04_Es ist was Faul
Spielern beginnt, automatisch den Wettkampf‹.«
Er zeigte auf die entsprechende Seite in Band sieben des Regelbuchs. Es stimmte. Die zitierte Regel stand da. Schwarz auf
weiß. Direkt unter den Regeln, die bestimmten, wie viele Rosinen die süßen Brötchen enthalten mussten, die an den ImbissStänden im Stadion verkauft wurden.
Geschlagen! Wir hatten verloren, ehe wir überhaupt einen
Schläger angefasst hatten! Swindon würde es überleben, aber
die Welt würde es nicht überstehen. Die Offenbarung würde
nicht eintreffen, und Kaine und Goliath würden ihre üblen
Pläne ungestört in die Tat umsetzen können.
»Ich gebe bekannt, dass Sie aufgeben«, sagte der Schiedsrichter.
»Nein«, sagte Alf und schnippte mit den Fingern. »Wir haben noch einen Spieler!«
»Wen denn?«
Er zeigte auf mich: »Thursday!«
Ich war völlig perplex. Ich hatte seit Jahren nicht mehr gespielt.
»Einspruch!«, plärrte der Anwalt der Whackers. »Miss Next
ist nicht in Swindon geboren!«
Meine Teilnahme war nur von zweifelhaftem Wert, aber zumindest konnten wir antreten, wenn ich mitspielte.
»Ich bin in St Septyk's geboren«, sagte ich. »Das ist ja wohl
Swindon genug.«
»Na schön«, sagte der Anwalt und blätterte hektisch im Regelbuch. »Aber dafür haben Sie keine Erfahrung. Nach Paragraph 23f, Absatz (g/9) dürfen Sie nur dann an einem Spiel der
Ersten Liga teilnehmen, wenn Sie mindestens zehn Spiele auf
Bezirksebene absolviert haben.«
Ich dachte einen Augenblick nach. »Das habe ich zufällig.«
Das stimmte. Als ich in London war, hatte ich im SpecOpsMiddlesex-Team gespielt. Ich war noch nicht mal so schlecht
gewesen, aber natürlich kein Profi.
»Nach den Regeln der World Croquet League ergeht folgendes Urteil«, sagten die Richter im Sprechchor: »Miss Next ist
berechtigt, ihre Stadt in diesem Turnier zu vertreten.«
O'Fathens starrte sie entgeistert an: »Das ist ja unglaublich!
Was ist denn das für eine blöde Entscheidung?«
Die Richter sahen ihn streng an. »Das ist unsere Entscheidung. Wegen Missachtung des Schiedsgerichts wird den Whackers ein Punkt abgezogen.«
O'Fathens kochte offensichtlich vor Wut, beherrschte sich
aber mit Mühe. Er drehte sich auf dem Absatz um und stolzierte zu seinem wartenden Team. Die gegnerischen Anwälte
schlossen sich an.
»Na, das war ja Klasse!«, lachte Aubrey. »Wir gewinnen noch
vor dem Anpfiff!«
Er versuchte, optimistisch zu klingen, aber es war nicht sehr
glaubwürdig. Wir waren gerade mal sechs Mann – das heißt
eigentlich nur fünfeinhalb – und mussten noch ein ganzes Spiel
spielen.
»Wir haben noch etwa zehn Minuten, ehe es losgeht«, sagte
Alf. »Zieh dir ein Ersatz-Trikot und die Schutzkleidung von
Snake an. Der hat ungefähr deine Größe.«
Ich rannte zur Umkleidekabine und zog mir die Schulterpolster und Stutzen von Snake an. Widdershaine half mir,
indem er die Riemen festschnallte. Ich schnappte mir einen
Ersatz-Schläger und rannte aufs Spielfeld zurück, wo ich mir
noch rasch den Schutzhelm aufsetzte und festzurrte, während
Aubrey uns taktische Anweisungen gab.
»Bei ihren letzten Spielen«, flüsterte er, »haben die Whackers
immer über den rechten Flügel gespielt. Sie benutzen die Bomperini-Eröffnung: Das heißt, sie täuschen in der Mitte an und
spielen dann auf die nicht verteidigte rechte Seite.«
Die Mannschaft nickte, und einer stieß sogar einen leisen
Pfiff aus.
»Aber darauf fallen wir nicht rein. Sie sollen gleich merken,
dass wir auf Angriff spielen. Statt uns zurückzuhalten, werden
wir von Anfang an rocketieren. Smudger, du lässt den Ball zu
Biffo abprallen, und der gibt weiter an Thursday –«
»Warten Sie mal«, sagte Biffo. »Thursday ist bloß dabei, damit wir die Mannschaftsstärke erreichen. Sie hat doch jahrlang
nicht mehr gespielt!«
Das stimmte natürlich. Aber Aubrey hatte noch einen Hintergedanken.
»Genau. Ich will, dass sie Thursday für das Trumpf-As halten! Sie sollen denken, wir hätten das alles genau so geplant.
Wenn wir Glück haben, stellen sie vielleicht einen ihrer besten
Spieler ab, um sie zu decken. Thursday, du musst auf ihren
roten Ball zielen, und Snake geht dazwischen. Unsere Taktik
soll sie verwirren. Und Sie, Penelope, schüchtern die Kerle
einfach bloß ein.«
»Urgh!«, grunzte die Flügelfrau.
»Okay, aber bleiben Sie fair. Nicht mehr Gewalt als unbedingt nötig. Und behaltet die Herzogin im Auge, die schlägt
schon mal auf die Fußknöchel.«
Wir
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