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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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meiner Uhr hängen, und es gab
    einen peinlichen Augenblick, als er vorsichtig daran zerrte und
    gleichzeitig die Romantik der Situation zu bewahren versuchte.
    Ich konnte gar nicht anders: Ich fing an zu kichern.
    »Jetzt sei doch bitte mal bisschen ernsthaft!«, sagte er und
    zerrte weiter an meinem Sweatshirt herum. Ich kicherte weiter,
    und dann fing er auch an zu kichern. Ich fing an, sein Hemd
    aufzuknöpfen, und er küsste mich in den Nacken, was angenehm prickelte. Ich versuchte, meine Schuhe abzustreifen, aber
    sie waren zu fest geschnürt, und als ich schließlich doch einen
    abkriegte, flog er durchs ganze Zimmer und riss den Spiegel
    herunter, der auf den Boden fiel und in Stücke ging.
    »Oh, verdammt!«, sagte ich. »Das bringt sieben Jahre Unglück!«
    »Das war nur ein Zwei-Jahre-Spiegel«, sagte Landen. »Beim
    Discounter kriegt man nicht die vollen sieben Jahre.«
    Ich versuchte, auch noch den anderen Schuh abzustreifen,
    rutschte aus und trat Landen ans Schienbein. Was aber insofern
    kein Problem war, als ich nur die Prothese getroffen hatte, die
    er seit Jahren tragen musste. Er hatte im Krimkrieg ein Bein
    verloren. Ich hatte ihn schon öfter getreten, aber diesmal klang
    es gar nicht so hohl wie sonst immer.
    »Hast du ein neues Bein?«
    »Ja, willst du mal sehen?«
    Er zog die Hosen aus und präsentierte eine hochelegante
    Prothese, die aussah, als käme sie von einem italienischen StarDesigner. Glänzendes Metall, sexy Kurven und schimmernde
    Stoßdämpfer. Eine richtige Schönheit war dieses künstliche
    Bein.
    »Wow!«
    »Das hat dein Onkel Mycroft für mich gemacht. Bist du beeindruckt?«
    »Und ob. Hast du das alte behalten?«
    »Ja. Das steht jetzt im Garten, da wächst ein Hibiskus drin.«
    »Welche Farbe?«
    »Blau.«
    »Hell-oder dunkelblau?«
    »Hellblau.«
    »Hast du das Zimmer neu tapeziert?«
    »Ja. Ich hab mir ein Buch mit Tapetenmustern geholt, aber
    dann konnte ich mich nicht entscheiden. Also hab ich einfach
    die Musterseiten nebeneinander geklebt. Die Wirkung ist ganz
    erstaunlich, nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht, ob dieses Regency-Muster wirklich zu Bonzo, dem Wunderhund passt.«
    »Da hast du recht«, sagte er. »Aber zumindest hat mich das
    Musterbuch nichts gekostet.«
    Ich war schrecklich nervös, und er hatte auch Angst. Wir redeten über alles, bloß nicht über das, was uns wirklich beschäftigte.
    »Psst!«
    »Was ist?«
    »War das nicht Friday?«
    »Ich hab nichts gehört.«
    »Mütter haben ein scharfes Gehör. Ich kann ein halbsekündiges Jammern durch fünf Regale im Supermarkt hören.«
    Ich stand auf, um nachzusehen, aber Friday schlief natürlich
    ganz friedlich. Das Fenster war offen, und eine kühle Brise
    bauschte die weißen Vorhänge. Das Licht der Straßenlaterne lag
    auf seinem Gesicht. Er war so klein und verletzlich! Und ich
    liebte ihn so!
    Ich beruhigte mich und hatte mich wieder unter Kontrolle.
    Abgesehen von einem dummen Flirt, bei dem ich sturzbetrunken war und der zum Glück zu nichts führte, hatte ich mich in
    den letzten zweieinhalb Jahren erotisch nicht exponiert. Ich
    hatte seit Ewigkeiten auf diesen Abend gewartet. Und jetzt
    benahm ich mich wie ein zickiger, sechzehnjähriger Backfisch.
    Ich holte tief Luft und machte mich auf den Rückweg in unser Schlafzimmer. Noch auf dem Korridor zog ich mein T-Shirt
    aus, streifte die Hosen, den zweiten Schuh und die Socken ab.
    Vor der offenen Schlafzimmertür blieb ich einen Augenblick
    stehen. Im Inneren war es jetzt dunkel, und es herrschte völlige
    Stille. Das machte alles viel einfacher. Ich zog noch die Wäsche
    aus, tappte leise zum Bett und kuschelte mich zu Landen unter
    die Decke.
    Er trug jetzt einen Pyjama und roch deutlich anders. Dann
    ging plötzlich das Licht an, und der Mann neben mir kreischte
    erschrocken. Es war gar nicht Landen, sondern sein Vater!
    Und neben ihm lag seine Frau, Houson. Sie starrten mich an,
    ich starrte zurück und sagte: »Entschuldigen Sie! Bin wohl im
    falschen Schlafzimmer!« Dann sprang ich aus dem Bett, griff
    nach dem Kleiderhaufen vor der Schlafzimmertür und zog mich
    rasch wieder an.
    Aber ich war nicht im falschen Schlafzimmer, und das Fehlen
    des Eherings an meinem Finger bestätigte meinen schlimmsten
    Verdacht. Landen war mir nur ganz kurz zurückgegeben worden! Er war schon wieder weg. Es war etwas schief gegangen.
    Die Ent-Nichtung hatte nicht richtig geklappt.
    »Kenn ich Sie nicht?«, sagte Houson, die aus dem Schlafzimmer gekommen war und

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