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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Tote. Wir wollen keine Aufmerksamkeit auf uns
    lenken.«
    Gemessenen Schrittes bewegten wir uns auf die Raststätte zu,
    während Abschleppwagen die leeren Fahrzeuge der toten Seelen
    an uns vorbeizogen und im Nebel der Abfahrt damit verschwanden.

    Wir öffneten die Glastür der Raststätte und gingen mit starrem
    Blick an dem uniformierten Werber des Automobil-Clubs
    vorbei, der uns eine Mitgliedschaft andrehen wollte. Das Innere
    war gut beleuchtet, roch leicht nach Desinfektionsmitteln und
    sah praktisch genauso aus wie jede andere Raststätte, die ich je
    gesehen hatte. Der Unterschied lag in den Besuchern. Sie unterhielten sich gedämpft und leise, und ihre Bewegungen waren so
    müde, als laste die Bürde des Lebens übermächtig auf ihren
    Schultern. Außerdem stellte ich fest, dass zwar viele Menschen
    in die Raststätte eintraten, aber kaum jemand wieder hinausging.
    Wir kamen an den öffentlichen Telefonen vorbei, die sämtlich außer Dienst waren, und betraten das Restaurant, in dem es
    nach Pizza und Tee roch. Die Besucher saßen an den Tischen,
    mal einzeln und manchmal in lockeren Gruppen. Sie unterhielten sich leise, lasen veraltete Zeitungen oder nippten an ihrem
    Kaffee. Fast alle hatten kleine Schilder mit Nummern auf ihren
    Tischen, was darauf hindeutete, dass sie auf das Essen warteten,
    das sie bestellt hatten.
    »Sind diese Leute alle tot?«, fragte ich.
    »Beinahe. Aber das hier ist nur der Eingang. Schau mal da
    rüber.« Spike zog mich zur Seite und zeigte auf die Fußgängerbrücke, die vom südlichen Teil der Raststätte, in dem wir uns
    befanden, in sanftem Bogen über die Autobahn auf die Nordseite führte. Dort allerdings war außer Nebel nichts zu erkennen.
    »Sie scheinen alle nur in eine Richtung zu gehen«, stellte ich
    fest.
    »Genau. Da drüben liegt das unentdeckte Land, von des Bezirk kein Wandrer wiederkehrt«, sagte Spike. »Das ist die letzte
    Reise, die wir je machen.«
    Die Kellnerin rief eine Nummer aus. »Zweiunddreißig?«
    »Hier!«, rief ein Paar in unserer Nähe.
    »Vielen Dank, Sie werden jetzt auf der anderen Seite erwartet.«
    »Auf der anderen Seite?«, wiederholte die Frau. »Ich glaube,
    das ist ein Irrtum. Wir haben zweimal Fisch und Chips mit
    Erbsen bestellt.«
    »Nehmen Sie bitte die Fußgängerbrücke da drüben und gehen Sie auf die Nordseite. Vielen Dank!«
    Das Ehepaar grummelte etwas und murmelte vor sich hin,
    aber dann standen die beiden doch auf, stiegen langsam die
    Treppenstufen hinauf und gingen über die Brücke zur Nordseite. Während ich zusah, wurden ihre Umrisse immer undeutlicher, und schließlich verschwanden die beiden Gestalten vollkommen. Ich fröstelte, und um mich ein wenig zu trösten,
    richtete ich meine Blicke auf die Autobahn, wo die Lebenden
    unter der Brücke dahinrasten. Ich konnte die Fahrbahnen mit
    ihrem lebhaften Feierabendverkehr zwar nur verschwommen
    erkennen, aber die Scheinwerfer leuchteten, der regennasse
    Asphalt glänzte, und man spürte förmlich, wie die Menschen
    sich darauf freuten, nach Hause zu kommen. Was, um Himmels
    willen, hatte ich hier zu suchen?
    Spike riss mich aus meinen Gedanken, indem er mich in die
    Seite stieß und mit dem Finger auf die andere Seite des Restaurants zeigte. Dort saß ein einzelner Mann mit weißen Haaren an
    einem der Tische.
    Ich hatte Präsident Formby schon bei früheren Gelegenheiten gesehen, aber das war mindestens zehn Jahre her. Wenn die
    Vorhersagen meines Vaters zutrafen, würde der Präsident in
    sechs Tagen sterben, und das sah man ihm leider auch an. Er
    war schrecklich dünn, und seine Augen waren tief in die Höhlen gesunken. Seine Zähne, die fast schon eine Art Wahrzeichen
    waren, standen weiter denn je vor. Das Leben in der Unterhaltungsindustrie ist sehr anstrengend, und das Politikerleben erst
    recht. Formby gab sich alle Mühe, am Leben zu bleiben, um
    Kaine an der Machtergreifung zu hindern, aber er wusste, dass
    er nicht mehr viel Zeit hatte.
    Ich wollte schon aufstehen, aber Spike sagte leise: »Ich glaube, wir sind zu spät dran. Schau dir die Nummer auf seinem
    Tisch an!« Auf dem Tisch des Präsidenten schimmerte eine 33.
    Plötzlich spürte ich, wie Spike erstarrte, als hätte er jemand
    gesehen, aber dann ließ er die Schultern sinken und wandte sich
    ab, als wollte er nicht erkannt werden.
    »Hör zu«, sagte er leise. »Bring den Präsidenten zu meinem
    Wagen, ehe die Kellnerin wiederkommt. Ich muss draußen
    noch was erledigen. Lass dich auf keinen

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