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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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dieses Geschöpf. Auch wir können von einem Tag
    auf den anderen zu Schimären erklärt und auf die Liste der
    Verbannten Geschöpfe gesetzt werden. Dazu braucht es noch
    nicht einmal ein Gesetz.«
    Wir wandten uns ab, als die beiden uniformierten Beamten
    den Leichensack ausbreiteten und die tote Schimäre hineinschoben.
    »Sie erinnern sich doch noch an Bowden Cable?«, fragte ich.
    »Sie wissen, mein Partner bei LitAg.«
    »Natürlich«, erwiderte Stiggins.
    »Wie geht's Ihnen?«, fragte Bowden.
    Stiggins starrte ihn mit leerem Blick an. Mit albernen
    menschlichen Höflichkeiten gaben sich Neandertaler nicht ab.
    »Uns geht es gut«, sagte Stig schließlich gequält, und man
    merkte, wie lästig er das Ritual fand.
    Bowden war es gar nicht bewusst, dass er Stiggins mit seinem
    Sapiens-Gehabe nur unglücklich machte.
    »Er meint es nicht so«, erklärte ich in der sachlichen Art, wie
    Neandertaler sich gern unterhalten. »Wir brauchen Ihre Hilfe,
    Stig.«
    »Dann gebe ich sie Ihnen gerne, Miss Next.«
    »Was meinen Sie mit Er meint es nicht so?«, fragte Bowden,
    während wir zu einer Bank am Rande des Platzes gingen.
    »Das erkläre ich Ihnen später.«
    Stig setzte sich und sah zu, wie ein weiterer Landrover von
    SO-13 und zwei gewöhnliche Streifenwagen auftauchten, deren
    Besatzungen die inzwischen deutlich angewachsene Zuschauermenge zerstreuten. Er zog ein sorgfältig eingewickeltes
    Lunchpaket heraus und breitete zwei wurmstichige Äpfel, eine
    Tüte mit lebenden Käfern und ein Stück rohes Fleisch vor sich
    aus.
    »Mögen Sie auch einen Käfer?«
    »Nein, danke.«
    »Na, was können wir tun für euch LitAgs?«, fragte er und
    versuchte einen Käfer zu essen, der das nicht wollte und zweimal um Stigs Hand gejagt werden musste, ehe er im Mund des
    Neandertalers verschwand.
    »Was halten Sie davon?«, fragte ich, als Bowden ihm ein Foto
    des Shaxtper-Kadavers zeigte.
    »Das ist ein toter Mensch«, sagte Stig. »Sind Sie sicher, dass
    Sie keinen Käfer möchten? Sie sind wirklich sehr knusprig.«
    »Nein, danke. Und was halten Sie davon?«
    Bowden reichte ihm ein weiteres Foto eines toten Shakespeare-Klons, und dann noch eins.
    »Ist das derselbe? Aus einem anderen Blickwinkel?«
    »Nein, es handelt sich um drei verschiedene Leichen.«
    Der Neandertaler hörte auf, an der ungekochten Lammkeule
    zu kauen, und starrte mich an. Dann wischte er sich die Hände
    an einem großen Tuch ab und betrachtete die Bilder genauer.
    »Wie viele?«
    »Wir wissen von achtzehn.«
    »Ganze Menschen zu klonen war immer illegal«, murmelte
    Stig. »Können wir uns die Leichen mal in der Realität ansehen?«

    Das gerichtsmedizinische Institut war nur ein paar Schritte vom
    SpecOps-Hauptquartier entfernt. Es war ein altes viktorianisches Gebäude, das in einem aufgeklärteren Zeitalter sicher
    abgelehnt worden wäre, und roch nach Formaldehyd und
    Feuchtigkeit. Die Angestellten sahen alle unglücklich aus und
    hatten vermutlich Hobbys, über die ich lieber nichts Näheres
    wissen wollte.
    Der melancholische Chefpathologe, Mr Rumplunkett, sah
    Stiggins mit einer gewissen Gier an. Da Neandertaler nicht als
    Menschen galten, kamen sie auch nicht ins Leichenschauhaus.
    Die Ermordung eines Neandertalers galt formal nicht mal als
    Verbrechen, und so fanden Autopsien nicht statt. Aber Mr
    Rumplunkett war von Natur aus ein neugieriger Mann. Er sagte
    nichts, aber Mr Stiggins wusste genau, was er dachte.
    »Wir sind im Inneren ziemlich genau so wie Sie, Dr Rumplunkett«, sagte er. »Das war ja der Hauptgrund, weshalb wir
    geklont worden sind.«
    »Bitte entschuldigen Sie«, sagte der Chefpathologe verlegen.
    »Es tut mir sehr leid.«
    »Nein, keineswegs«, erwiderte Stig. »Ihr Interesse ist ausschließlich beruflicher Natur und steht im Dienst der Wissenschaft. Wir sind nicht beleidigt.«
    »Wir würden uns gern Mr Shaxtper ansehen«, erklärte Bowden.
    Wir wurden in die Haupthalle des Leichenschauhauses geführt, wo mehrere Leichen mit Zetteln an den Zehen unter
    großen Leintüchern aufgebahrt lagen.
    »Ein bisschen voll hier«, sagte Mr Rumplunkett, »aber zum
    Glück beschweren die Kunden sich nicht. Meinen Sie den
    hier?« Er zog eins der Laken zurück. Der Leichnam hatte eine
    sehr hohe, gewölbte Stirn, tief liegende Augen, einen Schnurrbart und ein kleines Kinnbärtchen. Er sah weitestgehend so aus
    wie der William Shakespeare auf dem Kupferstich von Droeshout auf dem Titelblatt der ersten Folio-Ausgabe.
    »Was meinen Sie?«
    »Na

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