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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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bisschen verlegen. »Aber ich erwarte auch eine Gegenleistung.«
    »Und die wäre?«
    »Nun ja«, sagte er langsam, und sein Blick senkte sich auf
    meine Schuhspitzen. »Ich habe mich gefragt, ob Sie und ich
    vielleicht –«
    »Vielleicht was?«
    »Vielleicht eine Runde Golf spielen könnten. Am Sonntag.
    Nur ein paar Löcher.« Seine Augen begannen zu leuchten. »Ich
    meine, vielleicht gefällt's Ihnen ja. Wenn Sie einmal einen
    Schläger in der Hand gehabt haben, werden Sie bestimmt nie
    wieder ganz davon loskommen! Wir werden niemandem etwas
    sagen, auch meiner Frau nicht. Was meinen Sie?«
    Ich lachte. »Ich bin um neun auf dem Platz.«
    »Da müssten Sie aber sehr lange warten. Vor elf fange ich am
    Sonntag nicht an.«
    »Dann eben um elf.«
    Ich schüttelte ihm die Hand und verließ das Gebäude als
    freier Mensch. Manchmal kommt die Rettung wirklich aus
    einer Ecke, wo man sie gar nicht erwartet.

    7.
    Die LitAgs
    Die Goliath Corporation hat gestern grundsätzlich allen lästigen Spekulationen ein Ende gemacht, indem sie ein umfassendes Dementi herausgab. »Wir bestreiten alles, das
    heißt alles, was Sie bisher gehört haben, und alles, was Sie
    vielleicht in Zukunft noch hören«, sagte Mr Toedee, der PRChef von Goliath. Das Dementi war eine Reaktion auf die
    wachsende Beunruhigung der Öffentlichkeit über die Entwicklung der Goliath-Rüstungsabteilung. »Es ist ganz einfach«, fuhr der Goliath-Sprecher fort. »Solange wir noch
    nicht endgültig als Glaubensgemeinschaft anerkannt sind
    und uns nach dem Prinzip Die Wege des Herrn sind unerforschlich jeglicher Überprüfung entziehen können, bestreiten wir vorsorglich, dass wir irgendetwas mit dem Ovinator,
    der Anti-Smite-Technologie, den Speedgrow-Tomaten oder
    den Diatrymas zu tun haben, die im New Forest herumlaufen. Wir bestreiten, dass wir überhaupt wissen, worum es
    sich dabei handelt.« Während die versammelten Journalisten noch fragten Wieso Tomaten? und Was ist ein Ovinator?, erklärte Mr Toedee die Pressekonferenz für beendet,
    segnete alle Anwesenden und zog sich zurück.
    TOAD am SONNTAG,
    3. Juli 1988

    Ich machte mich auf den Weg in die LitAg-Abteilung und
    erzählte dem höchst beunruhigten Bowden, was sich gerade
    abgespielt hatte.
    »Ach, herrje«, sagte er schließlich. »Ist der alte Braxton womöglich ein bisschen verknallt?«
    »Kusch!«
    Das Büro der LitAgs sah aus wie die Bibliothek in einem alten Herrenhaus irgendwo auf dem Land. Es war zwei Stockwerke hoch, und jeder Zentimeter Wandfläche war mit Bücherregalen bedeckt. Eine Wendeltreppe führte zu einer schmalen
    Galerie empor, die rings um den Raum lief und den Zugang zu
    den oberen Reihen ermöglichte. Es war alles ordentlich und
    methodisch, aber nicht halb so lebendig, wie ich es in Erinnerung hatte.
    »Wo sind die Kollegen denn alle?«
    »Tja, früher waren wir acht. Aber die Abteilung ist umstrukturiert worden. Jetzt sind wir nur noch zu dritt: Victor und ich
    und Malin. Der Rest ist versetzt worden – oder entlassen.«
    »Ist das überall so bei SpecOps?«
    Bowden lachte. »Natürlich nicht! Den Schlägertypen von SO14 geht's blendend. Die machen die Drecksarbeit für Yorrick
    Kaine und werden bestens gepäppelt. Und bei SO-1 gibt's auch
    keine Entlassungen –«
    »Thursday! Was für eine reizende Überraschung!«
    Das war Victor Analogy, mein alter Chef. Er war ein älterer
    Herr mit einem Backenbart und einem flotten Tweedanzug.
    Wegen der sommerlichen Hitze hatte er sein Jackett ausgezogen, sah aber trotzdem sehr schneidig aus. Sein fortgeschrittenes Alter änderte daran nichts.
    »Victor! Sie sehen fabelhaft aus!«
    »Sie auch, liebes Mädchen. Was für Teufeleien haben Sie
    denn ausgeheckt, seit wir uns zuletzt gesehen haben?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Sehr gut! Lassen Sie mich raten: Sie waren irgendwo im Inneren der Literatur?«
    »Volltreffer!«
    »Und wie ist es da so?«
    »Eigentlich sehr gut. Manchmal etwas verwirrend, besonders
    bei extremer Überbeanspruchung der Fantasie. Aber sehr
    abwechslungsreich. Und das Wetter ist meistens gut. Kann man
    hier frei sprechen?«
    Victor nickte, und wir setzten uns. Ich erzählte ihnen von der
    Jurisfiktion, vom GattungsRat und allem, was ich erlebt hatte
    als Protokollführerin. Ich erzählte ihnen sogar von meiner
    Beteiligung an der Solution of Edwin Drood, was sie extrem
    amüsierte.
    »Ich habe mich schon immer gefragt, was diese elftägige Lücke im Jahre 1668 bedeutet«, sagte Victor. »Aber sind

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