04_Es ist was Faul
Sein quasi
überlebender Komplize mit dem Präsidenten trat neben ihn.
»Hallo, Spike«, sagte Chesney. Er war wirklich sehr groß,
auch wenn er aussah, als hätte er keinen Tropfen Blut mehr im
Körper. »Ich habe dir nie verziehen, dass du mich umgebracht
hast.«
»Vampire töten ist mein Beruf, Dave. Du bist zum Vampir
geworden, und ich musste dich töten.«
»Du musstest?«
»Natürlich. Du warst gerade dabei, deine Zähne in den Hals
einer achtzehnjährigen Jungfrau zu schlagen und sie zu deiner
willenlosen Sklavin zu machen.«
»Meine Güte! Jeder hat doch ein Hobby.«
»Spielzeugeisenbahnen und Briefmarkensammeln kann ich
noch hinnehmen«, sagte Spike. »Aber für die Weiterverbreitung
des Vampirismus haben wir null Toleranz.« Er zeigte auf Chesneys Hals. »Wirklich ein hässlicher Kratzer.«
»Sehr witzig. Was hast du uns vorzuschlagen?«
»Ganz einfach. Ich will Präsident Formby zurück.«
»Und was kriegen wir dafür?«
Spike drehte sich um, so dass seine Schrotflinte auf meinen
Bauch zeigte. »Ich gebe euch Thursday. Sie hat noch 'ne Menge
Leben in sich. Schätzchen, gib mir deine Kanone!«
»Was?«, schrie ich voller Empörung.
»Tu, was ich sage. Der Präsident muss geschützt werden,
koste es, was es wolle. Das hast du mir selber gesagt.«
Ich gab ihm die Automatic.
»Sehr brav. Und jetzt beweg dich.«
Langsam ging ich durch die Halle, während die überall am
Boden versteckten Besucher der Raststätte mit morbider Begeisterung zusahen. Zehn Schritte vor den beiden Untoten blieb ich
stehen, direkt neben den Videospielen.
»Schickt den Präsidenten her!«, befahl Spike.
Chesney nickte seinem Komplizen zu, und der ließ Formby
los. Der Präsident war jetzt völlig verwirrt, taperte aber brav zu
meinem Begleiter.
»Jetzt schick mir Thursday!«, verlangte Chesney.
»Hey!«, sagte Spike. »Benutzt du immer noch diesen rostigen
alten SpecOps-Revolver? Hier, nimm dir doch ihre Automatic!
Die braucht sie ja jetzt nicht mehr.«
Damit warf er meine schöne Automatic seinem Ex-Partner
hin. Der Trick funktionierte. Chesney streckte die andere Hand
aus und vergaß für einen kurzen Augenblick, dass er mit dieser
Hand seinen Schädel festhalten musste. Sofort begann sein Kopf
heftig zu schwanken. Er versuchte rasch, ihn noch zu erwischen,
machte damit aber alles nur schlimmer. Sein Kopf fiel an seinen
fahrigen Händen vorbei vornüber vom Hals und schlug auf den
Boden wie ein saftiger Weißkohl. Der Anblick brachte auch
seinen Komplizen völlig aus dem Konzept, er starrte Chesneys
Kopf ungläubig nach und wurde von einem Schuss aus Spikes
Pump-Gun in eine Wolke aus Staub und Knochensplittern
verwandelt. Ich fand es ungerecht, dass Spike den ganzen Spaß
allein haben sollte, also schnappte ich mir Chesneys Kopf und
kickte ihn durch die offene Tür des Spielsalons, wo er genau im
SlamDunk!-Basketballkorb landete und dreihundert Punkte
erzielte.
»Tja!«, sagte Spike grinsend, als wir schließlich sein Auto erreichten. »Chesney hat wirklich ein bisschen den Kopf verloren,
was meinst du?«
»Nein«, sagte ich. »Diesen Kalauer hab ich jetzt nicht gehört.«
»Ist das eine Art Disneyland?«, fragte Formby, während wir
ihn auf dem Rücksitz verstauten.
»In gewisser Weise, Herr Präsident«, sagte ich, während wir
mit quietschenden Reifen die Auffahrt zur Autobahn hochpreschten. Niemand versuchte uns aufzuhalten, und ein paar
Sekunden später fuhren wir bei leichtem Regen in hellem
Tageslicht westwärts auf der M4. Es war, wie ich mit einem
Blick aufs Armaturenbrett feststellte, genau 17 Uhr 03, und wir
hatten noch genug Zeit, um den Präsidenten zu einem Telefon
und Kaines Ermächtigungsgesetz im Parlament damit zu Fall zu
bringen. Ich streckte meine Hand aus, und Spike gab mir meine
Automatic zurück, die immer noch vom Staub des wandelnden
Leichnams bedeckt war.
»Hast du seinen Gesichtsausdruck gesehen, als sein Kopf
runterfiel?«, fragte Spike kichernd. »Solche Augenblicke sind
echte Highlights in meinem Beruf!«
29.
Die ehemalige Cheshire Cat
Wie unsere Reporter berichten, hat King Canute ein weiteres Beispiel für dänische Dummheit geliefert. Der dänische
Monarch hat den Versuch unternommen, die Gezeiten in
der Nordsee zu stoppen! Natürlich ließ die Flut sich nicht
aufhalten, und das dusselige Staatsoberhaupt wurde patschnass. Die dänischen Behörden zögerten allerdings nicht, unsere Berichterstatter und die gesamte britische
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