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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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sprachlos an. Mir fiel die Kinnlade runter, und
    ich überlegte, ob ich ihm eine reinhauen oder einfach nur
    losheulen sollte, bis ich bemerkte, dass Landen dieses Gesicht
    machte, das er immer macht, wenn er vermeiden will, dass er
    laut loslacht.
    »Du einbeiniges Miststück!«, sagte ich schließlich und strahlte vor Erleichterung. »Du hast sie ja gar nicht geheiratet!«
    »Hat dich wohl ganz schön geschockt, was?«
    Jetzt war ich echt wütend. »Warum machst du solche blöden
    Witze?«, fragte ich. »Weißt du nicht, dass ich bewaffnet und
    höchst labil bin?«
    »Viel blöder als deine Behauptung, ich wäre genichtet worden, war's auch nicht.«
    »Das war keine blöde Behauptung.«
    »Doch, natürlich. Wenn ich wirklich genichtet worden wäre,
    gäb's doch keinen kleinen Jungen wie den da …!«
    Seine Stimme wurde ganz leise, und plötzlich war unser
    Streit völlig vergessen. Stattdessen richtete sich alle Aufmerksamkeit auf unseren Sohn. Landen sah Friday an, Friday sah
    seinen Vater an, und ich sah beide abwechselnd an. Schließlich
    nahm Friday die Finger aus dem Mund und sagte:
    »Bum.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Weiß nicht. Klingt so, als hätte er etwas vom hl. Zvlkx aufgeschnappt.«
    Landen drückte Friday leicht auf die Nase und sagte: »Klingeling!«
    »Bubbies«, sagte Friday.
    »Genichtet, ja?«
    »Ja.«
    »Das ist die hirnrissigste Geschichte, die ich je gehört habe!«
    »Das kann ich nicht leugnen.«
    Er verzog das Gesicht. »Ich glaube, sie ist zu verrückt, um
    nicht wahr zu sein.«
    Gleichzeitig bewegten wir uns aufeinander zu, und ich stieß
    mit meinem Kopf an sein Kinn. Es krachte, als seine Zähne
    aufeinander schlugen, und Landen stieß einen Schmerzensschrei aus – ich glaube, er hatte sich auf die Zunge gebissen. Es
    war genau, wie Hamlet gesagt hatte: Nichts ist einfach in der
    wirklichen Welt. Er hasste sie deswegen – und ich liebte sie
    deswegen.
    »Was ist denn so komisch?«, fragte mich Landen.
    »Ach«, sagte ich. »Nur etwas, was Hamlet gesagt hat.«
    »Welcher Hamlet? Ist der hier?«
    »Nein, bei meiner Mutter. Er hat eine Affäre mit Emma Hamilton, deren Geliebter, Lord Nelson, offenbar Selbstmord
    begehen will.«
    »Wie das?«
    »Mit Hilfe der französischen Flotte.«
    »Nein, nein«, sagte Landen und schüttelte den Kopf. »Belassen wir's bei der einen verrückten Geschichte. So viel … Unsinn, wie du erzählst, würde ja nicht einmal mir einfallen. Und
    ich bin Schriftsteller.«
    Friday hatte es trotz meiner doppelten Knoten geschafft, einen Schuh abzustreifen, und zerrte jetzt an seinem Socken.
    »Hübscher Bursche, nicht wahr?«, sagte Landen nach einer
    Pause.
    »Kommt ganz nach seinem Vater.«
    »Nein, nach der Mutter. Steckt der Finger eigentlich immer
    in seiner Nase?«
    »Meistens. Man nennt es ›Die Suche‹. Ein netter kleiner Zeitvertreib, mit dem sich kleine Kinder seit Jahrtausenden amüsiert haben. Jetzt reicht's, Friday.«
    Friday zog den Finger mit beinahe hörbarem Plopp aus der
    Nase und gab Landen seinen Teddy-Eisbär. »Ullamco laboris
    nisi ut allquip.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Weiß nicht«, gab ich zu. »Das ist Lore Ipsum – eine Art
    QuasiLatein, mit dem die Setzer früher gearbeitet haben, wenn
    sie Blindtext erstellen mussten.«
    Landen hob eine Braue. »Ist das ein Witz?«
    »Im Brunnen der Manuskripte wird es sehr viel gebraucht.«
    »Bitte, wo?!«
    »Das ist der Ort, wo alle Texte –«
    »Genug!«, sagte Landen und schlug die Hände zusammen.
    »Du kannst nicht den ganzen Tag vor der Tür stehen und
    verrückte Geschichten erzählen. Komm rein und erzähl sie mir
    drinnen.«
    Ich schüttelte den Kopf und starrte ihn trotzig an.
    »Was ist?«
    »Meine Mutter sagt, Daisy Mutlar ist wieder in Swindon.«
    »Ja, sie hat wohl einen Job hier.«
    »Ach, wirklich?«, sagte ich misstrauisch. »Und woher weißt
    du das?«
    »Sie arbeitet für meinen Verleger.«
    »Und du hast dich gelegentlich mit ihr verabredet?«
    »Nein, ganz bestimmt nicht.«
    »Das kannst du beschwören?«
    »Großes Pfadfinder-Ehrenwort!« Er hielt die Hand hoch.
    »Na schön«, sagte ich langsam. »Ich will's dir mal glauben.«
    Ich tippte mir auf den Mund. »Aber reinkommen tu ich erst,
    wenn du mir einen Kuss gibst.«
    Er lächelte und nahm mich in die Arme. Wir küssten uns
    zärtlich, und ich bibberte.
    »Consequat est laborum«, sagte Friday.
    Wir gingen ins Haus, und ich stellte meinen Sohn auf den
    Boden. Seine scharfen Augen begannen sofort nach etwas

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