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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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kniete mich dann neben Friday.
    »Haben Bismarck und deine Großmutter sich etwa … geküsst?«
    »Tempor incididunt ut labore«, erwiderte er, »et dolore magna aliqua.«
    »Ich hoffe, das heißt: nein keineswegs, Schätzchen.« Ich füllte
    seine Schnabeltasse, und dabei verhakte mein Ehering sich am
    Henkel. Ich starrte ihn hoffnungsvoll an. Landen war wieder da!
    Ich machte eine Faust und griff nach dem Telefonhörer.
    »Hallo?«, sagte Landen.
    »Ich bin es, Thursday.«
    »Thursday!«, rief Landen mit einer Mischung aus Erleichterung und Besorgnis. »Was ist denn mit dir gewesen? Ich habe
    im Schlafzimmer auf dich gewartet, und dann hab ich gehört,
    wie die Haustür zugeschlagen wurde. Hab ich etwas falsch
    gemacht?«
    »Nein, Landen, hast du nicht. Du bist bloß wieder genichtet
    worden.«
    »Bin ich jetzt immer noch genichtet?«
    »Natürlich nicht.«
    Es entstand eine Pause.
    Eine lange Pause.
    Eine zu lange Pause.
    Ich betrachtete meine Hand. Mein Ehering war wieder weg.
    Ich seufzte, legte auf und kehrte mit schwerem Herzen zu
    Friday zurück. Während er sein Bad nahm, rief ich Aubrey an
    und versuchte, ihn wegen der fehlenden Spieler zu beruhigen.
    Er solle das Training fortsetzen, während ich neue Spieler
    suchte. Ich wusste zwar nicht, wo ich sie hernehmen sollte, aber
    das sagte ich nicht. Ich hätte »alles im Griff«, behauptete ich.
    »Ich muss jetzt auflegen«, sagte ich schließlich. »Ich muss
    Friday die Haare waschen, und dazu brauche ich beide Hände.«

    Als ich Friday schließlich Pinocchio vorlas, erschien ein großer
    getigerter Kater auf dem Kleiderschrank in meinem Schlafzimmer. Er erschien allerdings nicht auf einmal, sondern stückchenweise. Erst kam die Schwanzspitze, dann folgten die Füße
    und schließlich ein breites Grinsen. Als er in Alice in Wonderland seine Arbeit aufnahm, hieß der Kater noch Grinsekatze
    oder The Cheshire Cat, aber seit der Gebietsreform ist er der
    Verwaltungsbezirk-Warrington-Kater, und weil das kein
    Mensch aussprechen kann, nannte man ihn in der BuchWelt
    bald nur noch den Kater. Sein eigentlicher Name war Archibald, aber den benutzte nur seine Mutter, wenn sie mit ihm
    schimpfte.
    Er arbeitete bei der Jurisfiktion sehr eng mit uns zusammen,
    denn er war der Leiter der Großen Bibliothek, in der jedes Buch
    aufbewahrt wird, das je geschrieben wurde. Den Kater einen
    Bibliothekar zu nennen wäre aber eine Untertreibung gewesen.
    Er war ein Super-Bibliothekar, der Bibliothekar aller Bibliothekare. Er wusste alles über die Bücher. Vor allem, wann sie
    gelesen worden waren und von wem. Nur aus welchem Buch
    Yorrick Kaine stammte, das wusste er nicht.
    Friday kicherte vergnügt, als der Kater erschien, und zeigte
    mit dem Finger auf ihn. Ich beendete meine Geschichte, gab
    Friday seinen Gutenachtkuss und knipste das Licht aus.
    »Guten Abend!«, sagte der Kater und folgte mir die Treppe
    hinunter. »Ich habe Informationen für Sie.«
    »Worüber denn?«
    »Yorrick Kaine.«
    Er setzte sich auf die Mikrowelle, während ich Tee machte.
    »Also, was hast du herausgefunden?«, fragte ich.
    »Ich weiß jetzt, dass ein Alligator keine Alligationen macht,
    sondern dass es sich dabei um ein Reptil handelt. Es sieht so
    ähnlich aus wie ein Krokodil.«
    »Ich meine, im Hinblick auf Yorrick Kaine.«
    »Je nun. Ich habe alles sorgfältig durchforstet, aber er erscheint in keinem Personenverzeichnis, weder in der Großen
    Bibliothek noch im Brunnen der Manuskripte. Er stammt
    weder aus einem Roman, noch aus der Lyrik, einem Sachbuch,
    einer Witzesammlung, einem Strickmuster, Rätselheft oder
    Drama.«
    »Du bist doch sicher nicht hergekommen, um mir zu sagen,
    dass du gescheitert bist, Chesh«, sagte ich. »Sag mir, was du
    entdeckt hast.«
    Seine Augen blitzten, und seine Schnurrhaare zuckten. »Ein
    Privatverlag!«, verkündete er mit selbstgefälligem Stolz.
    Das war ein hervorragender Hinweis. Ich war gar nicht auf
    die Idee gekommen, in dieser Ecke zu suchen. Die im Selbstverlag erschienenen Bücher waren eine bizarre Mischung von hoch
    spezialisierten Lokalgeschichten, Gedichtsammlungen, Gesamtausgaben der wahrhaft Talentlosen – und gelegentlichen Trouvaillen. Wenn solche Texte wirklich veröffentlicht wurden,
    gelangten sie selbstverständlich in die Große Bibliothek, aber
    das war in diesem Fall nicht geschehen.
    »Bist du sicher?«
    Der Kater gab mir eine Karteikarte. »Ich wusste ja, es ist Ihnen wichtig. Deshalb habe ich meine Beziehungen

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