04_Es ist was Faul
flüchten – er würde bluten und sterben und
altern wie ein gewöhnlicher Mensch.
Kaine fing an zu lachen. »Tja, das ist ja wirklich ein Wendepunkt meiner Geschichte! Vielen Dank, Mister Kater!«
Der Kater schnaubte verächtlich und schaute zur anderen
Seite.
»Du hast mir einen großen Gefallen getan«, fuhr Kaine fort.
»Jetzt kann ich England endlich zu neuem Ruhm führen, ohne
dass du und deine Bande von fiktionalen Idioten sich einmischen. Endlich kann ich die letzten Spuren einer sentimentalen
Gesinnung hinter mir lassen, die mich an mein fiktionales
Vorbild gefesselt hat. Mister Kater, das wieder vereinigte englische Volk und ich sind dir wirklich zu Dank verpflichtet.« Er
lachte erneut und wandte sich mir zu. »Und Sie, Miss Next,
werden ab sofort keine Chance mehr haben, auch nur in die
Nähe Ihrer absurden Ziele zu kommen!«
»Es gibt immer noch die Siebte Offenbarung«, sagte ich etwas
schwach.
»Dass ihr den SuperHoop gewinnt? Mit diesem zusammengewürfelten Haufen von Losern? Ich fürchte, Sie überschätzen
Ihre Möglichkeiten hei weitem, meine Dame. Mit Goliath und
dem Ovinator auf meiner Seite stehe ich sehr viel besser da!«
Wieder lachte er, sah auf die Uhr und verließ mit raschen
Schritten den Hangar. Wir hörten seinen Wagen starten, dann
fuhr er davon.
»Tut mir leid«, sagte der Kater und schaute immer noch in
die andere Richtung. »Ich musste mir rasch etwas einfallen
lassen. Aber auf diese Weise hat er wenigstens nicht gleich
heute Abend gewonnen.«
Ich seufzte. »Das hast du schon richtig gemacht, Kater. Die
Blaue Fee zu rufen, wäre mir nie eingefallen.«
»Das war echt gut, nicht?«, sagte der Kater. »Riechen Sie diese leckeren Törtchen mit frischer Sahne?«
»Nein.«
»Ich auch nicht. Wen wollen Sie denn im Mittelfeld spielen
lassen?«
»Wahrscheinlich Biffo«, sagte ich langsam, hob meine Automatic wieder auf und tauschte das Magazin aus. »Und Stig
soll den Torjäger machen.«
»Aha. Na ja, viel Glück jedenfalls«, sagte der Kater und verschwand.
Ich seufzte und sah mich in dem verlassenen Hangar um.
Das fiktionale Blut und die Leichen von Medusa, Beowulf und
dem Tyrannosaurus waren verschwunden. Wäre nicht das
zerstörte Luftschiff gewesen, wären keine Spuren von der
Schlacht zurückgeblieben, die hier stattgefunden hatte. Wir
hatten eine Niederlage vermieden, aber auch nicht den Sieg
über Kaine errungen, auf den ich gehofft hatte. Ich wollte
gerade zum Ausgang gehen, als ich merkte, dass der Warrington-Kater zurückgekehrt war und auf dem Griff eines Elektro-karrens balancierte.
»Haben Sie Stig gesagt oder klick?«, fragte er.
»Ich habe Stig gesagt«, sagte ich, »und ich wünschte, du würdest nicht dauernd so auftauchen und wieder verschwinden –
davon wird einem ja schwindlig.«
»In Ordnung«, sagte der Kater und verschwand diesmal ganz
langsam. Er begann mit der Schwanzspitze und endete mit dem
Grinsen, das noch lange zurückblieb, nachdem er schon weg
war.
37.
Vor dem Spiel
Alle sechsundsiebzig Mitglieder der Idolatorischen Freunde
des hl. Zvlkx verbrachten die letzte Nacht auf einem Friedensmarsch, der sie zu allen Wirkungsstätten des Heiligen
in unserer Stadt führte. Der Marsch begann auf dem Parkplatz von Tesco's und führte an sieben Kneipen, sechs
Wettbüros und Swindons führendem Bordell vorbei, ehe er
mit einem stillen Gehet an der Stelle endete, wo der hl.
Zvlkx letzte Woche nach dem Zusammenprall mit einem
23er-Bus an den Folgen des Unfalls verstarb. Die Prozession
verlief vollkommen friedlich, wurde allerdings mehrfach
von einer Frau gestört, die als ihren Künstlernamen Shirley
angab und behauptete, der Heilige schulde ihr Geld.
SWINDON DAILY EYESTRAIN,
22. Juli 1988
Ich traf um acht am Krocket-Stadion ein. Die Fans standen
schon an den Kassen Schlange und hofften, die besten Plätze
auf der Tribüne zu kriegen. Man winkte mich durch, und ich
stellte den Porsche auf dem reservierten Parkplatz des ClubManagers ab. Aubrey erwartete mich vor den Kabinen, wo er
aufgeregt auf und ab ging.
»Nun?«, sagte er. »Wo ist unser restliches Team?«
»Die kommen um eins.«
»Können wir sie nicht ein bisschen früher herschaffen? Wir
müssen doch noch unsere Taktik besprechen.«
»Nein«, sagte ich. »Die kommen schon rechtzeitig. Es hat
keinen Sinn, ihnen menschliche Zeitvorstellungen aufzwingen
zu wollen. Sie spielen in unserer Mannschaft, das ist die Hauptsache.«
»Na schön«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher