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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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schön«, sagte ich langsam. »Er sieht tatsächlich wie
    Shakespeare aus, aber wenn sich Victor die Haare entsprechend
    kämmt, sieht er wahrscheinlich genauso aus.«
    Bowden nickte. Das war nicht zu leugnen.
    »Ist das der, der das Schnuckiputz-Sonnett geschrieben hat?«
    »Nein, das hat der hier geschrieben.« Bowden zog schwungvoll das Laken von einer weiteren Leiche herunter, die der
    ersten weitgehend glich, aber zwei, drei Jahre jünger zu sein
    schien.
    Ich starrte ihn nachdenklich an, während Bowden bereits
    den nächsten Leichnam enthüllte.
    »Wie viele Shakespeares habt ihr denn eigentlich hier?«
    »Offiziell gar keinen. Wir haben einen Shaxtper, einen Shakespoor und einen Shagsper. Nur zwei davon trugen irgendwelche Schriftstücke bei sich, aber alle haben tintenfleckige Finger
    und sind genetisch identisch. Außerdem sind sie alle an Nahrungsmangel und Unterkühlung gestorben.«
    »Obdachlose?«
    »Eremiten trifft es wohl besser.«
    »Abgesehen davon, dass sie alle zwei linke Augen haben und
    ihre Zehen alle gleich groß sind«, sagte Stiggins, der sich die
    Leichen ebenfalls genau angesehen hatte, »sind sie wirklich
    ziemlich gut. Solche handwerklich saubere Arbeit haben wir seit
    Jahren nicht mehr gesehen.«
    »Es handelt sich um einen Stückeschreiber namens William
    Shakes –«
    »Wir wissen von William Shakespeare, Mr Gable«, unterbrach Stig. »Unsere Lieblingsgestalt ist Caliban aus dem Sturm.
    Es handelt sich um eine weit zurückreichende Rekonstruktion.
    Irgendjemand hat diese Männer aus einem Stück trockener
    Haut oder einem Haar in der Totenmaske rekonstruiert.«
    »Wissen Sie, wo und wann, Stig?«
    Er dachte einen Augenblick nach. »Sie wurden wahrscheinlich Mitte der dreißiger Jahre gebaut«, sagte er schließlich.
    »Damals gab es auf der ganzen Welt höchstens zehn Bio-Labs,
    die dazu in der Lage gewesen sein könnten. Ich glaube, wir
    können davon ausgehen, dass es sich um eins der drei größten
    gentechnischen Laboratorien in England gehandelt hat.«
    »Das ist unmöglich«, sagte Bowden. »Die Produktionsprotokolle von York, Bognor Regis und Scunthorpe sind regelmäßig
    veröffentlicht worden. Es ist gar nicht vorstellbar, dass ein
    Projekt dieser Größenordnung geheim gehalten worden sein
    könnte.«
    »Und doch existieren sie«, erwiderte Stig und zeigte auf die
    drei Leichname, was Bowdens Argument sehr direkt widerlegte.
    »Haben Sie das Genom schon entschlüsselt und eine Spektralanalyse der Spurenelemente gemacht? Eine genauere Betrachtung liefert uns vielleicht ein paar Hinweise.«
    »Zu einer Standard-Autopsie gehört das nicht dazu«, erwiderte Rumplunkett. »Ich muss schließlich auch an mein Budget
    denken.«
    »Wenn Sie auch gleich noch ein Querschnittsprofil der Backenzähne erstellen«, sagte Stiggins bedächtig, »werden wir
    unseren Körper der Gerichtsmedizin vermachen, wenn wir
    sterben.«
    »Sie können darauf warten«, sagte Rumplunkett mit leuchtenden Augen. »Ich fange gleich an.«
    Stig wandte sich wieder an uns. »Wir werden achtundvierzig
    Stunden brauchen, um die Daten zu prüfen. Sollen wir uns
    dann bei uns zu Hause treffen? Es wäre uns eine Ehre.« Er sah
    mir direkt in die Augen, und ich wusste, dass er jede Lüge sofort
    feststellen würde.
    »Ich würde gern zu Ihnen kommen. Ich freue mich darauf.«
    »Wir uns auch. Mittwochmittag?«
    »Ich werde pünktlich sein.«
    Der Neandertaler lüftete seinen Hut, grunzte leise und trollte
    sich.
    »Na«, sagte Bowden, als Stig außer Hörweite war, »ich hoffe,
    Sie mögen Käfer und Sauerampfer zu Mittag.«
    »Wir beide, Bowden. Sie kommen auch mit. Wenn er mit
    mir allein hätte sprechen wollen, hätte er mich eingeladen,
    wenn ich allein bin. Und ich bin sicher, er wird uns etwas zu
    essen geben, was unserem Geschmack mehr entspricht.«
    Als wir blinzelnd wieder hinaus ins Sonnenlicht traten, runzelte ich die Stirn. »Bowden?«
    »Ja.«
    »Hat Stig irgendwas gesagt, was Ihnen merkwürdig vorkam?«
    »Nein, eigentlich nicht. Wollen Sie vielleicht hören, was ich
    für Pläne zur Infil –«
    Bowden hörte mitten im Wort auf zu sprechen, weil plötzlich
    die Zeit stehen blieb. Die Welt hatte aufgehört fortzuschreiten,
    und ich war zwischen einem Augenblick und dem nächsten
    gefangen. Es gab nur einen, der daran schuld sein konnte: mein
    Vater.

    »Hallo, Kichererbse«, sagte er fröhlich und schloss mich in seine
    Arme. »Wie ist der SuperHoop ausgegangen?«
    »Das ist erst am Sonnabend.«
    »Oh!«,

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