seele genau wie die andere.«
    »Und das heißt
    »Genau. Chesney schnappt sich gesunde, lebende Seelen und
    tauscht sie gegen die von Verstorbenen aus.«
    »Normalerweise würde ich sagen, dass du mich verarschen
    willst, Spike, aber irgendwie hab ich den Eindruck, du meinst es
    ernst.«
    »So ist es. Er verdient bestimmt gar nicht schlecht. Ich nehme an, auf diese Weise ist Formbys Fahrer verschwunden,
    dieser Mallory. So, und jetzt sag ich dir meinen Plan: Wir
    machen einen Austausch. Du stellst dich als Geisel zur Verfügung, dafür kriegen wir den Präsidenten zurück. Ich bringe
    Formby nach London, und dann komme ich wieder und hole
    dich raus.«
    »Ich habe noch einen besseren Vorschlag«, erwiderte ich.
    »Wie wäre es, wenn du dich als Geisel zur Verfügung stellst,
    und ich hole Hilfe?«
    »Ich dachte, dein Busenfreund Orpheus hat dir so viel von
    hier unten erzählt, dass du alles im Griff hast?«, sagte Spike
    leicht verärgert.
    »Ach, das war doch nur Kaffeeklatsch«, sagte ich. »Du dagegen bist schon oft hier gewesen. Hast du mir nicht gerade
    erzählt, man könnte mit einem Schlauchboot über den Styx
    paddeln?«
    »Na ja«, sagte Spike zögernd. »Das war mehr eine theoretische Überlegung.«
    »Eigentlich hast du keine Ahnung, was los ist, nicht wahr?«
    »Nein. Aber für zehn Riesen nehme ich schon mal ein Risiko
    auf mich.«
    Wir hatten keine Gelegenheit mehr, uns weiter zu streiten,
    denn plötzlich lagen wir unter Feuer. Einer der versprengten
    Gäste im Laden schrie erschrocken, als sich das Zeitschriftenregal in Konfetti auflöste. Ehe ich wusste, wie mir geschah, hatte
    Spike seine Pump-Gun in die Decke gefeuert, wo der Geschosshagel einen Beleuchtungskörper zertrümmerte, der in einem
    Funkenregen herabfiel.
    »Hast du gesehen, wer auf uns geschossen hat?«, fragte Spike.
    »Nein, aber ich glaube, der Beleuchtungskörper war's nicht.«
    »Na, auf irgendwas musste ich schließlich schießen.«
    Er sprang auf und feuerte erneut, und ich war dumm genug,
    seinem Beispiel zu folgen. Ich hatte gedacht, es wäre nicht so
    schlimm, dass ich keine Ahnung hatte, weil Spike ja Bescheid
    wusste. Jetzt, wo ich wusste, dass dem nicht so war, schien
    Flucht die einzig sinnvolle Alternative. Nachdem wir ein paar
    Mal sinnlos in den Flur geballert hatten, zogen wir uns wieder
    hinter die Ecke zurück.
    »Chesney!«, rief Spike. »Ich will mit dir reden!«
    »Was willst du hier?«, kam es zurück. »Das hier ist mein Revier.«
    »Lass uns die Köpfe zusammenstecken«, sagte Spike, und ich
    unterdrückte ein Kichern. »Ich bin sicher, wir finden eine
    allseits befriedigende Lösung.«
    Es entstand eine Pause. Dann hörte man Chesneys Stimme
    erneut. »Nicht schießen. Wir kommen raus.«
    Chesney kam aus der Deckung, unmittelbar neben dem Kinder-Hubschrauber und einem WillSprech-Coriolan.

Weitere Kostenlose Bücher